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Forum Übersicht » POSITIVE Ausstiegserfolge! » Onlinespielsucht ... WIR HABEN ES GESCHAFFT! » WoW-Karriere und zurück...
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WoW-Karriere und zurück...
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Hallo zusammen!

Ich verfolge das Forum bereits seit ungefähr 9 Monaten (bisher nur lesender Weise).
Ich bin 21 Jahre alt und habe vor 6 Monaten und einigen Tagen (Ende Juli 2006) den – hoffentlich endgültigen - Absprung aus dem WoW-„Teufelskreis“ geschafft.
Ich habe mit dem Post meines "persönlichen" Erfahrungsberichts so lange gewartet, um sicher zu gehen, dass ich den Ausstieg auch wirklich durchhalte und nicht innerhalb der Blizzard-Frist in der der Account zwar brach liegt, aber jederzeit problemlos wieder aktiviert werden kann, rückfällig werde.
Obwohl das meiste was man hier im Forum zu lesen bekommt zutiefst schockierend ist, so bekommt man doch das, zumindest ein wenig, „beruhigende“ Gefühl nicht der Einzige mit derartigen Erfahrungen zu sein.


Meine WoW-Karriere begann im Januar 2005:
Ich hatte das Abitur erfolgreich hinter mich gebracht und musste ein wenig widerwillig meinen Zivildienst antreten. Lieber hätte ich den Schwung aus meiner schulischen Laufbahn direkt in ein Studium mitgenommen, aber nun ja…
Da ich aus persönlichen Gründen schon frühzeitig „den Dienst an der Waffe“ verweigert hatte, war es damals an der Zeit, das ¾ Jahr „Ersatzdienst“ abzuleisten.
Ich hatte eine Stelle beim Roten Kreuz bekommen. Die Kollegen waren allesamt in Ordnung, aber die Tätigkeit füllte mich ob des immer gleichen monotonen Tagesablaufs bei weitem nicht aus.
In besagtem Januar also, die Tage trüb und kalt besuchte ich an einem Nachmittag einen guten Kumpel. So aufgeregt wie an diesem Tag hatte ich ihn schon lange nicht mehr erlebt. Er hatte einen Key für die WoW-Beta von einem Freund erhalten, kurz bevor die letzte „Open-Beta“-Phase für Europa starten sollte.
Er zeigte mir den gesamten Nachmittag dieses Spiel und lies mich auch selber einen Charakter erstellen und ein wenig zocken. Als Fan der Warcraft-Echtzeitstrategiespiele war ich restlos fasziniert.
Die Detailverliebtheit mit der alles umgesetzt worden war, allein der Moment in dem man das erste Mal durch die Tore von Stormwind schritt…unglaublich.
Kurz drauf startete die letzte Beta-Phase für Europa und ich schaffte es (wie wohl die meisten) einen Account zu erstellen und zog von da an die letzten Wochen vorm Release gemeinsam mit meinem Kumpel durch Azeroth.
Damals als völliger „Noob“ ohne auch nur die leiseste Ahnung was mit „Farmen, Tier-Sets und Raidinstanzen“ eines Tages auf mich zukommen sollte.

