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Forum Übersicht » Onlinesucht allgemein » Onlinesucht allgemein » Auf der Suche nach Geborgenheit
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Auf der Suche nach Geborgenheit
Suchenderfehlende Rechte fehlende Rechte erste Beitrag kann nicht gelöscht werden -> lösche das ganze Thema 
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Hallo.

Tja, mein erster Beitrag, obwohl ich die Seite schon seit mehr als 4 Jahren kenne, mit der Sucht kämpfte, gewann, zurückfiel, wieder rauskam, leichtsinnig wurde, wieder rauskam, usw.


Offfen gesagt... weiss ich gar nicht wo ich anfangen soll. Voielleicht mit nem kurzen Abriss, bevor ich zu dem komme, worums mir eigentlich geht.

Es ist viel, was ich schreibe, es ist diffus, kaum strukturiert. Aber vielleicht ist es genau das, was am ehesten beschreibt, was gerade mit mir vorgheht.


Ich hatte ne komische Kindheit (mix aus aus extremer, erdrückender Fürsorge und einigen heftigen, hässlichen Dingen, die vom aussen immer als "nicht so schlimm" abgetan wurden).

Mein früheres Studium brachte mir keinen Spass mehr, soziales Leben war auch nicht mehr der Bringer, die Flucht ins Netz, in ne Community gekommen, in der ich akzeptiert wurde... aber in der es auch viele Konflikte gab. DOch immerhin, da war ich jemand, wurde am Ende Admin. Studium ging mehr n Bach runter, ich flüchtete mehr, geriet an die falschen Leute, war nur noch am Kämpfen um Anerkennung.

Später die erkenntnis, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich versuchte aufzuhören, gelang mir mehrere Wochen, ging mir aber extrem dreckig dabei. Wo ich früher durchs chatten noch wenigstens *irgendwas* tat, lag ich dann nur noch im Bett.
Körperlich und psychisch geschwächt, ging dann die depression erst richtig los, inklusive Flashbacks an die richtig hässlichen Kindheitstraumata.
Panikattacken und Albträume inklusive. Wieder zurück ins Netz, aber irgendwie war alles nur noch ein Kampf. Ein Kampf um Anerkennung, darum zu hause zu sein, verwickelt in ständige Konflikte, Machtkämpfe, Intrigenspielchen, etc.

Später der erste Kontakt mit nem Psychiater. Mit dem Ergebnis, dass ich, bis ich nen Therapeuten gefunden hatte, ein Antidepressivum und ein Sedativum bekam. Therapeuten fand ich keinen, der sofort nen Platz hatte und mit dem es passte.

Wieder zurück ins Web. Aber es waren wirklich nur noch konflikte, man machte sogar witze über junkies wie mich (insbesondere die, die noch übler drauf waren als ich. Net).


Im Herbst des Jahres dann nochmal der Schlusstrich. Ab auf Therapie. Stationär.
Mit Online-Sucht hatte man zwar keine Aerfahrung, aber die Depression und die Paniken wurde ich los, ebenso konnte ich meine traumata verarbeiten.

Danach war alles einige Monate in Ordnung. Nach nem heftigen Schicksalsschlag zurück ins Netz. Online war zwar diesmal nicht das thema, aber aus anderen Gründen ging ich nochmal auf Therapie.

Danach die grosse Leere - Studium abgebrochen, dagestanden ohne viele Freunde, Eltern kein Verständndnis dafür, dass ich nach der 2ten Thera "draussen" nicht mehr klar kam.
Wieder ins Netz. Wieder nen Posten übernommen. Am ende sogar stellvertreter des Chefs der Community. Aber auch nur stress. Problematische User, Neider im Staff der Community, usw. Dazu zwischenmenschliches Wirrwarr. Wieder am Ende.
Suizidgedanken mal wieder. Ging so weiter. Mit den Eltern zerstritten. Als Mittzwanziger. Die "Teenagerkrankheit", mich zu ritzen angefangen. Um den Selbsthass zu kompensieren.

