Beiträge: 4 Mitglied seit: 05.07.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hallo, kann sein das ich einige Tipps hier wiederhole, aber ich wollte mal schreiben was bei mir geholfen hat und evtl. auch anderen helfen kann.
Zuerst muss man verstehen warum jemand anfängt sich in andere Welten zu flüchten. 1. Spiele am PC machen Spaß, zumindest den Spielern. 2. Man kann damit dem Alltag entfliehen und in eine andere Welt eintauchen, verschiedene Rollen annehmen. Spielen ist also keine nutzlose Zeitverschwendung, aber warum fängt man an es zu übertreiben?
Ich fing an damals immer mehr zu spielen, als ich persönlich unzufrieden mit meinen Leben war. Ich machte gerade meine Lehre, hatte Stress mit meinen Chef, wenig Geld und war gesundheitlich angeschlagen (Bandscheibenvorfall). Also schaltete ich mein reales Leben zuhause aus und den PC an. Ich denke so geht es den meisten Extremspielern, Stress in der Beziehung, Schule, Arbeit, mit den Eltern, keine Freunde, kein Geld, hundert erfolglose Bewerbungen, Krankheit, usw. führen dazu das man seine Zeit lieber mit einem Spiel verbringt als mit der realen Welt.
1. Tipp: Denken sie darüber nach was für ein Problem ihr Kind/Partner haben könnte. Bei einer passenden Gelegenheit(nicht wenn er vor dem PC sitzt) sollte man mit ihm sprechen und evtl. sich um Abhilfe bemühen.
2. Tipp: PC-Spiele sind ein Hobby, destruktiv darüber herzuziehen hat wenig Erfolg, Sätze wie: "warum sitzt du die ganze Zeit vor dem Scheiß" helfen gar nicht, sondern führen eher zu einer Blockadehaltung. Sinnvoller wäre es sich mal dazuzusetzen und sich anzusehen was man in dem Spiel so machen muss,evtl. sogar mal selber ausprobieren. Vorteil ist, daß man dann mitreden kann und der andere sich ernstgenommen fühlt.
3. Tipp: Vollständiger Entzug des Spiels (DSL kündigen oder Computer wegnehmen) ist nicht zu entfehlen, das erzeugt nur Wut und Abneigung. Besser ist es dem anderen zu sagen was man für ein Problem mit dem ständigen spielen hat, oder welche Probleme (Schule, Beruf) auftreten. Dann sollte man ein vernünftiges Maß finden. Z.B. kann man sagen jeden Tag 2 Stunden, oder alle 2 Tage vier Stunden. Bei WOW kann man jedoch einige Instanzen nur bewältigen wenn man 8-9 Stunden investiert, aber sowas sollte eben nur einmal die Woche vorkommen, z.B. Sonntags. Das ganze sollte man aber auch einhalten, wenn das Kind z.B. nicht hört nach 2 Stunden das Keybord wegnehmen, usw.
4. Tipp: Die Computerfreie Zeit schön gestalten, zum Bsp. miteinander ausgehen, eine Kajak- oder Radtour machen, ins Kino gehen, Freunde besuchen oder sonst was. Mit seiner Partnerin deren Lieblingssendung im TV sehen oder die Küche aufräumen ist nicht besonders attraktiv für einen Hardcore-Spieler. Der süchtige muss sehen das es auch andere Dinge gibt die Spaß machen. Bei solchen Gelgenheiten kann man auch gleich an das schlechte Gewissen appelieren (nicht zu sehr), wie z.B. "Es wäre schön wenn du mir mal etwas mehr im Haushalt helfen würdest...", das war zumindest bei mir wirkungsvoll.
5. Tipp: Drohungen. Wenn der Süchtige sich auf nichts einlässt oder aber sich an Absprachen nicht hält, drohen sie unverholen. Und keine leeren Drohungen!!! "Wenn du dich nicht an die Abmachungen hälst bin Ich/ ist der Computer weg." Wenn sowas nichts nutzt dann tatsächlich verlassen/ PC wegnehmen und nach einiger Zeit wieder das Gespräch suchen.