Am 11. Februar 2005 (hoffentlich erinner ich mich noch richtig an die Daten, es war jedenfalls der europäische Erstverkaufstag) kauften wir uns World of Warcraft.
Während am ersten Tag „Frust pur“ herrschte, da eine Accounterstellung aufgrund der immensen Seitenzugriffe und darauf folgenden Server-Abstürze nicht möglich war, konnte ich am zweiten Tag endlich die Abenteuer in Azeroth beginnen.
Um es abzukürzen (und da die meisten von euch wahrscheinlich eine ähnliche Laufbahn hinter sich gebracht haben):
Aus den anfänglichen 2 Stunden nachmittags spielen wurden mit der Zeit immer mehr.
Aus dem netten Zeitvertreib der damals mein durch den Zivildienst etwas eintönig gewordenes Leben aufzuheitern vermochte wurde mit der Zeit ein fast alleiniger Lebensinhalt.
Ich überspringe einige Monate, genauer gesagt bis zum November 2005:
Als Gelegenheitsspieler oder um im Fachjargon zu bleiben „casual“ hatte auch ich endlich meinen Magier auf Lvl 60 gebracht, in dieser Zeit viele „Ingame-Freundschaften“ geschlossen und nach viel hin und her eine Gilde gefunden, die sich langsam auf den Endgamecontent vorbereitete.
Desweiteren hatte ich in den Monaten zuvor (ich war ca. seit Juli Lvl 60) mein blaues, sprich T0-Set in 100ten Instanzgängen nach „Scholo, Strath und Ubrs“ zusammen „gefarmt“.
Im Dezember 05 zogen wir dann erstmals in den Kern. (Instanz: Molten Core, falls das hier zu abgedreht klang)
An dieser Stelle noch eine Anmerkung: Ich habe im Spiel zwar oft mit meinem RL-Kumpel zusammen gespielt, wir waren jedoch nie in einer Gilde und haben unsere Raidaktivitäten immer unabhängig von einander durchgezogen. Er war mir im Spiel stets ein Stück voraus und so konnte ich in den meisten Instanzen auf sein Wissen zurückgreifen.
Und so zog meine Gilde fortan zwei Mal wöchentlich in den geschmolzenen Kern und besuchte „Onyxia“.
40 „Verrückte“ die gleichzeitig ihre Zeit mit dem Killen virtueller „Bosse“ verbringen…es war der Wahnsinn. Etwas Ähnliches hatte ich vorher noch nie in einem Spiel erlebt.
Und hier begann das erste Mal der Suchtaspekt (zumindest habe ich ihn ab hier erstmals wahrgenommen):
Um Erfolge zu erzielen dehnten wir die Raidzeiten schnell aus und verbrachten ab Februar 06 mehr Zeit im Kern sowie darüber hinaus noch in anderen Instanzen wie Zul’gurub und später auch in Ahn’Quiraj.
Und obwohl meine Gilde nie zu den Powergamer-Gilden gehörte, verbrachten wir doch bald fast die gesamte Woche in Instanzen oder (speziell ich) hatte(n) als neue Lieblingsbeschäftigung das Farmen entdeckt.
Durch mein T0-Set war ich in dieser Hinsicht ja schon abgehärtet und hatte es mir bald zur Aufgabe gemacht Ruf zu farmen. (Für nicht Wow-ler: Farmen und speziell Ruf-farmen ist eine der zeitintensivsten Tätigkeiten in WoW überhaupt. Es gibt verschiedene Fraktionen für die man immer wieder ein und denselben Gegnertyp killen muss um in ihrer Gunst aufzusteigen und mächtige Belohnungen kassieren zu können.)

Mein RL war freilich in der Zwischenzeit nicht stehen geblieben:
Im August 05 beendete ich meinen Zivildienst und begann im September ein Studium.
Die Prüfungen des 1. Semesters im Februar 06 bestand ich sogar noch (trotz fast nicht vorhandener Lernleistung) mit gutem Erfolg.

Ab da rutschte ich erst so richtig ab:
Ich reduzierte meine Uni-Zeiten immer weiter, bis ich am Schluss überhaupt nicht mehr hinging. Meine Eltern haben furchtbare Nächte durchgemacht, etwa wenn mein Vater um halb 4 Nachts in mein Zimmer gepoltert kam und sich über den Krach des Pc-Lüfters beschwerte. Sie sahen meinen sozialen und gesundheitlichen Abstieg wütend und zugleich hilflos mit an.
Mein Programm dürfte einigen von euch (Ex-)Wowlern bekannt vorkommen: Wenig Schlaf, Essen nur noch vorm PC oder man lässt es der Einfachheit halber gleich ganz, Kontakte zur Außenwelt nur noch wenn es sich absolut nicht vermeiden ließ, an Geburtstagen der Verwandtschaft ließ ich mich als krank entschuldigen etc.

Um euch nicht zu langweilen:
Es mündete darin, dass meine Eltern mir Anfang Juli 2006 das Messer auf die Brust setzen und mich vor die Wahl stellten entweder einen Neustart im RL (blöde Abkürzung) also im ECHTEN LEBEN zu vollziehen oder mich hochkantig auf die Straße zu setzen. So außer sich hatte ich meine Eltern bis dato noch nie erlebt.
Erst als mir klar wurde wie nah mein ehemals „intaktes“ Leben an den Abgrund geraten war konnte ich mir die Sucht eingestehen und beschloss dem Teufelskreis ein endgültiges Ende zu setzen.
Ich bat meine Eltern trotzdem noch um eine allerletzte Gnadenfrist von 3 Wochen um mich mit Anstand von der Gilde und den mir teilweise wirklich ans Herz gewachsenen Menschen hinter den bunten Pixelhaufen verabschieden zu können.

Ich glaube sie spürten, dass es mir ernst war und sie gewährten mir diesen Wunsch. Wir einigten und gemeinsam auf ein FESTES Datum an dem ich in ihrem Beisein meinen Account kündigen und meine Charaktere löschen würde.

In der verbleibenden Zeit unternahm ich nochmals eine Menge mit den Leuten, die mir „Ingame“ viel bedeuteten und als sich die Frist zum Ende neigte, entzauberte ich meine Items und verteilte mein „virtuelles Vermögen“ auf Gildies und Leute aus der Freundesliste.