Zwar nebenher bei ner Psychologin gewesen, aber allein schon die RL-Probleme inklusive der planung meines Lebenswegs waren zu viel, als dass man sich auch noch ums Thema Inet hätte kümmern können.

Und auch, wenn ich nicht Online war, immer kreisten die gedanken um die sozialen Konflikte in der Community. Dabei wollte ich doch nur endlich nen Ort, an dem ich zuhause war. In der realität war ich es nicht, war ichs nie. Dazu liefen gewisse dinge in der Vergangenheit einfach zu beschissen. Schon als kind fühlte ich mich zuhause nicht zuhause. Des ständigen Kampfes um Anerkennung wegen.


Schliesslich dann doch den Absprung geschafft. Neues Studium, eines das mir spass machte und auch jetzt noch tut. In einer neuen Stadt.l Und in einer Wohnung, in der ich mir immer noch keinen Zugang zugelegt hatte. Weil ich genau weiss, was dann passieren würde.

Gut, mein RL gestaltete sich nicht ganz einfach, Studium kam ich klar, Freunde hjatte ich nicht viele. Und irgendwie beschleicht mich bis heute das Gefühl, dass ich im wahren leben, im direkten Kontakt, die fähigkeit verloren habe, mit Menschen umzugehen, kontakt aufzunehmen.
Gelte in meiner Stadt und im Studiengang als "Freak" und Einzelgänger.
Habs aber dennoch geschafft. Geschafft, mein Leben auf die reihe zu kriegen, gute leistungen im Studium hinzulegen, nebenher zu arbeiten, um das zu finanzieren.

Hin und wiedeer von der Uni aus ins Netz... teilweise liefs gut, dann wieder schlecht. Aber ich habs gemerkt... und konnte jedesmal wiederr auf abstand gehen... den entzugsstress, damit hab ich gelernt umzugehen.


Aber jetzt... gut, ich bin im Stress, weil die grossen Prüfungen anstehen.
Ich kann stolz sein, auf das, was ich erreicht habe. Ich habe gelernt, mit mir selbst klarzukommen. Trotz abstürzen, trotz krisen, trotz schicksalsschlägen. Trotz dem, dass ichs nicht gebacken bekomme, mit menschen wirklich in kontakt zu treten. Selbst mit meiner halben handvoll guter freunde, die ich mein leben lang kenne und die mich kennen.
Against all Odds.
Aufm besten wege, in einem Fach, dass mir grossen Spass macht, verflucht gute Prüfungen hinzuleben. Und nebenbei trotz unguter Umstände um die Runden zu kommen.
Ohne wieder abgebrochen zu sein, als ich keinen Job hatte, meine Miete nicht zahlen konnte, und kurz davor war, rauszufliegen.
Meine Psychologin von damals (mit der ich immer noch hin und wieder telefonischenn kontakt hab) sagt immer wieder, was ich mit meiner Vergangenheit und meinen Begleitumständen da alles Leiste. Ich kann mir sogar mittlerweile selbst auf die Schulter klopfen, weiss, was ich zu tun imstande bin, ohne dass ich ständig um Anerkennung betteln muss. Ich habs geschafft - oder?
Und ich konnte mit der Sucht umgehen. Nur noch wenige Kontakte zu einigen ausgewählten im ICQ gehabt. Selten mal in den Chat, selten mit folgen, ich kam klar.


Nur... gut - ich bin im Prüfungsstress - ... und ich fang wieder an, mich im Chat wohl zu fühlen: Ich komm mit den andern Leuten dort klar. Und hab nicht mehr das gefühl, nen Kampf zu führen. Mag sein, dass ich stärker, selbstbewusster geworden bin, endlich nen Leben habe. Konflikte im Chat beende ich recht schnell. Vielleicht auch aus der ekelhaften Arroganz heraus, dass ich nen Ex-Junkie bin und Leute, mit denen es streit gibt, Süchtige, die es noch nichtmal merken, wie erbärmlich sind.

Aber sie mögen mich.
Vort allem die, die ich auch persönlich kenne.

