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Beiträge: 2 Mitglied seit: 04.10.2007 IP-Adresse: gespeichert
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Ich weiß nicht mehr von wem ich das Teil bekommen habe, aber irgendwann in den 80ern hat mir jemand ein Tric-o-tronic (http://de.wikipedia.org/wiki/Tricotronic) zum Geburtstag geschenkt. Seit diesem Tag bin ich fasziniert von dem piepsenden Pixelgeflimmer und habe seither "alles" gezockt, was so im Laufe der Jahre auf den Markt gekommen ist (Atari2600, C64, Amiga, Atari ST, PC, Playstation, Xbox, Nintendo ... um nur ein paar bekanntere Beispiele zu nennen).
Für mich war es irrelevant, ob es sich um Rollenspiel, Shooter, Strategiespiel, oder sonstiges handelte. Es war einfach spaßig mit Gleichgesinnten über diese Spiele zu sprechen, sich mit ihnen zu messen, bzw. die technischen Gegebenheiten zu schaffen, dass man überhaupt zocken konnte. Es war auch fantastisch einfach alleine in die virtuellen Welten einzutauchen und Abenteuer zu erleben. In meinem Fall kann ich auch mit Sicherheit behaupten, dass ich keine Probleme damit habe anderen Menschen in der wirklichen Welt zu begegnen, oder neue Kontakte zu knüpfen. Ich bin auch nicht in einem miesen Elternhaus groß geworden (im Gegenteil) und war auch nie wirklich einsam (außer ich habe die Einsamkeit gesucht). Ich begann zu spielen, bevor es Internet gab. Wir trafen uns bei LAN-Parties – man könnte sagen, das Internet ist im spielerischen Sinn irgendwie eine Erweiterung dieses LAN-Party-Netzwerkes – tauschte Erfahrungen, Geschichten und natürlich auch Software aus. Neben den LAN-Parties veranstalteten wir genau so viele Abende mit Gokart fahren, oder Bowling, Kino, oder sonstigen Aktivitäten. Zu meinem Glück hatte ich immer Freunde u. Familienmitglieder um mich, die nebenher auch andere Interessen verfolgten und mich, teilweise freiwillig, teilweise zwangsweise, vom Computer weg holten. Mein Hobby „Computer“ war aber immer gegenwärtig und ich konnte meine Fähigkeiten sogar dahingehend ausweiten, dass ich heute von Computern (bzw. Leuten die sich nicht so gut damit auskennen) leben kann. Mittlerweile verwende ich PCs sowohl beruflich als auch privat, betrachte den Computer aber „in beiden Welten“ als Werkzeug. Einerseits als Werkzeug, das mir dazu dient etwas zu Essen auf den Tisch zu bekommen, und auf der anderen Seite einfach rein zu meinem persönlichen Vergnügen.
Ich möchte mich keinesfalls über jemanden hier lustig machen, der ernsthafte Probleme hat. Ich erkenne die „Onlinesucht“, oder „Computersucht“ als solche an – ja – ich bin vermutlich selbst nicht all zu weit davon entfernt ein Süchtiger zu sein. Man möge mir aber verzeihen, dass mir das Verurteilen einer Herstellerfirma, oder eines Spiels(!) in diesem Zusammenhang wirklich etwas lächerlich vorkommt. Ich meine eine Spielfirma zum Sündenbock meiner zwischenmenschlichen Probleme zu machen ist schon ziemlich kurios. Eine körperliche Abhängigkeit ist zu keiner Zeit gegeben und beinhart gesagt: MAN MUSS JA NICHT spielen – niemand zwingt einen dazu. Das gibt es doch nicht! Schaltet einfach den Rechner aus und lest ein Buch! Da fällt mir ein – gibt es eigentlich eine Website, die auf die Gefahren von „Das schwarze Auge“ hinweist, oder auf das World of Warcraft Brettspiel? Studien gibt es wie Sand am Meer. Die einen behaupten dieses, die Anderen jenes. Die Zahl derer die nicht aus eigennützigen, oder kommerziellen Gründen agieren, ist gering (an dieser Stelle sei einmal ein dickes Lob an die Betreiber dieser Website ausgesprochen). Wenn man jemandem einen Vorwurf machen kann, dann sind es die Eltern, Freunde, und hauptsächlich den Süchtigen selbst. Das ist nur meine Meinung und beruht auf keiner wissenschaftlichen Statistik.
