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Wie lange kann ich mir das noch zumuten? |
Vacuitatis | ||
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Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 60 Mitglied seit: 22.11.2011 IP-Adresse: gespeichert | Natürlich respektiere ich die Bemühungen meines Mannes und finde es auch toll, dass er sich so reinhängt und ich freue mich auch über alle positiven Berichte hier. Hochachtung zolle ich aber einer Bekannten, die ihr Leben bei Hilfsprojekten im Sudan riskiert. Es geht gar nicht darum, dass ich ihm nicht verzeihen kann. Oder darum, dass ich mich minderwertig gegenüber irgendwelchen Frauen fühle. Ich liebe ihn einfach nicht mehr so wie vorher. Und das hat auch etwas mit dem Thema Respekt zu tun. Wie soll ich jemanden, der mich derart hintergangen hat, respektieren? Ich weiss, auch das wird hier anders gesehen, aber die Sucht rechtfertigt meines Erachtens nicht die Lügen und die Verletzungen des anderen. Er ist ja keine willenlose Marionette! Wenn er mir in den schlimmen Zeiten gesagt hätte: "ich will mir diesen Kram ansehen, akzeptiere es oder geh", dann wäre das für mich ein zu respektierendes Verhalten gewesen. Einfach offen und ehrlich. In diesen ganzen Heimlichkeiten und Lügen sehe ich aber nur eins: Charakterschwäche. Sucht entbindet nicht von der Verantwortung für die Mitmenschen oder das eigene Tun! Ich habe selbst einen Hang zu Süchten, aber ich weiss immer wo ich stehe, merke sofort, wenn es beginnt gefährlich zu werden und ich die Beine in die Hand nehmen muss. Was ich sagen will ist, dass ich mir sicher bin, dass er schon viele viele Jahre um seine Sucht weiss. Das dieses Wissen nicht automatisch dazu führt, abstinent zu werden ist klar. Aber das Wissen sollte dazu führen, dass man diejenigen, die man liebt schützt. Das hat er nicht getan und damit komme ich nicht klar. Da ging Eigenschutz vor Fremdrettung. Er hat mich nicht vor seinem zerstörerischen Verhalten geschützt. Klar hätte ich mich selbst schützen können, aber ich habe ihm einfach immer wieder geglaubt. Es war ein langer Prozess, aber ich musste einsehen, dass er nicht das ist, was ich immer in ihm gesehen habe: die Person, auf die ich mich in der Not 100%ig verlassen kann. Es ist nicht so, dass ich jemand wäre, der besonderen Schutz bräuchte, ich komme selber gut klar, aber das Wissen, dass man wenn es hart auf hart kommt, völlig auf sich gestellt ist, macht doch sehr einsam und sorgt für viel Distanz. Ich weiss, dass alles seine Zeit braucht und ich sehe auch, dass er versucht, sich wieder Respekt zu verdienen und mir das Gefühl zu geben, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ich werde uns auch noch einige Monate geben, aber das beklommene Gefühl, was ich jetzt seit einem halben Jahr in der Brust habe geht einfach nicht weg....
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13.04.2012 23:44:16 | ||
Dormarth | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 225 Mitglied seit: 27.01.2010 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Vacuitatis! Puh, schweres Thema. Ich habe die Sucht ein klein wenig besser verstehen können, punkto Lügen und Heimlichkeiten, als ich mich mal selbst reflektierte. Gesundenuntersuchung: Wieviel rauchen Sie am Tag? 20. Eigentlich waren es 50-60, pschhhht und das über 20 Jahre. Vorwiegend starke Zigaretten. Beim Arzt waren es immer: Ach eh leichte. Und warum? Weil ich mir das Theater ersparen wollte, vonwegen wie ungesund das doch ist, u.s.w. Mein Gott, dass wusste ich doch eh und hätte trotzdem nicht aufhören können. Gut, in dem Fall habe ich mir selbst geschadet. Aber vielleicht auch nicht. Wer weiß. Beispiel: Vielleicht würde ich dadurch nicht so lange