Es war wie ein Stich in die Brust als ich an dem mit meinen Eltern vereinbarten Tag meinen geliebten Magier löschte und der Welt von Azeroth auf immer „Lebewohl“ sagte,
aber ich weiß, dass meine Eltern seit dem Tag nachts wieder ruhig schlafen können.

Blizzard hat mit WoW etwas Wunderbares und ein Monster zugleich geschaffen, welches es lange Zeit schafft, eine „heile“ Welt vorzugaukeln (man fühlt sich geborgen, hat Herausforderungen und Erfolgserlebnisse am laufenden Band und erlebt praktisch keine Rückschritte) und am Ende Ehen, Freundschaften, Berufskarrieren und ganze Existenzen frisst und zerstört.
World of Warcraft schafft es meiner Meinung nach SÄMTLICHE psychischen Bedürfnisse zu befriedigen und die physischen Bedürfnisse zumindest soweit in den Hintergrund zu drängen, dass sie den Spielgenuss nicht stören.

Inzwischen bin ich seit etwas über 6 Monaten „clean“ und bete inständig nie wieder einen „Rückfall“ zu erleiden.
Ich habe mein Leben radikal umgekrempelt, die Uni geschmissen (ich hab sie im 2. Semester ja ohnehin fast nicht mehr besucht) und eine Ausbildung begonnen.
Die Rückkehr in ein „normales“ sprich echtes Leben ist mühsam und geht (im Gegensatz zum Spiel) mit kleinen Schritten und kleinen Erfolgserlebnissen – und auch manchen Enttäuschungen – voran.
Aber genau diese Mischung macht das echte Leben ja so interessant.
Es ist beschwerlich sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen (der alte ist nach Abschluss der Schule ob unterschiedlichster Berufswege auseinander gegangen, oder spielt trotz hartnäckigster Überzeugungsversuche immer noch WoW), aber ich bin überzeugt, dass auch diese Aufgabe gemeistert werden kann.



11.02.2007 23:01:45   
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Zum Abschluss noch eine Bitte an alle Angehörigen von süchtigen Spielern:
Steht bitte weiter zu Ihnen auch wenn es euch noch so schwer fällt. Ich werde wohl erst in einigen Jahren begreifen, was meine Eltern durchgemacht haben und was ich ihnen im Nachhinein zu verdanken habe.
Hartnäckige Verbote bringen meiner Ansicht nach ÜBERHAUPT NICHTS, die Betroffenen müssen selber realisieren was mit ihnen passiert ist, es muss in ihrem Kopf klicken, aber dieser „Schalter“ lässt sich nicht mit Gewalt umlegen und nicht erzwingen.
Und wenn sie schlussendlich den Absprung geschafft haben, bitte helft ihnen beim Wiederaufbau ihres echten Lebens. Ich weiss wie schwer einem das zu Beginn fällt, man verbringt sehr viel Zeit mit Erinnerungen an das Spiel und das Leben kommt einem zu Beginn sehr leer und unausgefüllt vor, aber man lernt mit der Zeit wieder sich „zurecht zu finden“ knüpft neue soziale Kontakte und sucht sich neue bzw. vielleicht auch „alte“ vor-der-WoW-Zeit Hobbies.


Großen Respekt an Sie Frau Farke, Ihre stetigen Bemühen auch die noch so hoffnungslos erscheinenden Fälle nicht aufzugeben ehren Sie und machen deutlich, dass Sie für sich wohl den richtigen Beruf gefunden haben. :)


Mit freundlichen Grüßen

Ein (weiterer) Ex-WoWler



11.02.2007 23:02:08   
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Großen Respekt an Sie Frau Farke, Ihre stetigen Bemühen auch die noch so hoffnungslos erscheinenden Fälle nicht aufzugeben ehren Sie und machen deutlich, dass Sie für sich wohl den richtigen Beruf gefunden haben. :)

Danke, danke! "Hoffnungslose Faelle" gibt es aber gar nicht, niemals. Und ... ach ja, wenn es doch nur mein Beruf waere!!! Leider ist das immer noch alles ehrenamtlich hier. Aber ich mache es ja gerne, sonst ginge es wohl nicht. Habe mich jedenfalls ueber Deine netten Worte gefreut, thanx.

In der "Sache" (WoW) gebe ich dir uebrigens recht. Der Entschluss zum Aufhoeren muss in jedem Spieler selbst reifen.

Alles Gute fuer Dich und mach bitte weiterhin hier anderen Mut,

G.


Gabriele Farke (HSO e.V.)

++++ Individuelle Onlinesexsucht-Beratung:
http://www.onlinesucht.de/Kosten HSO-2014-OK.pdf

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11.02.2007 23:40:51    
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