Am ANfang wars angenehm, mit diesem Ort nun e ndlich umgehen zu können. Eine Insel, in der ich mich unter einigen Lieben menschen geborgen fühle.
Eine insel, für deren Betreten ich an die Uni muss. Denn so konsequent, mir keinen Anschluss zu holen, bin ich noch immer.

Aber ich verbringe immer mehr zeit im Rechenzentrum.
Ich fühl mich nicht schlecht in der Zeit, in der ich dort bin. Und die Geborgenheit ist grossartig. Und die Gedanken kriesen zuahuse nicht mehr um irgendwelche Chat-Konflikte. Weil ich kaum noch welche habe.

Aber in dem Moment, in dem ich wieder nach hause gehe, fühlt sichs beschissen an. Nicht, weil ich das gefühl hab, was zu verpassen. Nicht, weil der Chat an sich wichtig ist. Nein... Ich weiss, dass ich von einem Ort, an dem ich - wieder - willkommen bin und respektiert werde, wieder in die kalte Realität gehe. Wo konflikte nicht irrelevant und durch nen Mausklick ignorierbar sind.
Wo ich mich nicht zuhause fühle. Wo keine Geborgenheit ist. Selbst dann nicht, wenn ich bei einem von der halben Handvoll menschen bin, die mich kennen, lieben und so wie ich bin, akzeptieren, und die über meine Fehler hinwegsehen.
Nein. Dieses Gefühl fehlt.

Und es fehlte schon immer, auch in den ersten Phasen und jahren meiner Sucht.

Ich weiss es nicht mehr, wo ich noch nen ansatzpunkt finde. Alles, was man tun könnte, hab ich probiert und erlebt. Teilweise wirkte es, teilweise hatte es nach dem nächsten Rückfall die Wirkung verloren.

Es ist die Geborgenheit, das Gefühl, zuhause zu sein.
Das im Leben zu finden... daran arbeite ich seit Jahren. Vermutlich komme ich sogar stückchen für stückchen weiter.
Aber es ist nicht das, was ich durch die Droge bekomme.

Ich drifte wieder ab.
Sehenden Auges. Im Bewusststein, was vor sich geht, aber machtlos.
Und ich bete zu Gott, dass ich den Absprung auch dieses mal schaffe.
Aber diesmal sind die Umstände andere - Mein Leben ist eigentlich ok. Die Konflikte, die mir so sehr auf den Magen schlugen, dass ich den Absprung schaffte, gibt es zur Zeit nicht.
Ich fühl mich leer, wenn ich nach hause gehe. Aber das wars auch schon. Dumm nur, dass ich seit 2 WOchen wieder fast den ganzen Tag an der Uni am PC sitz.

Ich bin wieder süchtig. Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass es diesmal härter ist, als früher. Weil Es sich diesmal so gut anfühlt, weil die nebenwirkungen andere sind. Weil es sich diesmal nicht beschissen anfühlt, wenn ich die droge konsumiere. Sondern immer erst danach.


Ich bete zu gott, dass ich den Mut habe, abzuspringen. Wieder einmal. Sicher nicht das letzte Mal. Aber eigentlich bin ich dankbar um jeden Absprung, den ich schaffe... und hoffentlich noch, bevor ich mir alles, was ich mir die letzten 2 Jahre aufgebaut habe, wieder ruiniere.





bearbeitet von Suchender am 27.02.2020 15:55:30
21.06.2006 20:40:58  
gabriele_farkefehlende Rechte fehlende Rechte fehlende Rechte 
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Lieber "Suchender",

Die ehrliche Schilderung Deines Lebens wird sicherlich jeden packen und fesseln. Aber Du brauchst kein Mitleid, das waere jetzt wohl das Falscheste. Du brauchst sehr liebe Menschen um Dich herum, die etwas Aehnliches durchmachten wie Du, die Dich verstehen und mit denen Du Dir etwas erarbeiten kannst, was so wichtig ist fuers Ueberleben auf dieser Welt: Unabhaengigkeit!