leben wie ohne und meine Angehörigen würden darunter leiden. Wäre es fair von mir, wenn ich ihnen 3-4-5- schöne Jahre, die sie länger mit mir haben könnten nehmen würde wegen blauen Dunst? Früher habe ich da nicht mal drüber nachgedacht, aber durch die Oss war ich angehalten mal mir Gedanken darüber zu machen und über mich selbst zu richten. Was tu ich denn selbst, um anderen und mir nicht zu schaden. Oder zählt das nicht, weil es noch nicht eingetroffen ist? Sorry, saublödes Beispiel, aber ich hoffe die Message dahinter kommt rüber. Ob das Charakterschwäche ist hm. Ich denke Lügen und Heimlichkeiten sind eher ein schützender Suchtreflex, dass man sich damit nicht auseinandersetzen muss. Es ist ein Prozess. Ging bei mir auch nicht von heute auf morgen. Ich denke zum Gesunden gehört nicht nur das Verzeihen, sondern auch das verstehen wollen. Ich kann das gut nachfühlen und ich möchte deinen Mann nicht in Schutz nehmen. Aber grad, weil Sex und Sb mit Trieb zu tun hat, ist es auch für den Betroffenen verschleiert. Ich habe zu meinem auch mal gesagt, weil er eine Sucht dahinter vermutete, aber sich doch nicht so sicher war. Mensch, hättest mich mal vorgewarnt oder das am Anfang gesagt. So fühlte ich mich wie ins kalte Becken gestossen und war letztendlich die schmerzvollere Erfahrung. Ich versuche dann bei sowas über meine Selbstreflektierung an die Situation zu kommen. Verständnis gegenüber seinem Handeln zu entwickeln. Was hätte ich gemacht an seiner Stelle? Ich hätte meinen Mund gehalten und mich mal beobachtet. Wozu den Teufel an die Wand malen, wenn ich noch nicht mal weiß, ob er existiert. Vacuitatis, mein Text mag dir vielleicht nun in der Situation nicht helfen. Ich weiß es nicht. Wenn das grad so verfahren ist, ist nicht leicht. Aber irgendwann für wen anders. I hope. Ich denke, wenn der Respekt weg ist, dann ist auch die Beziehung schwer zu leben. Dann scheitert es nicht nur mehr wegen der Oss. Weiß dein Mann denn, wie es um dich gerade steht und was in dir vorgeht?
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14.04.2012 01:18:31 | ||
subbel | ||
Gruppe: Moderator Rang: Beiträge: 251 Mitglied seit: 13.10.2008 IP-Adresse: gespeichert | Ist wirklich verdammt schwer, zu diesem Thema zu verständliches zu schreiben......... Weist Du, mir ging es nach dem Entdecken der OSS meines Mannes genau wie Dir. Ganz ehrlich, ich hab ihn die ersten Wochen regelrecht verachtet, und ja auch für seine Schwäche, sich selbst da blinden Auges rein zusteuern. Ich hätte in dieser Zeit wegen der Demenzerkrankung meines Vater oft seine Hilfe gebraucht. Dann schlug dieses Verachtung in nicht mehr lieben können um und erst nach ein paar Monaten wurde mir dann doch bewusst, dass ich ihn trotz dieses "Fehlers" immer noch liebe und nicht verlieren will. Geholfen hat dabei sicherlich auch, dass er mich seither nicht mehr belogen hat und auch wirklich alles tat, um sich von der Sucht zu befreien und unsere Ehe zu retten. Er sprang derart über seinen Schatten und zeigte jetzt endlich einen Willen und eine Kraft, die ich ihm damals nicht mehr zugetraut hätte. Auch mein langsames etwas Verstehen, warum und wie er da rein fand, halfen dabei nicht unwesentlich. Ja, er stand zu seinen Taten und tat alles menschenmögliche, um es nicht mehr geschehen zu lassen; und da wuchs bei mir auch wieder der Respekt. Ich gebe Dir vollkommen recht, Respekt für den Partner ist auch für mich sehr wichtig und ich denke auch, ohne diesen Respekt ist keine Beziehung wirklich glücklich. Aber jede Partnerschaft ist anders und ich kann sehr gut verstehen, dass durch dies alles die Basis dieser Beziehung ganz einfach zerstört wurde; alleine schon deswegen, weil ich, weil wir auch nahe daran waren. Du willst ja noch ein paar Monate ins Land ziehen lassen und wenn Du dann feststellst, dass Du sich nichts geändert hast und Du ihn nicht mehr liebst oder eben nicht mehr genug liebst, dann ist es eben so. Es ist Dein Leben und Deine Entscheidung! Du alleine weist, was Dich glücklich macht. LG Karin