Den Spieltrieb und die Spielsucht gab es vermutlich immer schon. Ich bin mir meiner Spielsucht (ich spreche nicht von Glücksspiel - dahingehend habe ich überhaupt keine Ambitionen) jedenfalls bewusst, seit ich das erste Mal den Tric-o-Tronic – Rekord eines Freundes überbieten konnte. Das "süchtig machende Moment" anno dazumal war der Wunsch, eine höhere Punktezahl zu erreichen als der Kumpel und zwar indem ich mehr fallschirmbestückten Männlein fing als er. Spielsucht hat meiner Ansicht nach viel mehr etwas mit der menschlichen Psyche, als mit World of Warcraft (oder anderen Computerspielen) zu tun. Das einzige was man Blizzard theoretisch unterstellen könnte ist, dass man das Verhalten und Vorlieben von Computerspielern vorab erforscht und für eine gewisse Gruppe von Menschen ein Spiel nach Maß erschaffen haben könnte. Nun – man müsste jede Firma, jede Supermarktkette, alle Wirtschaftstreibenden verurteilen, denn sie alle betreiben Marktforschung und optimieren ihre Produkte in die Richtung der kaufenden Masse. Wenn man das Ganze überhaupt mal unter einem anderen Aspekt betrachtet, nämlich unter dem Gesichtspunkt "Schneller-Höher-Weiter“, dann wird man feststellen, dass das Bedürfnis andere übertreffen zu wollen (fast) überall passt. Es ist eine menschliche Schwäche und ist meiner Meinung nach aber auch mit Grund, warum die Menschen rastlos immer weiter nach Antworten suchen. Sowohl in dieser, als auch in anderen Welten.
World of Warcraft
Es gab schon viele Computerspiele, die mich über einen längeren Zeitraum gefesselt haben, aber ein Phänomen wie World of Warcraft kenne ich aus meiner bisherigen „Spielerlaufbahn“ nicht. Wenn ich manche Beiträge in diesem Forum lese, komme ich nicht umhin mich selbst als „süchtig“ zu bezeichnen, obwohl ich nie zulassen würde, dass meine Existenz, oder die Beziehung zu meinen Freunden, oder meiner Partnerin, durch ein Spiel beeinträchtigt werden.
Es wird für manche Menschen immer schwieriger, denn ich glaube, dass die Technologien künftiger Spiele die Menschen noch mehr in ihren Bann ziehen werden. In jedem Fall sind eine gesunde Psyche und ein gesundes Gesellschaftsleben erforderlich, um nicht komplett in die virtuelle Existenz abzudriften. Ich bin dafür, dass derartige Spiele nicht unter 18 Jahren frei gegeben werden dürfen! Viele der Postings in diesem Forum haben mich sehr schockiert. Mir war nicht bewusst, welche Auswirkungen WoW (bzw. anderer Computerspiele) auf manche Menschen hat. Ich möchte niemanden beleidigen, aber es ist erschütternd zu lesen, wie „leicht“ manche aus der Bahn geworfen werden können und was der Gruppenzwang aus vielen macht.
Zensur, oder ein generelles Verbot lehne ich prinzipiell ab. Vielmehr müssen die Kontrollorgane/funktionen verbessert werden. Dies gilt meiner Meinung nach nicht nur für Comptuerspiele, sondern auch für Bücher, Filme und Events/Lokale.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch zwei Links posten, welche zu Interviews mit Matthias Horx, einem deutschen Trend- u. Zukunftsforscher, führen. Sehr interessant!
1)http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/neues/sendungen/magazin/107316/index.html 2)http://www.horx.com/Cyberspace/PM-Magazin_2006-08.pdf
bearbeitet von marblemadness am 08.10.2007 15:43:57
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