Weisst Du, wir alle streben immer danach, Geborgenheit und Naehe zu finden. Sie suchen nach einem "Zuhause" und "zu Hause angekommen zu sein". Sie suchen nach Liebe!

Glaube mir, die wenigsten Menschen finden das. Sie suchen und suchen, oft ein ganzes Leben lang. Und sie finden es nicht. Sie irren umher. Und weisst Du, warum? (ich moechte dich so gerne jetzt mit Vornamen anreden) ...

Sie suchen nach etwas, das sie ausserhalb ihres ICHs vermuten. Sie suchen nach dem Halt, der ihnen gegeben werden soll. Und sie fuehlen sich schrecklich allein, allein gelassen. Das Geheimnis ist so einfach zu lueften, wenn man diese Sehnsucht erkannt hat (so wie Du). DEIN Zuhause, du lieber Kerl da hinten am Ende der Leitung, das liegt IN DIR! Das klingt so bloed, so abgedroschen, weil einem jeder Psychiater das erzaehlt, nicht wahr? Aber es ist der Schluessel zu Deinem Leben! Erst wenn Du weisst, wie wertvoll die Naehe zu Dir selbst ist, wenn Du Dein Zentrum gefunden hast in Dir, erst dann kommt auch die Staerke dazu, die Dich anderen Empfindungen gegenueber unempfindlicher macht. Wenn Du nicht mehr suchst, was Du (in Dir) gefunden hast, erst dann hoert die Flucht vor dem Leben, die Flucht in die Suechte auf.

Andere Menschen sind andere Menschen, das musst Du begreifen lernen. Sie koennen nicht DU sein. Und sie koennen und werden Dich immer wieder enttaeuschen, weil Du etwas von ihnen verlangst oder erwartest, das Du nicht einmal in Dir selbst entdeckt hast. Du bist nicht dumm, Du wirst ueber diese Worte und deren Sinn nachdenken, ich weiss es.

Wie kommst Du dahin? Wie erreichst Du Dich? Es gibt viele Wege, einige davon hast Du ausprobiert. Du redest von Gott, daher glaube ich, dass Du prinzipiell ein glaeubiger Mensch bist. Nicht jeder hier liest das gerne, aber ich spreche jetzt nur zu Dir! Vielleicht ueberlegst Du mal, ob Du ein Zwiegespraech mit Gott fuehren magst in der Kirche. Ganz allein. Und vielleicht hast Du einen Zugang zu einem Pastor, der Dir liegt? Dann scheue Dich nicht, ihm Deinen o.g. Beitrag auszudrucken und einfach vorzulegen. So vergisst Du nichts in Deinen Schilderungen, und er kann sich ein klares Bild machen.

Dann gibt es noch Psychotherapeuten, die ernsthafte Therapieerfahrung mit Onlinesuechtigen haben, siehe www.onlinesucht.de/hilfsangebote.html. Du bist meines Erachtens nur am Rande onlinesuechtig. Dir ist es eigentlich egal, welche Sucht Dich aus der Realitaet holt, die Dich ablenkt. Hauptsache weg von Dir. Weg vom Nachdenken, weg vom Innersten. Wenn Du nicht ganz doll aufpasst, wird die naechste Sucht der Alkohol sein oder die harten Drogen. Bitte lass es nicht so weit kommen! Einem dieser Therapeuten legst Du ebenfalls den o.g. ausgedruckten Beitrag vor und vertraust Dich ihm an. Sie alle werden Dir nicht helfen koennen, die Welt zu veraendern und die Oberflaechlichkeit der anderen Menschen zu knacken, nein. Aber sie koennen Dir helfen und Dich begleiten, so dass Du zu Dir selbst findest. Dorthin, wo Du Dich sicher fuehlen kannst - es ist der einzige Platz, an dem Du Dich geborgen fuehlen wirst! Wenn Du das schaffst, dann hast Du gewonnen!

Ich wuensche es Dir von ganzem Herzen!







bearbeitet von gabriele_farke am 22.06.2006 09:32:32
Gabriele Farke (HSO e.V.)