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14.04.2012 12:00:56 | ||
Vacuitatis | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 60 Mitglied seit: 22.11.2011 IP-Adresse: gespeichert | Ihr habt verstanden, um was es mir geht, dass tut gut! Natürlich bin auch ich nicht fehlerlos und tue Dinge, die für ihn nicht gut sind, aber es geht hier eben doch um etwas elementares, was über das anflunkern von Personen, zu denen es keine emotionale Bindung gibt, weit hinaus geht. In den Anfangsjahren tat mir sein Konsum an sich immer ungeheuer weh, aber jetzt ist es die Unehrlichkeit, die mir zu schaffen macht. Ich hoffe, dass der Schmerz darüber irgendwann weniger wird und ich die Sache überwinden kann. Die Kinder sind noch so klein und er ist wirklich ein toller Vater. Ohne diese ganze OSSScheiße hätten wir wirklich eine Chance (gehabt) eines von den Paaren zu werden, die sich im Alter noch lieben. Meine Großmutter hat nach dem Tod meines Opas mal zu mir gesagt: "Ich habe mein Leben mit dem Mann, den ich liebe verbracht, dafür bin ich dankbar". Sie war versöhnt mit dem Schicksal, die letzten Jahre ohne ihn zu sein, weil sie es als solches Glück empfand, dass sie ihn den Großteil ihres Lebens bei sich hatte. Das war immer mein Ziel, einmal so zufrieden auf mein Leben zurückblicken zu können. | |
14.04.2012 20:10:49 | ||
ria | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 30 Mitglied seit: 27.01.2012 IP-Adresse: gespeichert | Liebe Vacuitatis, Die Worte deiner Großmutter haben mir die Tränen in die Augen getrieben, es ist so schön wenn ein Mensch so etwas über sein Leben und seine Partnerschaft sagen kann. Diesen Wunsch habe ich auch, vielleicht bleibt es ja nur bei einem Wunsch...... Ich wünsche dir viel Kraft, da ich im Augenblick leider nicht besonders gute Zeiten durchlebe, bin ich zu noch mehr Aufmunterung nicht fähig, aber bleibe stark und vor allen Dingen dir selber treu. LG ria | |
14.04.2012 20:58:53 | ||
Dormarth | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 225 Mitglied seit: 27.01.2010 IP-Adresse: gespeichert | Naja, ne. Das war nur ein Beispiel. Ihn habe ich genauso belogen in seiner Sucht-Hoch-zeit, als ich eigentlich wieder mehr am rauchen war aus Frust. Oder meine Eltern, wenn sie mich schon dann bei jedem Treffen fragten wieviel ich denn momentan rauche. Da entwickelte ich vollkommenes Unverständnis, da sie selber rauchen und das nicht grad zu wenig. Und ich habe es wahrscheinlich genauso von den Gedanken her wie ein Ossler empfunden, denn ich dachte mir, wen außer mir geht das was an? Ich war immer irgendwie weniger am rauchen im Gespräch, als ich eigentlich tat. Klar, es lässt sich nicht so gut vergleichen, weil bei Oss ist man eben als Angehörige viel mehr involviert und verletzlicher, weil es um Zwischenmenschliches geht. Aber die Sucht sucht sich nicht aus, habe ich zu dem eine Bindung oder nicht. Die macht einfach. Unehrlichkeit. Ja, daraus entstehen auch Konsequenzen. Du, ich überlege heute noch 3 Mal, ob er mir gerade die Wahrheit sagt. Ich habe selbst mit Not- und Alltagslügen ein Problem durch die Oss. Da verschwimmen die Grenzen. Auch wenn ich die Sucht verstehen kann, so lebt dennoch auch irgendwo weit hinten das Erlebte noch. Zwar weniger als am Anfang, aber es ist da. Ich bin mir nicht sicher, ob sowas je wieder ganz verschwindet. Ich denke, geprägt ist man für immer, auch wenn es weniger werde sollte.
