Beiträge: 2 Mitglied seit: 30.05.2006 IP-Adresse: gespeichert
So, jetzt wage ich mich mal in die Öffentlichkeit. Das ist nicht leicht, denn ich denke ich bin onlinesexsüchtig. Oder allgemein onlinesüchtig. Vielleicht nicht so arg, wie man hier teilweise nachlesen kann, aber doch machen mir die Symtome Sorgen. Dass ich nicht einfach abschalten kann - so die lapidare Erkenntnis - ist wohl das Grundproblem. Die Fakten: Es fing alles vor ca 7 Jahrn mit einem elendig langsamen Modem und der Erkenntnis an, das man in Suchmaschinen ja auch mal das Wort SEX schreiben könnte an. Irgendwann verbrachte ich lange einsame Nächte vor dem Bildschirm, statt mich zu meiner Frau ins Bett zu kuscheln. Heute bilden eine Flat und DSL den Rahmen. Irgendwann reifte die Erkenntnis, dass ich da wohl ein Problem habe und ich es angehen sollte. Ich hab mit meiner Frau geredet und sie um Unterstützung gebeten. Das sie es weiß - sie ist von alleine mir (leider) nicht auf die Schliche gekommen, hat unsere Beziehung stark beeinträchtigt. Sie weiß es seit ca 3 Jahren und seit dem knackt es im Gebälk (was ich gut verstehen kann). Ich bat sie darum, mir zu helfen, indem sie die Passwörter für die eigens gekaufte SW Kindersicherung vergab. Hier kann man PC-Nutzungszeiten, SW-Nutzungszeiten, onlinezeiten und Web-(porno)-Filter konfigurieren. Ich selbst habe mir den Kram installiert und die Beschränkungen eingestellt. Sogar schmerzhaft für meine Verhältnisse (1h online max pro Tag, 3 h PC max pro Tag). Leider gibt es ein Problem: Diese blöden SW haben bugs. Ich benutze deshalb sogar zwei: die 1u1 Kindersicherung und die Kindersicherung von salfeld. Erstere filtert nur und ist sehr widerstandsfähig gegen Knackversuche. die zweite bietet die Möglichkeiten der Zeitbeschränkung - hat sich aber vor ein paar Tagen aus mir nicht bekannten Grünen deaktiviert... Und sowas passierte schon öfter, auch mit anderen Programmen, parentsfriend zB. Ärgerlich sowas. Warum? Na, weil ich natürlich NICHT sofort meine Frau bitte, die SW neu zu installieren und ich deswegen schon wieder hier sitze (und ausnahmsweise mal was sinnvolles hier mache). Weiß jemand Rat? Und ist so eine Beschränkungs SW ein guter Weg? Alleine schaff ich das offenbar nicht. süchtig nach Antworten Memo
Beiträge: 18 Mitglied seit: 21.05.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hm ... also ehrlich: Wenn Du als Erwachsener Dir von deiner Frau Kinderschutzsoftware installieren lässt .. nun gut Aber dass Du jeden Aussetzer der Software ausnutzt bzw. wieder ins Alte zurückfällt hat schon einen fahlen Begeschmack.
Stell mir das gerade so vor: "Ich kann nix dafür!!! Die Software hat versagt" sprach er und rubbelte weiter -.-
Das ist wirklich keine Lösung. Das Problem steckt in Dir drin und Du solltest eher an Dir arbeiten als Deine Frau um eine Neuinstallation bitten.
Und Du solltest nach wie vor es selbst versuchen in den Griff zu bekommen und nicht die verantwortung auf eine Software abladen. Zur Not stell die Kiste mal für 5 Wochen in einen Schrank und bitte Deine Frau den Schlüssel wegzustecken. Das hilft eher ;)
Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert
@Deostift, das nennt man Sucht!
@Memo, ich glaube, dass Du wirklich Hilfe brauchst, denn Du drehst Dich momentan total im Kreis. Schau mal unter www.onlinesucht.de/hilfsangebote.html nach, ob ein Ansprechpartner in Deine Naehe ist. Wenn nicht, kannst Du mir gerne mal mailen.
Beiträge: 242 Mitglied seit: 28.04.2006 IP-Adresse: gespeichert
Warum eigentlich immer die Suchtberatungsstellen aufsuchen?Von da ist es ja dann nur ein kleiner Schritt zu den Ärzten, das kostet dann wieder Geld. In meinen Augen wäre es wesentlich besser den PC ganz abzuschaffen, bevor er Ehen zerstört etc etc
Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert
@Ahasver,
bei Sexsucht bzw. Onlinesexsucht ist die Vorgeschichte meist therapiebeduerftig, deshalb die Empfehlung mit den Therapeuten. Therapien und Arztebesuche kosten kein Geld. Obwohl Onlinesucht noch nicht als Krankheit in Deutschland anerkannt ist, rechen die Aerzte meist die Symptome mit der KV ab (depressive Stoerungen, psychosomatische Beschwerden etc.). Das ist zwar nicht korrekt, aber den Experten bleibt gar keine Wahl, bis Onlinesucht als Krankheit anerkannt wird.