++++ Individuelle Onlinesexsucht-Beratung:
http://www.onlinesucht.de/Kosten HSO-2014-OK.pdf

++++ Das Buch "Gefangen im Netz?" ist auch als eBook erhältlich unter
http://www.ciando.com/ebook/bid-240826-gefangen-im-netz-onlinesucht-chats-onlinespiele-cybersex/



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22.06.2006 07:07:48    
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Hallo Gabriele!


Ein paar unterschiedliche Gedanken, sowie noch ein paar Anmerkungen generell zu mir bzw meinem Beitrag von gestern.

Danke für die klaren, teils sehr harten Worte. Ich würde das genau so unterschreiben - aber, auch wenns ironisch sein mag: Zuvieles ist mir bekannt und bewusst. Aber offen gesagt: Genau dieses Wissen macht es eigentlich nur schlimmer. Weil man sich damit auseinandersetzen muss. Weil man nicht mehr sagen kann "Ich bin da abgestürzt, ohne zu wissen, wie gefährlich das ist, ich habe keine wirkliche Verantwortung dafür". Nein. In 90% meiner späteren Rückfälle wusste ich sehr wohl, was ich tat. Und ich tat es trotzdem.
Mittlerweile habe ich gelernt, mich nicht mehr dafür zu hassen. Und ich bin froh drüber. Gerade jetzt, wo ich kurz vor einem neuerlichen Totalabsturz stehe.

Und Du hast recht, ich brauche kein Mitleid. Auch das ist etwas, von dem ich abhängig war... und bei dem mich die Suche danach immer wieder in neue Katastrophen geführt hat - im wirklichen Leben wie im Netz. Was mich teilweise sogar Reallife-Freunde gekostet hat, die einfach keine Lust mehr hatten. Was ich mittlerweile ebenso verstehe wie respektiere.

Aber es ist wahr - Was ich schilderte, und worums mir geht, ist das, was mich immer wieder zurückfallen lässt. Ganz gleich, wie weit ich in der Realität gekommen bin, ganz gleich, wie lange ich "clean" war. Ganz gleich, wie gut es im Leben läuft.
Und offen gesagt - genau dieses Bewusstsein macht mir Angst.
Mag sein, dass ich noch nicht in der Lage bin, die Verantwortung für mein Leben, und gerade für meine Verfehlungen und die Sucht zu übernehmen.

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Ich studiere in Richtung ... .Sicher, die Entscheidung fiel in einer Zeit, als ich mit dem meisten durch war und mit vielen anderen Dingen auf einem guten Weg.
Und ja, irgendwo auch aus der "klassischen" Motivation heraus, die viele Menschen haben, die im beruflich im psychosozialen Bereich Fuss fassen - die eigene Vergangenheit.

Tatsächlich kam ich lange klar. Tatsächlich hab ich ironischerweise einigen Kids helfen können, klar zu kommen bzw endlich mit dem Netz aufzuhören.
Sowohl in den "Clean"-Zeiten, in denen is mir relativ gut ging uznd ich von meinen Erfahrungen, wie ich los kam, berichten konnte, als auch in Zeiten, in denen ich selbst wieder abstürzte.
In letzterem Fall diente ich wohl als abschreckendes Beispiel, aber seis drum. Zumindest damals wars mir wichtiger, dass ich elender Versager (als den ich mich damals sah) wenigstens doch noch irgendeinen Sinn auf dieser Welt hatte. Wenn ich auch nur einem helfen war, rechfertigte das meine eigene Sucht. Ich selbst war eh verloren.

Ob es nun tatsächlich das richtige ist, womit ich beruflich fuss fassen soll - ich weiss es nicht. Vor einem Halben Jahr hätte ich noch deutlich "JA!" gesagt, jetzt, wo ich wieder in der Nähe des Abgrundes stehe, frage ich mich doch, ob das nicht eher gefährlich ist.