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15.04.2012 07:00:16 | ||
gabriele_farke | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert | Dormath, es wird definitiv weniger, aber es dauert halt sehr lange. Auch beim Betroffenen dauert es seine Zeit, bis er sich umgestellt hat und wirklich der Sucht energisch und zuverlässig entgegentreten kann! Es ist nicht OSS-spezifisch, dass Vertrauen verschwindet, denn das erleben wir Menschen bei JEDER Enttäuschung, die wir mit dem Partner erleben, mal mehr, mal weniger schmerzlich. Liebe heißt, auch dieses auszuhalten und gemeinsam wieder einen Weg zu finden, das Vertrauen behutsam und stetig wiederzugewinnen. Ich wünsche es Euch allen, dass Ihr es schafft! GF
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15.04.2012 09:04:52 | ||
Dormarth | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 225 Mitglied seit: 27.01.2010 IP-Adresse: gespeichert | Danke, Gabriele! Mich nervt das manchmal richtig an, dass das mit dem Vertrauen noch nicht so passt. Mein Therapeut meinte voriges Jahr, ich müsste mir da selber Zeit geben. Das ich von mir in der kurzen Zeit unmögliches erwarten würde und selber unter Druck setze. Damit hatte er nicht unrecht. Ich muss schon zugeben, dass dieses Mißtrauen für mich persönlich ein Störfaktor ist. Weil es teilweise triggert und immer zeigt, da war doch was. Je nach Situation sind die Schlüsselreize teilweise noch enorm. Ich hätte das wohl schon zu gerne hinter mir, aber auch ich bin erst am Anfang. *ächz* Stimmt Gabriele, es ist nicht OSS-spezifisch. Für mich hat es allerdings mit der OSS zu tun, wenn sowas vermehrt in kurzer Zeit passiert. Das ist es ja, wo das Vertrauen dann ziemlich schnell auf null ist. Aber es hat eben mit der Sucht zu tun und nicht mit dem Partner direkt. Ich unterhalte mich auch mit Eltern, Kindern, Angehörigen von Drogensüchtigen. Und die werden genauso belogen und hintergangen. Lügen und Heimlichkeiten sind da ebenfalls Nummer eins. Leiden genauso wie Oss-Angehörige und die Coabhängigkeit. Mir hat das teils geholfen, die Sucht nicht so auf meinen Partner zu übertragen, sondern als das was es ist. Was selbständiges und heimtückisches. Nur das Suchtmittel ist halt jeweils anders. Man muss schon ganz schön hart an sich selbst arbeiten und Wege finden, die einem hilfreich erscheinen und auch sind. Besonders, wenn man sich dafür entschließt, dass es gemeinsam weitergeht. Sorry, Vacuitatis. Nun ist dein Thread bissl zweckentfremdet.
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16.04.2012 14:15:01 | ||
Vacuitatis | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 60 Mitglied seit: 22.11.2011 IP-Adresse: gespeichert | "Ich denke, geprägt ist man für immer, auch wenn es weniger werde sollte." Das fürchte ich auch! Ich hatte zwischen durch mal drei Jahre, in denen ich ihn clean glaubte. Es wurde besser, aber die Frage, was er gerade treibt, wenn ich nicht neben ihm saß war nie weg. Ein Mausklick, wenn er bemerken konnte, dass ich ins Zimmer kam, führte schon zu einem unguten Gefühl. Dass ist auch etwas wovor ich Angst habe. Selbst wenn er (und wir als Paar) es schaffen sollten, wird es mich noch Jahre verfolgen. Vertrauen habe ich im Moment schon. Auch habe ich sämtliche "Kontrollaktivitäten" eingestellt. Aber ich habe viele Probleme mit Alltagssituationen. Ich kann nicht die harmloseste Kuss/Haut/Nacktszene im Fernsehen aushalten, wenn er neben mir sitzt. Ich versuche es, aber nach wenigen Sekunden muss ich einfach umschalten. Letztens hatten wir wegen eines Themas, dass uns betraf, einen Express hier. Ich habe die ganze Zeitung seziert und alle "Bildchen" in meine Handtasche gestopft und irgendwo entsorgt. Das ist doch völlig gestörtes Verhalten! Ich wünsche mir so sehr einen normalen Umgang mit diesen Nichtigkeiten, aber das sehe ich für die nächsten Jahre einfach nicht. | |
25.04.2012 21:09:52 | ||
subbel | ||
