Beiträge: 5 Mitglied seit: 26.05.2007 IP-Adresse: gespeichert
Hallo ihr Lieben,
nach meinem letzten Beitrag hab ichs ausprobiert. Ich wollte wissen, was so reizvoll und zeitgleich gefährlich an diesem Spiel ist. Also begann ich ein Experiment, welches ich in den Schlafenszeiten meines Kindes machen wollte. (Mittags 2 Stunden, Abends ab 19 Uhr bis etwa Mitternacht. Danach bin ich einfach zu müde.)
1. Spiel - Mittags Es war das erste Mal, dass ich mich alleine, ohne meinen Freund eingeloggt habe. Da ich nur zeitlich begrenzt war, bemerkte ich, dass ein gewisser "Druck" auf mir lag. (Ich hatte nur die 2 Stunden, die meine Tochter Mittagsschlaf hält.) Ich irre mit meinem Charakter durch die Gegend. Kloppe ein bisserl sinnlos und gelangweilt auf das ein oder andere Tierchen. 2 Stunden vergehen durch herumgeirre. Ich weiss nicht wirklich, was ich tun muss.
2. Spiel - Abends Meine Tochter liegt wieder im Bett und ich versuche es nochmal. Ich versuche, eine sog. "Quest" zu lösen und verirre mich laufend in dem Spiel. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich befinde und was ich eigentlich tue. Ich mach einfach das, was der Bildschirm und ein Computerprogramm von mir verlangt. Eigentlich bekloppt.
3. Spiel - Mittags Es ist wieder Mittags - meine Tochter ging eben ins Bett und ich logge mich wieder ein. Ich schau auf die Uhr und stelle fest: Es ist 11 Uhr. Dann schaue ich wieder auf die Uhr und stelle fest - es ist 12:30 Uhr. Ich frage mich, was genau ich in der Zeit gemacht habe? Ich habe eine Gruppenquest gelöst - mit 4 anderen Mitspielern. Ich habe "DarKhans Kopf" - was immer mir das im Leben auch geben soll.
4. Spiel - Abends Es ist abends - mein Freund arbeitet lange. Ich zocke wieder. Langsam gewinnt mein Charakter eine "liebevolle Energie" auf mich. Man plaudert hier oder da mal und trifft auch mal jemanden, den man schonmal gelesen hat. (Kennen ist etwas übertrieben ....) Ich laufe eigentlich nur durch die Gegend und entdecke neue Welten. Eigentlich würde ich lieber ein Buch lesen, aber ich möchte mein selbstauferlegtes Projekt zu Ende bringen, also spiele ich weiter. Wenn ich mich von aussen beobachte, wie ich da förmlich gefesselt vor dem Bildschirm sitze, komme ich mir lächerlich vor. Als mein Freund nach Hause kommt, steigt er sofort ein ins Spiel. Wir zocken noch etwas zusammen und gehen um halb 12 ins Bett. Eigentlich unsere übliche Bettgeh-zeit. Aber heute kann ich nicht einschlafen. Immer wenn ich die Augen schliesse, sehe ich WoW vor mir. Irgendwann döse ich dann weg, wache aber um 3 Uhr wieder auf, weil ich von Wow geträumt habe. Am nächsten Morgen bin ich müde und erschöpft. Die nächste Mittagspause spiele ich nicht, sondern schlafe mit meiner Tochter 2 Stunden.
5. Spiel - Abends Es ist wieder abends und ich spiele wieder. Langsam erkenne ich auch das suchtpotential. Dieses Spiel fesselt in unterschiedlicher Art. Zum einen gibt es eine Menge zu "schaffen", zum anderen eine Menge "zu erreichen". Ausserdem kann man Zeit schinden: "Die eine Quest noch." "Das eine Tierchen noch." "Noch schnell das eine Eichhörnchen herstellen." (Ich bin Ingenieurin im Spiel) Der Abend ist schnell vorbei - diese Nacht schlafe ich sehr gut.
6. Spiel - Mittags Es ist wieder Mittags und ich habe wieder gespielt. Allerdings nur 1 Stunde, dann verliess mich die Lust, durch die Gegend zu rennen. Ich packte nachmittags meine Tochter ein und wir fuhren in die Stadt. Als es leicht zu regnen begann, musste ich an WoW denken. Es scheint, als würde sich die Realität mit dem Spiel vermischen. Sehr gefährlich!
