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Beiträge: 2 Mitglied seit: 10.07.2007 IP-Adresse: gespeichert
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hallo zusammen
dies ist mein erster beitrag auf diesem forum.
zu meiner person:
ich bin 31 jahre alt, verheiratet und habe mit meiner frau zusammen eine eigene firma. nebenbei studiere ich noch im letzten jahr bwl.
ich bin (war) sehr sportlich und habe nebenbei als model gearbeitet.
in der schule war ich immer der, der den ton angiebt und vor dem alle angst hatten.
eigentlich bin ich alles andere als introvertiert und unsicher. ich verfüge auch über einen super freundeskreis.
zu meinem problem:
alles fing 1997 an, als mein kumpel mir das erste mal das hardcore pvp spiel UO (ultima online) zeigte. ich dachte, gamen sei nur was für pickelgesichtige einzelgänger, mich liess es total kalt.
nur so zum jux hab ich mir dann auf quengeln meines kumpels das game gekauft. er sagte, er kenne da so hardcore pvp'er aus new york die alle anderen spieler auf dem server terrorisieren.
und so fing alles an, ich entdeckte die unglaubliche freiheit die einem das spiel liess. was bei 10 minuten pro tag anfing endete zwei jahre später bei exessivem gamen (15 stunden + pro tag).
alle meine kumpels waren ebenso süchtig, wegen des zeitunterschiedes spielte ich oftmals bis 06-'7 uhr morgens, ich ging zur uni ohne eine minute zu schlafen. dies geschah mindestens drei mal pro woche (wo ich keine minute geschlafen habe!)
in diesem spiel konnte man (nicht wie im langweiligen WoW) spieler regelrecht tyrannisieren. oftmals kämpften wir zu 5 gegen 20 stück und keiner von uns ist dabei "virtuell" gestorben. wir waren die, vor denen alle gezittert haben im spiel.
es bildeten sich enge freundschaften, was das ganze noch verhängnissvoller machte.
nach zwei jahren hardcore gamen, einem abgebrochenem studium wegen dem gamen, einer beziehung die nahe am ende war sass ich plötzlich da und dachte " WAS ZUM TEUFEL HABE ICH GETAN?????".
wie konnte mir so etwas passieren, wie konnte ich so die kontrolle verlieren?
ich habe dann versucht aufzuhören, bin aber im 4 monats rhytmus rückfällig geworden. als wäre ich nicht herr meiner sinne, jede ausrede erschien mir als plausible weiter zu spielen oder wieder "neu" anzufangen.
als ich endlich mit dem scheiss UO aufhören konnte wurde es noch schlimmer. Quake2, Counter Strike und Dark Age of Camelot, mein suchtverhaltensmuster wurde immer mehr gefestigt, ich war hin und hergerissen zwischen äusserster verzweiflung und schlechtem gewissen, aber auch eine bodenlose sucht der ich mich kaum entziehen konnte.
ich und meine "online freunde" waren in jedem spiel die "besten". wir waren alle extrem süchtig und extrem ehrgeizig was unseren ruf als pvp'ers und mörder festigte.
dannach kam 2005 die offizielle beta einladung für WoW an meine crew und mich.
heute (2007) kann ich nur sagen, die letzten zwei jahren (insbesondere) waren unter den dunkelsten in meinem leben.
kein sport, exessives kiffen während des gamens (10-15+ stunden am tag WoW, dazu zwischen 4-8 joints), dauerstreit mit meiner frau und freunden. ich wollte es nicht war haben, der scheiss PC war mir wichtiger als mein leben, meine zukunft, meine liebe...unglaublich ich weiss, ich hätte sowas nie für möglich gehalten.
ich habe soviel gelogen in den letzten jahren, ausreden um noch früher nach hause zu gehen/nix mit meiner frau und freunden unternehmen zu müssen/war "krank"...sprich, ich tat ALLES was mich auch nur 5 scheiss minuten länger spielen liess. wieviele menschen ich so verletzte und dass meine zukunft auf derben abwegen war, all das ging mir am arsch vorbei, ich entwickelte eine unglaubliche lethargie und gleichgültigkeit. als hätte ich mich damit abgefunden so zu leben..
vor gut einem jahr war ich an einem punkt angelangt an dem ich mir sagen musste, dass ich, wenn ich nichts ändere, so nicht mehr weiterleben kann und will.
ich war total am arsch, von aussen sah man mir nichts an. ich habe eine sehr atletische figur und tat meistens, als wäre alles cool wenn ich mal jemanden begenete. meine frau habe ich eigentlich nur noch angelogen, vertröstet, so viele sachen für die ich mich heute so schäme :(
dabei hatte ich ständig derbste depression, vom scheiss gamen, dem scheiss gras und den entäuschten menschen in meinem leben. am schlimmsten war der grenzenlose selbsthass den ich entwickelte habe, ich habe mich zu hassen angefangen.
ich habe dann auf einen tag meinen WoW account mit den 2 komplett t4 characteren gelöscht, die cd's weggeworfen, account abgemeldet.
die ersten zwei wochen waren unglaublich beschissen, das verhaltensmuster zu gamen war omni präsent, ich musste wieder von grund auf lernen ohne den drecks pc spass zu haben.
heute bin ich auf dem besten weg wieder alles auf die richtige bahn zu lenken, ich arbeite sehr viel und erfolgreich mit meiner frau, mein studium ist bald fertig und ich mache wieder 2-3 mal sport in der woche. am wochenende trefen wir freunde, ich geh mit meinen jungs was trinken etc...
ich bin mir sicher, vielen von euch geht es gleich. wenn ich es schaffen kann, dann ihr alle auch. endlich befreit und kein sklave von virtuelen pixeln zu sein fühlt sich verdammt gut an!
ich war dem selbstmord teilweise nahe, sah überhaupt keine hoffnung mehr und dachte, ich könne nix daran ändern und sei dem allem ausgesetzt.
....ich kann euch nicht sagen, wie unglaublich erleichtert ich bin. ich meine JEDER bereich in meinem leben hat sich verbessert.
da ich das schicksal nicht herausfordern will, lass ich von jetzt an meine finger von allen spielen die in irgendeiner art und weise einen spannendernden "ersatz" fürs richtige leben "bieten".
bearbeitet von theo am 10.07.2007 13:15:18
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Beiträge: 2 Mitglied seit: 10.07.2007 IP-Adresse: gespeichert
| danke fürs feedback!
ich bin mir durchaus bewusst, dass 90% kein suchtverhalten entwickeln werden beim spielen von online games.
genauso wie manche leute (ich zb), alkohol konsumieren können ohne jeden abend bier trinken zu müssen. egal ob kokain, speed oder zigaretten, habe alles probiert und hatte nie probleme mit der dosis und regelmässigkeit. harte drogen habe ich seit 7 jahren kein mehr konsumiert und auch vorher war ich nie gefährdet den boden unter den füssen zu verlieren.
wie gesagt, ich hätte jeden ausgelacht der mir von so einer onlinesucht wie ich sie entwickelt habe, erzählt hätte. solche freaks gibts nur in den USA dachte ich..
aber sobald man merkt, dass vorher wichtige und lustige sachen plötzlich unattraktiv, ja "zeitraubend" (zeitraubend = weniger zeit zum gamen) sind. du spielst jetzt lieber WoW als mit deinen freunden zeit zu verbringen ? fussball ist auch nicht mehr was es einmal war...du weisst was ich meine..spätestens dann macht sich jeder den grössten gefallen das spielen einzustellen und nicht zu vergessen dass die spannendsten/schönsten geschichten noch immer vom leben geschrieben werden.
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