Gruppe: Moderator Rang: Beiträge: 251 Mitglied seit: 13.10.2008 IP-Adresse: gespeichert | Nabend vacuitatis, glaub mir, im Laufe der Zeit hört dieses gestörte Verhalten auf. Ich kenne das auch von mir. Mittlerweile ist es bei uns so geworden, dass er immer noch denkt, mich würden solche Szenen und Bilder z. B. im TV auch heute noch stören, aber ich ermuntere ihn mittlerweile sogar, ja nicht umzuschalten. Wie gesagt, das hat lange, sehr, sehr lange gedauert und es funktioniert sicherlich auch nur, wenn der Partner keinen realen Grund zum Zweifeln mehr gibt. Irgendwann hast Du mich mal gefragt, ob ich wirklich sicher bin, dass mein Mann immer noch clean ist, da Du das bei Deinem auch lange dachtest. Ich bin mir immer noch sicher, da sich sein Verhalten zu mir, zu den Kindern, zu seinem gesamten Umfeld derart verändert hat, dass ich es wirklich merken würde. Er war damals einfach ein anderer Mann. LG subbel
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25.04.2012 22:41:29 | ||
Vacuitatis | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 60 Mitglied seit: 22.11.2011 IP-Adresse: gespeichert | Gestern sind wr einen riesen Schritt weiter gekommen! Wir eiern seit Januar in der Therapie um die Frage, warum es meinen Mann immer wieder zur seinen Pornos zieht. Bisher sind wir über ein "ich weiß es auch nicht" nicht hinausgekommen. Dienstag hatte er eine Einzelstunde, da wir glaubten, dass es ihm vielleicht leichter fallen würde, sich dem Thema zu nähern, wenn ich nicht daneben sitze. Und tatsächlich, in der gemeinsamen Therapie Sitzung gestern, wurde das Mysterium gelüftet, ich durfte an seinen Erkenntnissen teilhaben. Die Frauen in den Pornos seien willig, ergriffen die Initiative zum Sex, zeigten dem Partner, dass sie ihn begehren. Ich dagegen würde ihn zu selten verführen, ihm nicht in ausreichendem Maße das Gefühl geben, ihn zu begehren und von mir aus keine neuen Varianten des Liebesspiels initiieren. Nun ist es also raus. Ich bin es einfach selber schuld. 20 Jahren Leiden und Zerstörung habe ich selbst zu verantworten. Weil ich nicht stönend über ihn herfalle und ihn anbettele mit mir zu schlafen, ihm nicht lauthals vermittele, wie toll ich ihn finde und ihn nicht an irgendwelchen "verbotenen" Orten vernasche. Ich müsse mich (auch) ändern, damit er damit aufhöhren kann. Ich bin am Boden zerstört. Ich hatte gehofft, die Therapie würde uns helfen, aber damit, dass mir die Schuld zugewiesen wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Dass diese Theorie den Pornokonsum vor mir und unseren sehr sexintensiven Zeiten nicht erklärt, schein niemanden zu stören. Dass er massive Probleme im Elternhaus hatte, das Opfer von massiver Ausgrenzung war, spielt alles keine besondere Rolle. Ich habe ihn gefragt, was er denn glauben würde, wie sich sein Verhalten mit einer anderen Partnerin entwickelt hätte. Er glaubt tatsächlich, dass es dann anders hätte sein können. Ich glaube, dass hier ist der Tiefpunkt, den ich brauchte, um endlich zur Vernunft zu kommen. Ich sehe einfach keine Hoffnung mehr. Wenn ich mein Verhalten in sexueller Hinsicht jetzt nicht ändere, hat er ja sogar eine offiziell anerkannte Begründung für sein Handeln, er ist ja reingewaschen, immerhin liegt es ja an meinem Verhalten und nicht an ihm. Er reagiert ja nur auf mein Nicht-Willigsein mit seinem Konsum! Als Tipp dafür, was er machen soll, wenn ihn die Lust nach Pornos überkommt, hat er tatsächlich den Rat bekommen, "es in die reale Welt zu holen"! Ja und wenn ich mich dann aber nicht gerade lüstern in knapper Wäsche auf dem Bett herumräkele??? Sondern nicht da bin oder einfach keine Lust habe? Tja, dann bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als dem Drang nachzugeben. Verdammt das reale Leben ist kein Porno! Ich kann ihm doch auch nicht vorwerfen, dass er sich nicht wie der heiße Typ aus irgendeiner Fernsehserie verhält und damit irgendwelche Seitenspünge rechtfertigen! Ich bin völlig fassungslos über diese Entwicklung. Dass ich ihn unterstütze, auch etwas ändern