Bei mir läuft es jetzt so: Spielen tue ich nur wenn: 1. ich keine wichtigen Aufgaben zuhause zu erledigen habe 2. Meine Frau nicht da ist 3. Sie Dienstags ihren Arztserien-Tag (emergenca room) hat. 4. Wenn sie Freitags & Samstags nachts bereits schläft und ich noch Fit bin (Die Tatsache das sie mich morgens gnadenlos zum Frühstück weckt verhindert allzu lange Sitzungen) 5. Wenn ich sie bei einem neuen Spiel um Erlaubnis zum sofortigen Antesten gefragt und síe nichts dagegen hat
unsere gemeinsame Freizeit versuchen wir immer so attraktiv wie möglich zu gestalten, zum Bsp. ins Kino zu gehen usw.
Ich hoffe meine Tipps helfen irgendjemanden, in diesem Sinne,
Beiträge: 2 Mitglied seit: 05.07.2006 IP-Adresse: gespeichert
Insbesondere bei diesem Tipp wird es wohl nicht lange dauern, bis die selbsternannte Expertin dieses Forums auftaucht und dich dafür auszählt.
Ich gebe dir dagegen vollkommen Recht. Wenn Tipp 3 nicht fruchtet. Der PC ist das Suchtmittel. Und was die gute Dame - die leider mit vielen ihrer "Analysen" weit übers Ziel hinaus schießt - auch nicht begreift, ist, dass Online-Sucht sehr wohl körperliche Reaktionen erzeugt, wie bei stoffabhängigen Süchten auch. Ich frage mich, ob ihr entgangen ist, wie unausgeglichen, agressiv, nervös und vieles mehr die "Süchtigen" reagieren, wenn ihnen das Suchtmittel entzogen wird. Und deshalb ist eines der Mittel, die wichtig und richtig sind, der vollkommene Entzug des Suchtmittels... und zwar völlig egal, was dann passiert. Niemand sagt, dass man sich dann nicht kümmern und dasein soll, aber ein Süchtiger, der noch ein bischen spritzt, ein bischen trinkt oder ein bischen an den einarmigen Banditen gehen kann, dem ist nicht geholfen.
In deinem Post ist absolut richtig beschrieben, wie das ganze funktionieren kann und der endgültige Entzug - zu dem Zeitpunkt an dem man merkt, dass alles andere nicht hilft - ist folgerichtig und wichtig.
Ich bin 42 und hatte vor ca. 7 Jahren das gleiche Problem mit Everquest... zusammen mit meinen 5 Jahre jüngeren Bruder. Ich bin "gerettet", weil ich einfach die Lust verlor, bei meinem Bruder half nur das Kappen der Leitung. Es waren schlimme Wochen, aber nach 2 Monaten "back to Realtiy" hatte er begriffen, was mit ihm geschehen war. Ohne diesen harten Einschnitt wäre das niemals gelungen. Ich sehe heute mit Bedauern, dass er in Stresssituationen des Alltag wieder zu diesem Suchtmittel greift, auch wenn nicht in dem Umfang, wie es früher der Fall war.
Ein Teil der Lösung des Problemes ist daher: Weg mit dem PC. Egal was dann kommt. Denn was kommt, ist nicht Mangel an Liebe oder nicht kümmern, es sind die von Fr. Farke so wehement ausgeschlossenen körperlichen Entzugserscheinungen... und die Seele ist Teil des Körpers.
Beiträge: 4 Mitglied seit: 05.07.2006 IP-Adresse: gespeichert
Ganz so dramatisch wie eine Alcohol- oder Drogensucht ist die Computerspielsucht wohl nicht. Wenn ich nicht spielen konnte bekam ich keinen Affen oder so, natürlich konnte ich Stress nicht abbauen, wollte zocken und war genervt, aber so ist es wohl bei jeden Hobby das man nicht ausleben kann. Radikal den Computer entziehen ist nur sinnvoll wenn sich das ganze nicht auf anderen Weg lösen lässt. Wenn man mir den Computer entzieht fühlt man sich bevormundet, wenn mit verlassen gedroht wird ist das eine Erpressung, natürlich kann das helfen, sollte aber die letzte Möglichkeit sein.