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Anfang diesen Jahres - vielleicht die konsequenteste Clean-Phase meines Lebens, ich hatte über wochen noch nicht mal meine Emails abgerufen, geschweige denn Foren oä besucht. Und mir fehlte kaum etwas - gab es sich, dass ich im Rahmen eines Studienbegleitenden Praktikums an einem Arbeitskreis zum Thema Suchtprävention teilnahm, in dem für ein Projekt an Schulen eine Broschüre sowie einige "Quizfragen" vorbereitet wurden.
Neben Drogen, Alkohol und Essstörungen sollte auch das Thema "Computer" behandelt werden. Wobei von den anwesenden Pädagogen und Sozialarbeitern kaum einer mit dem Thema bewandert war.

Naja, man kann sich denken, wer sich dafür angeboten hat ;)


Im Ernst: Für mich ists manchmal die pure Ironie - Einerseits weiss ich extrem viel über die Materie, kam immer wieder raus, helfe scheinbar tatsächlich sogar anderen Menschen mit der Erfahrung dem, was ich mir Jahre lang selbst angetan habe.


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Und dann erwischt es mich doch wieder. Sehenden Auges.
Allerdings sind die Aspekte, die mich ans Netz binden niemals zu 100% die selben.
Was ich gestern schilderte, wie es zum neuerlichen Rückfall jetzt kam, ist neu für mich. Früher sah es anders aus. Die Umstände waren andere, der Verlauf war auch anders.


Oder vielleicht wird es mir auch einfach nur bewusster, dringe tiefer zum eigentlichen Kern der Sache vor. Ich weiss es nicht.
Tatsächlich tauchte der Begriff "Geborgenheit" erst gestern abend, als ich den Beitrag schrieb, so richtig deutlich vor meinem geistigen Auge Auf. Irgendwie ein fast schon erleuchteter Moment, weil ich das, was immer die Crux an der Sache war, nun endlich beim Namen nennen konnte. Ich war kurz davor, zu flennen. In einem voll besetzten Uni-Rechnerraum.

Aber Schauen wir mal, ob es mich weiterbringt.


Momentan gehts wieder... ich bin wieder dichter an der Entscheidung dran, "NEIN!" zu sagen... und ja, es hat mir sehr geholfen, all das zu schildern.
So deutlich, unverblümt, und gnadenlos mir selbst gegenüber konnte ich es noch nie veräussern. Nicht einmal meiner Psychologin gegenüber.
Wird wohl wirklich das beste sein, den Text auszudrucken und bestimmten Leuten zu zeigen - so offen zu sein, fiel mir trotz aller Therapieerfahrung der letzten Jahre verdammt schwer.

Soviel von mir erstmal dazu.



bearbeitet von Suchender am 27.02.2020 15:56:41
22.06.2006 09:24:29  
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Noch ein nachtrag von mir...


QuoteDu bist meines Erachtens nur am Rande onlinesuechtig. Dir ist es eigentlich egal, welche Sucht Dich aus der Realitaet holt, die Dich ablenkt.



Muss ich widersprechen.

Klar, ablenkversuche, "suchtverlagerungen", etc gab es immer wieder.
Aber es war das Netz. Kein Ersatz konnte mir das geben, was das Internet mir gibt oder gab. Mag sein, dass ich eh noch n packen andere Probleme hab. Aber bevor ich im Netz hängen geblieben bin, gab es sowas nicht. Nicht in dem masse.
Exzessive Hobbys? Kurzzeitig immer mal wieder, aber meist schon nach kurzer Zeit das Interesse verloren. Selbst in der kurzen Zeit, als ich Diablo2 im Netz spielte (quasi der "Vorläufer", was gefährlichkeit betrifft, von WoW), wurde das dann wieder zu gunsten der reinen Chatterei aufgegeben. Suchtstoffe? Nikotin, japp, in rauhen mengen. Alkohol? Hatte mal ne Phase, in der ich anderthalb Monate jeden abend blau war - Und zwar mit genau der Motivation, lieber zu saufen, als wieder am Netz zu hängen. Hat (man kann sich nun aussuchen, ob nun "leider" oder "zum Glück") nicht funktioniert.
Klingt zwar irgendwo krank, sich bewusst und absichtlich in nen stofflichen Rausch zu gehen, nur um nicht der nichtstofflichen Sucht zu frönen, aber so sah es zeitweise aus. Lieber n alkoholproblem, als ein Online-Problem.
War aber auch nicht ansatzweise ein adäquater ersatz fürs web. Drogen? Never. War immer das letzte worauf ich bock hatte. Ein halbes Jahr lang Medikamente, das wars in der richtung aber auch schon. Vor knapp vier Jahren.