muss in der Beziehung, um es ihm leichter zu machen, dass sehe ich ein. Aber ich kann doch jetzt nicht hingehen, und anfangen ihm etwas vorzuspielen! Das absolut kranke an der ganzen Sache ist ja, dass ich früher dem, was er sich wünscht, viel mehr entsprochen habe. Durch seine Pornos und die daraus resultierenden Verletzungen habe ich mich aber immer mehr zurückgezogen! Hätte er das alles nie gemacht, hätte er immer das haben können, was er sich wünscht. Das haben wir aber alles schon vor vielen Jahren durchgekaut, dass ist also keine neue Erkenntnis für ihn, dass sein Konsum nicht dazu beiträgt, dass ich ihn attraktiver finde, mich leichter gehen lassen kann. Wenn dieser ganze Konsum also "nur" aus diesen Wünschen resultiert, hätte er es doch drangeben können und versuchen können, sich all das wieder zu Hause zu holen. Aus momentaner Sicht gibt es für mich keine Hoffnung mehr auf Besserung. Ich lasse mir das nicht aufdrücken, ich lasse mich hier nicht als diejenige hinstellen, die alles verursacht hat. Ich glaube im Grunde seines Herzens weiß er, dass er das Problem hat und nicht ich sein Problem bin. Aber er schiebt es mir trotzdem zu. Das tut mir unglaublich weh, weil es so niederträchtig ist und ich bin echt dabei sie Fassung zu verlieren. Wir haben einen riesen Schritt gemacht. Einen Schritt in Richtung Trennung. Und ich brauche eine Therapie von der Therapie. | |
27.04.2012 07:11:06 | ||
subbel | ||
Gruppe: Moderator Rang: Beiträge: 251 Mitglied seit: 13.10.2008 IP-Adresse: gespeichert | Hi vacuitatis, Mensch, lass Dir diesen Schuh nicht anziehen; Du bist nicht schuld, dass Dein Mann süchtig ist. Wer behauptet dass eigentlich genau? "Nur" Dein Mann oder auch der Therapeut? Wenn dieser Therapeut tatsächlich solch einen Mist von sich gibt, ist er meiner Meinung der Falsche für dieses Thema. Dein Mann war ja schon vor Eurer Ehe süchtig, was soll das dann mit Dir zu tun haben? Verstehe ich echt auch nicht. Bei uns war es ja so, dass mein Mann erst im Laufe unserer Ehe (wir sind mittlerweile auch schon fast 20 Jahre verheiratet) süchtig wurde. Ja, auch mein Verhalten, das aber auch wiederum eine Folge seines Verhaltens war, trug dazu bei, dass er sich in Pornos usw. flüchtete. Das hat er/haben wir auch in der Therapie herausgefunden. Aber, es war alleine sein Unvermögen, das nicht mit mir zu klären und den für ihn zunächst einfacheren Weg ins Internet zu gehen. Unsere Beziehungsprobleme waren aber nur ein Teil dessen, weswegen er aus der Realität flüchtete. Bei ihm spielte auch seine Kindheit und Jugend eine sehr große Rolle. Die Situation war bei uns anders als bei Euch und obwohl mein distanziertes Verhalten auch eine der Ursachen seiner Sucht war, habe ich mir nie alleine die Schuld daran gegeben. Und unsere Therapeutin und mein Mann haben mir auch nie ein Gefühl von Schuld vermittelt. Deswegen finde es erschreckend, dass Dein Mann dann bis heute noch nicht einsieht, dass er alleine das "Problem" lösen kann und muss. Die Schuld jetzt immer noch auf Dich zu schieben, finde ich ehrlich gesagt erbärmlich und feige. Nimm diese Schuld nicht an! LG Karin
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27.04.2012 12:17:05 | ||
Dormarth | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 225 Mitglied seit: 27.01.2010 IP-Adresse: gespeichert | Wer hat den Therapeut ausgesucht? Punkto Sucht hört sich das sehr inkompetent an. Zieh dir den Schuh bloß nicht an. Klingt alles wieder nach einer tollen Ausrede bzw. zu Gunsten gerückt an. Genauso gut hätte der Therapeut fragen können, warum dein Mann unfähig ist mit dir über solche Probleme zu reden, wenn es angeblich an dir liegt. Allein der Ratschlag es in die Tat umzusetzen ist hirnrissig. Also da sah bei uns die Beratung mit dem Arzt ganz anders aus. Bei uns hatte er die Sucht auch schon vorher. Er gab mir nie die Schuld daran. Das tat nur ich, weil ich glaubte, ich hätte was damit zu tun. Und genau richtig - DAS LEBEN IST KEIN PORNO!
