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Beiträge: 1 Mitglied seit: 21.05.2006 IP-Adresse: gespeichert
| ...und mein Vater mir damals, vor über 10 Jahren, guten Gewissens einen Computer schenkte. Mein Leben war größtenteils vorbestimmt, ohne dass ich irgendeine Ahnung hatte. Es war die Zeit, in der Spiele mehr und mehr an Bedeutung innerhalb unserer Gesellschaft gewannen. Es war auch die Zeit, in der meine Eltern allmählig an Einfluss auf mein Handeln verloren. Sie hatten beruflich viel zu tun, beide arbeiten ganztags. Es war die klassische Situation: Nach der Schule landete der Rucksack in der Ecke, der Computer ging an - Beep - stundenlanges Abtauchen in eine andere Welt. - Welch ein Segen für mich! - Denn in der Schule lief alles nicht so, wie es sein sollte. Misserfolge wurden, vor allem in den anspruchsvolleren Fächern wie Mathe, zur Regel. Konsequenz war der Beginn eines Nachhilfemarathons. Mindestens 2-3 Mal die Woche zur Nachhilfe - eine Besserung trat nicht ein. Ich wurde zunehmend demotivierter, weil mir das Gegengewicht auf der anderen Seite der Wage fehlte. Ständiger Misserfolg haben meine Sucht - heute weis ich, dass dieses Wort den Zustand exakt beschreibt - immer stärker, immer größer werden lassen. In meinem Zimmer stapelten sich die Spielemagazine. Etwas anderes interessierte mich nicht. Soziale Kontakte brachen ab. Neben den schulischen Problem begann ich, mich in Tagträume zu flüchten. Ich wollte ausbrechen aus dieser Welt, schrie meine Eltern permanent an, ich wolle nur noch weg von hier. Ausreissen - meinen Rucksack packen und gehen. Auch Suizidgedanken kamen mir in den Sinn. Es kam nicht dazu, doch andere schlimme Dinge passierten. Ich wurde zunehmend aggressiver - allen voran meinen Eltern gegenüber. Sie schlossen meinen Computer weg, doch ich fand einen anderen Weg zu meinem Tor in eine andere Welt. Ich begann meinen Frust an mir selbst auszulassen, schlug mir z.B. regelmäßig mit voller Wucht auf die Oberschenkel. Wohlmöglich eine gemilderte Form des Ritzens. Ich weis es nicht genau. Was mich heute am meisten erschreckt ist, dass ich zu der Zeit stolz darauf war, wenn ich sah wie andere Suchtprobleme mit Zigaretten und Alkohol durchlebten und ich mir selbst guten Gewissens auf die Schulter klopfen konnte und zu mir und meinen Eltern sagte, bei mir gibt es so etwas nicht. Ich bin nicht süchtig nach irgendwas. Welch eine Lüge. Als ich mit 16/17 Jahren mich zunehmend von den Spielen distanzierte, rutschte ich parallel in die nächste Sucht, die direkt im Zusammenhang mit meiner Computersucht stand. Mp3-Player. Wie schön war das, sich den ganzen Tag berieseln zu lassen. Die Folge heute, Gehörschaden. Wieder eines der neuen Medien, dass einen Teil meines Lebens in Besitz nahm. Der plötzlich auftretende physische Schaden, der mich vom Aufstehen bis zum Schlafengehen begleitet, hat mich endlich aufgeweckt. Die größte Aufgabe meines bisherigen Lebens besteht mir jetzt bevor: Das Überwinden der Depression und dem Mut, sich der Gefahr der Rückfälligkeit entgegenzustellen
Heute weis ich, dass Drogen die die eigene Existenz zerstören können, weitaus zahlreicher sind als viele es annehmen. Doch wer hätte mir das in der präpubertären und pubertären Lebensphase erklären sollen oder können? Ich kann meinen Eltern keine Vorwürfe machen - auch wenn es schwer fällt. Natürlich wäre es die einfachste Lösung im Nachhinein alles auf sie zu schieben. Heute bin ich sehr, sehr traurig darüber, was in meinem Leben alles schief gelaufen ist. Es gab so viele schöne Dinge in meinem Leben, doch es hätten so viele mehr sein können. Die einzige Lösung besteht darin, es auszusprechen. Zu warnen und Erfahrungen zu teilen. Ich möchte mit meinem kleinen Beitrag wenigstens einen ersten Schritt meinerseits tun, um die Welle der Aufklärung wachsen zu lassen! Es gibt Menschen die eine Menge Geld mit der Sucht der armen Existenzen machen, die die Situation aufgrund mangelnder Erfahrung nicht einschätzen können und den Reizen der perfekt auf die Zielgruppen abgestimmten Produkte nicht widerstehen können. Das paradoxe an der Situation ist, dass wir das Medium Internet, welches die Basis für diese Geld- und Suchtmaschinerie ist, von uns als Gegenwaffe eingesetzt werden kann. Wenn ich beobachte, wie die Tentakeln der immer größer werdenden Spieleindustrie die jungen Seelen unserer Gesellschaft umschlingen und bis zum geistigen Stillstand aussaugen, bedarf es für mich keiner weiteren Erklärung, warum heute jeder fünfte Jugendliche in Deutschland bereits mit dem Erreichen der Volljährigkeit Schulden hat. Das kommt neben dem berüchtigten Handykonsum auch zunehmend durch das Spielen von kostenpflichtigen Internetspielen.
Bye, Lost & found
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Beiträge: 22 Mitglied seit: 15.06.2006 IP-Adresse: gespeichert
| Ich glaube Eltern sind teilweise auch mit Schuld an der sucht ihrer Kinder. Nicht unbedingt schuldig, aber meine zum beispiel nahmen wow nie wirklich ernst. gut, sie haben ab und zu gemeint,ich sollte etwas weniger spielen, aber nicht wegen suchtgefahr sondern wegen augenschäden... Wenn ich gemeint habe, verbietet es mir doch, in meinen wenigen klaren momenten, kam nur -wieso verbieten? iund nachdem ich endlich meine sucht überwunden hatte und vllt eine halbe stunde am tag noch spielte, zB cs 1.6 musste ich mir anhören: "da hat mir das andere da aber besser gefallen?" - ja verdammt mir auch, aber ein bisschen unterstützung von der seitem wäöre nicht shclecht gewesenb....
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