Nein, es hat schon seine Richtigkeit, dass ich mich hier und nicht in einer anderen Selbsthilfe-Comm für andere Psychische Probs melde.
Das Web ist mein Heroin. Alles andere sind nur Placebos. Nichts hat diese Faszination auf mich.
Einen ersatz gibts nicht. Sonst hätte ich schon längst was anderes gefunden. Nein... ich kehr immer wieder zurück.

Und meist passiert der Rückfall dann, wenn im Leben alles gut läuft, und ich mich wohl fühle. Dann werde ich leichtsinnig, denke "Sagen wir mal paar Leuten Guten Tag" - Und eh ichs mich verseh, häng ich wieder drin. Und gebe andere Hobbys oder "Ablenkungen" dafür auf.


Nur ne Abhängigkeit am Rande, eine die austauschbar ist? Seh ich mit dem, was ich grade mal wieder durchmache, ein ganzes Stück anders. Wenn ich in Alkohol oder gar Drogen ne Chance sehen würde, das Problem zu verlagern - Gerne. Aber ich seh diese Chance nicht. Es ist nicht das selbe, kann mir niemals das geben, was mir diese scheinwelt scheinbar gibt.
Als ich mitn medikamenten, dem Alkohol, D2 oder anderen Dingen aufhörte, war das ok. Es ging mir zwar kurzzeitig dreckig, und ich war ständig angespannt. Aber es war ok, und ich konnte auch am Rest vom Leben direkt meine Freude haben.

Das Loch, dass ich nach jeder härteren Inet-Phase hab, ist dagegen gigantisch. Mindestens ne Woche (meist mehr) miserabel fühlen, sich zwingen, nich mehr ins Netz zu gehen, und nur nach und nach wieder einen Antrieb für anderes haben, dazu noch das ständige Gedankenmachen über mein virtuelles Leben, das ich ja jetzt nicht mehr habe. Den Selbsthass über einen Rückfall habe ich - wie im vorigen Post beschrieben - glücklicherweise ablegen können. Was es leichter macht, weg zu kommen. Und was Hoffnung macht auf die jeweils nächsten Wochen bis Monate, in denen ich clean bin. Bis zum nächsten Mal.



Stefan


bearbeitet von Suchender am 22.06.2006 17:24:13
22.06.2006 14:48:44  
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Sucht ist nur ein Ausweg aus Problemen. Sei es bei Alkohol oder Compuersucht, damit werden die Probleme im "wahren" Leben verdrängt. Ich kann nicht viel zu deiner bewegenden Geschichte sagen, vielmehr habe ich Angst, dazu was zu sagen. Du hast es echt schlimm, viele Rückschläge etc. Ich würde sagen, nehm dich der Probleme an, versuch sie zu Meistern. Wie weiß ich nicht, es ist schwer bei dir, vielmehr will ich nicht sagen. Aber ich glaube an dich und du schaffst das schon, vielleicht neue Ziele setzen, nehm dich dem Studium weiter an und versuch was zu erreichen, es kann dich nur stärken. Dein Wille muss einfach stark werden. Sag immer zu dir, dass du es schaffst!


05.07.2006 22:19:27  
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Nunja... Vielleicht jetzt, wo ich endgültig wieder auf "Normalem" Level bin und das Leben wieder einmal seinen gewohnten bis sehr positiven Gang geht, nochmal ein paar Worte von mir.