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27.04.2012 13:00:15 | ||
Sarabande | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 252 Mitglied seit: 01.08.2011 IP-Adresse: gespeichert | etwas ähnliches habe ich am ende von meinem freund auch zu hören bekommen... am anfang hieß es, ich möchte, dass es mit dir schön wird, deshalb müssen wir uns erst besser kennen lernen... als ich ihn am pc erwischt habe, hieß es: "das hat nichts mit dir zu tun"... dann kamen verschiedene andere aussagen, weil ich so und so sei... am ende hieß es: ich hätte es nicht drauf einen mann heiß zu machen... ich konnte mich unter diesen ganzen umständen ihm gegenüber überhaupt nicht öffnen... ich hab einfach gespürt, dass er sowieso nicht kann, ich hätte sonstwas veranstalten können... ich hätte mich nur zum affen gemacht (das war jedenfalls mein gefühl)... das darf man sich alles nicht reinziehen, wir sind nicht verantwortlich für die sucht... der süchtige muss sich eingestehen, dass ganz alleine er ein problem hat, das letztendlich auch zu unserem geworden ist... | |
27.04.2012 13:45:42 | ||
ria | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 30 Mitglied seit: 27.01.2012 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Vacuitatis, nachdem ich die ersten Wörter gelesen habe, machte mein Herz einen Satz, ich dachte endlich mal was Positives. Das gute Gefühl verflog sehr schnell als ich weiterlas. Das darf doch echt nicht wahr sein !!!!!! Kann es sein, dass dein Mann etwas vollkommen falsch verstanden hat??? In was für einer Welt lebt er denn?? Er muss eines bedenken, während er sich in seine ach so schöne Pornowelt verabschiedet hat, musstest du der Realität ins Auge schauen. Du hast gelitten und gezweifelt, musstest gleichzeitig stark sein und das reale Leben für deine Familie aufrechterhalten. Die Realität ist kein Pornofilm. Aber auch hinter jedem Pornofilm steckt eine Realität, die keineswegs so rosig ist wie sie scheint. Die Damen tun nur so lüstern und erregt, dabei haben die meisten so gar keinen Spass oder Erregung. Warum können es scheinbar erwachsene Männer nicht verstehen, dass es sich bei ihren Pornofilmen lediglich um Filme handelt, die zwar den Fantasien entsprechen, aber eben alles nur gespielt, retouschiert und unecht ist??? Ich werde es nie verstehen. Bitte sehe jetzt bloss nicht die Schuld bei dir!!! Tue das ja nicht!!!! Wir Frauen wünschen uns ja auch manchmal, der eigene Gatte möge doch so sein wie der Mr. Dreamy in der Lieblingsserie, aber wie der Darsteller in Wirklichkeit ist wissen wir ja nicht. Und so akzeptieren wir die wenige Romantik und den nicht ganz so perfekten Beischlaf, weil es um Nähe, Vertrauen und Liebe geht. Wir lieben sie so wie sie sind, mit all den Macken und den guten Seiten. Niemand ist perfekt, dies vergessen aber unsere Männer und schauen dabei wahrscheinlich selbst viel zu wenig in den Spiegel. Die sollten sich mal ihre Darstellerinen in Natura anschauen oder sie mal im Privatleben erleben, das sind ganz normale Frauen. Was mir an der Sucht aufgefallen ist, die anderen sind schuld, die anderen sind nicht perfekt oder gar verständnisvoll. Nur wie kann jemand die Wünsche und Sehnsüchte des anderen erraten??? Genau niemand, aber es ist ja einfacher sich in eine "Traumwelt" zu stürzen, als mit dem Menschen, mit dem man sein Leben teilt zu reden. Dies ist etwas was ich jedem Sexsüchtigen und Pornosüchtigem unabhängig von seiner Sucht vorwerfe. Sprechen kann doch wohl jeder!!! Lasse den Kopf nicht hängen und sage ihm klipp und klar, dass er endlich in der Wirklichkeit ankommen soll und in Zukunft den Mund aufmacht. Aber ihr müsst eure Sexualität leben und nicht seinen Porno!!! Ich wünsche dir viel Kraft und gute Nerven, lasse dich nicht unterkriegen, bitte !!! Ich bin so sauer, mir dürfte heute mein Mann nicht dumm kommen, der würde ein Wunder erleben!!! Ich wünsche dir alles Gute. LG ria | |
27.04.2012 14:03:30 | ||
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