Der total Verzicht auf den PC ist der allerletzte (!) Schritt, der einem Abhaengigen empfohlen wird. Bei Gamern macht das (temporaer) oft Sinn, aber Du kannst mit dieser Massnahme keinen Suechtigen zu einem disziplinierten Verhalten bewegen. Wir brauchen das Internet im Alltag, im Beruf, wir stossen ueberall auf das www.
Es ist viel schwieriger und langfristig wertvoller, wenn jemand den vernuenftigen Umgang mit dem Medium trainiert, d.h. er muss sich in Selbstdisziplin ueben!!
Beiträge: 2 Mitglied seit: 30.05.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hallo beisammen,
erstmal Danke für die Anteilnahme.
@ deostift: Natürlich hat diese Geschichte einen "fahlen Beigeschmack", sonst hätte ich sie hier nicht aufgeschrieben!
@gabriele: ein wichtiges Detail habe ich unterschlagen: ich mache seit zwei Jahren eine Therapie. Meine Sucht ist dabei zentrales Thema und Anlass. Wenn auch nicht das/der einzige. Der Kollege ist möglicher Weise kein Spezialist für Onlinesucht und ihre Auswüchse, aber er ist seit vielen Jahren (mit Unterbrechungen ohne Bedarf) allgemein mein Therapeut. Er riet mir, was ich hier auch schon von dir las, sich Ersatz-Belohnungen zu suchen, die man sich gönnt, wenn das Verlangen einen wieder ereilt. Irgndwie habe ich aber noch nicht raus, was es sein könnte. Was meine Vorgeschichte angeht bin ich schon lange am Rätseln, warum die mich zur Onlinesexsucht treiben sollte. Anderen Suchtgefahren (Alkohol, Nikotin, etc) konnte ich bisher ohne Mühen komplett aus dem Wege gehen.
Die Maßnahme mit der Kindersicherung mag sich albern anhören, ist ja aber meine freie Entscheidung und eine große Hilfe. - Wenn auch mit Macken. Was mich freuen würde, wenn hier mal andere von Ihren Erfahrungen mit solcher SW erzählen. Oder du Gabriele aus fachlicher Sicht. Wälze ich die Verantwortung auf eine SW ab? Ich denke eigentlich neín, denn wenn sie versagt und dann ich versage, ist mir schon vollkommen bewusst, dass ICH die Entscheidung treffe, meiner Sucht nachzugehen. Ich könnte es ja auch lassen. Wie zum Beispiel bei der Arbeit, wo ich sie unter Kontrolle habe, ihr nicht nachgehe, obwohl nicht immer jemand neben mir sitzt. Mein Therapeut jedenfalls bestärkt mich darin, diesen Weg mit dem automatischen Ausschalter zu gehen.
Einen Nachteil hat die Kindersicherung übrigens auch noch: gestern durfte ich auf Teile dieser Seiten nicht zugreifen...
Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert
Hallo Memo,
nein, ich halte Kindersicherungs- (uebrigens schon lange keine treffende Bezeichnung mehr), also Sicherungsprogramme fuer absolut sinnvoll. Sie sind eine "Stuetze", eine "Bruecke", um Dein Verhalten langfristig in eine andere Richtung zu lenken. Allerdings reicht das allein nicht, das hast Du ja auch erkannt.
Derzeit habe ich einen aehnlichen "Fall" in meiner Beratung, und wir machen spuerbare Fortschritte. Versuch doch mal, erst einmal im akuten Suchtschub nicht den Rechner hochzufahren, sondern in Magazinen zu blaettern. Das ist der erste Schritt, um Dir anzugewoehnen, nicht im Internet nach neuen Fotos und Seiten zu suchen. Ich kann hier im Forum keine individuelle Beratung durchfuehren, das verstehst Du sicher. Von den Magazinen (wenn Du das verinnerlicht hast) geht das Therapieprogramm natuerlich weiter! Das Ziel ist, dass Du wieder lernst, ein normales (und doch durchaus aufregendes) Sexleben mit Deiner realen Partnerin zu haben. Schritt fuer Schritt, und nicht von heute auf morgen.