Was sowohl Du Eltonno, als auch Gabriele zum Thema "Sucht" sagen... ich besitze dieses Wissen bereits lange... Masse mir sogar an zu Vermuten, zum Thema "Sucht" ein wesentlich höheres (Fach-)Wissen zu haben als selbst Frau Farke oder auch einige der "Fachleute", deren Klient ich zeitweise war.... ürsprünglich durch die eigene Therapieerfahrung, durch gesprächje mit stofflich und nichtstofflich süchtigen, später durch laien-lebenshilfeliteratur, des studiums sei dank nun auch auf fachkompetenter ebene... und unter anderem durch ein Praktikum mit stofflich suchtkranken bzw innerhalb eines suchtpräventions-projektes...

Und dennoch - Distanziertes Wissen, selbst wenn man andere "behandelt", und selbst drinstecken, das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Nein, es sind noch nicht einmal unterschiedliche Schuhe, es sind zwei völlig verschiedene Kleidungsstücke, da man sie sehr wohl beide zugleich tragen kann.
Ich kenne die Prinzipien... aber ich werde ihrer nicht beständig und für alle Herr, sondern mache immer noch meine ganz persönlichen "Erfahrungen".

So bleibt es also dabei, immer wieder mal "süchtig" zu sein und in einem abgrundtiefen Tief zu stecken, das man selbst eigentlich ganz genau sehen und analysieren kann... und trotzdem jedesmal aufs neue einen harten kampf fehten muss...

Das einzige, was ich - auch nach diesem Rückfall - wieder einmal sagen kann: Es verändert sich, wies scheint... ging schneller, war aber ungleich heftiger... und lief etwas anders ab als sonst. Im Nachhinein betrachtet... waren die wesentlichen Aspekte andere als sonst, die dazu führten, die mich kurz im Loch hielten, und auch die, die mich wieder heraus brachten.


Mag sein, dass ich kein "typischer" fall eines Online-Süchtigen bin. Ich hab ne harte lebensgeschichten, ich hab meine diversen psychologischen Diagnosen, ich mach seit Jahren Therapie... und weiss eigentlich wie der Hase läuft, mit der Ausnahme, dass es immer noch dauert, es zu ändern... und nein, mit Willen und Disziplin allein ist das nicht getan... Da reagier ich mittlerweile ziemlich allergisch, wenn man mir mit soetwas kommt, weils schlichtweg von Unwissen zeugt...

Und seit etwa anderthalb Jahren bin ich diagnostizierter Patient von adulter ADHS... bekomme Ritalin... was die Sache auch nochmal deutlich zum positiven verändert hat... andererseits aber wohl auch ein harter Faktor war (also die Störung, nicht das MedikamentZwinkern), der eine Computer-/Online-Abhängigkeit oder zumindest die extreme Faszination und Gefahr für soetwas miterklärt... ebenso die schiere Unfähigkeit, dem "süchtigen Verhalten" mit strikter disziplin zu begegnen... (was mit Ritalin ein ganzes stück anders aussieht... vielleicht sollte sich Frau Farke mal ein wenig zum Thema Informieren... gibt mittlerweile genug seriöses zum thema "adulte adhs" und Sucht... insbesondere auch die Spielart der Medien-Sucht... oder siehe auch "Asperger-Syndrom"... solche Dinge vermisse ich hier auf der Seite... gerade wenn man bedenkt, dass Frau Farke sich als DIE deutsche Fachkompetenz zum Thema Onlinesucht sieht...)

Aber... und den Eindruck hab ich, je mehr ich das forum hier studiere, zunehmend... die eigentlich (erwünschte?) Klientel dieser Seite und von Frau Farkescheint scheibnt eine andere...

Da passe ich mit meinem "Krankheitsbild" und meiner persönlichen Online-Geschichte wohl nicht ganz rein, da meine psyche wohl eh schon "zu kaputt" ist, und es bei mir nicht mit "schalt doch mal den Rechner ab und sieh, was das Leben sonst noch so zu bieten hat", getan ist... wäre schön, wenn es so einfach wäre...


bearbeitet von Suchender am 06.07.2006 19:04:43
06.07.2006 18:42:14  
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