7. Spiel - Abends Es ist wieder Abends und ich will eigentlich TV schauen. Ansich wollte meine Freundin kommen - aber ihre Tochter ist krank. Sie will uns nicht anstecken. Also zocke ich neben dem Fernsehen - aber es langweilt mich beides. Ich verlaufe mich frustriert in Unterstadt und rufe um Hilfe, weil ich nicht mehr hinausfinde. Erst als mein Freund dazu kommt, ist alles anders und es macht mehr Spass. Wir zocken gemeinsam und gehen dann zu Bett. Diese Nacht schlafe ich wieder schlecht. Ich träume von Wow, wache häufig auf, fühle mich unwohl und wie gerädert.
8. Spiel - Mittags Heute Mittag WoW - mein Charakter isst etwas und das Icon soll 15 Minuten da stehen. Als ich wieder mit der Maus drüber gehe, stehen da 10 Minuten. Ich bin entsetzt: 5 Minuten um 2 kleine Tierchen runterzukloppen. (Ich bin Stufe 24, die Tierchen sind Stufe 23.) Mir kommt es vor, als hätte es sich um Sekunden gehandelt - dabei waren es 5 (!!) Minuten. Ich bin so geschockt, dass ich zum Gasthaus zurücklaufe und mich auslogge.
Ich beschliesse, dieses Experiment abzubrechen und mein Fazit zu ziehen (eigentlich wollte ich eine Woche durchhalten.)
- Das Spiel fasziniert durch den Drang, es entdecken zu müssen. Mich langweilte dieses rumgelaufe sehr schnell, aber - es ist klassisch: Wird die langeweile zu gross (und droht, dass Spieler sich ausloggen deshalb), passiert etwas. Das wiederrum fesselt. - Das Spiel gibt Stärke in der Gemeinschaft. Gerade die Gruppenquests festigen, schweissen zusammen. Man erlebt gemeinsam etwas - wobei man hier nicht vergessen darf, dass man eigentlich nichts erlebt. Es ist nichts, was die Zukunft des Menschen prägt, sondern nur die Zukunft des Charakters im Spiel. - Das Spiel geht nach "Zuckerbrot und Peitsche". Man bekommt ersehnte Gegenstände für etwas, was man ableisten muss. Für diese Gegenstände lohnt es sich offenbar, mehrere Stunden online zu sein oder wirr in der Gegend herumzulaufen. - "Die einen gegen die anderen" - der Klassiker, nach dem eigentlich jeder gute Hollywoodstreifen gedreht wird: Die "Guten" gegen die "Bösen". Wir Menschen sind ja doch einfach gestrickt. Die "Bösen" sind natürlich nur "die anderen."
Negativen Seiten: - Es geht viel Zeit verloren. Viel zu viel Zeit, die ich einfach nicht opfern will. Nicht so! Nicht für ein Computerspiel. - Die Knochen werden steif, der Körper baut ab. Allein das stundenlange Sitzen vor dem Rechner, die hohe Konzentration - Anstrengung Pur. - Man vergisst zu trinken und zu essen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Spieler, die lange vor dem Rechner sitzen, durchaus vergessen, ordentlich zu trinken und zu essen. Eher stopft man "mal eben" was zwischendurch rein. Aber man benötigt beide Hände auf der Tastatur, damit sich bei dem Spiel was tut.
Soviel zu meinem "Experiment". Mal sehen, wie schnell ich wieder mein normales Leben leben kann, ohne von WoW zu träumen, oder bei Situationen im Realen Leben an das Spiel zu denken ....
Beiträge: 5 Mitglied seit: 26.05.2007 IP-Adresse: gespeichert
Hmm Einwände sind ganz in ordnung. Allerdings kann ich mein Experiment wenn dann ausschliesslich aus meiner Sicht schreiben. Auch wenn ich "man" schreibe (und damit sicherlich auf gewisse Weise verallgemeinere), ist es doch nur meine Sichtweise/Erfahrungsweise. Bitte nicht den Schuh anziehen, wenn er nicht passt. Einverstanden?
Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert
Provokation brauchen wir hier nicht, priapos. Du hast Deine Meinung gesagt und damit ist es dann gut. Warum ich denke, dass Du im falschen Forum bist?
Genau deshalb. Du befindest Dich im Forum von www.onlinesucht.de, und hier geht es nun einmal um Onlinesucht. Wenn Du dieses Suchtproblem nicht hast, freuen wir uns alle für Dich und wünschen Dir, dass Du es nie bekommst! ...
Alles Gute, der thread wir hiermit geschlossen, denn baer hat m.E. durchaus recht, es klingt von Deiner Seite eher nach Werbung für WoW, als nach einer kritischen Auseinandersetzung damit.