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Paul - Ausstiegstagebuch (OSS), Beginn 26.02.2012 |
Paul Mila | ||
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Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Freitag, 15. Juni 2012: Schon lustig, oder? Vor ein paar Tagen habe ich noch von der "zweiten Welle" geschrieben. Davon, daß ich nun die tiefer liegenden Schichten meiner Sucht beseitigen möchte, und daß ich meine sexuelle Fantasien im Alltag weitestgehend einschränken werde. Nur ein paar Tage später schreibe ich dann über meine homoerotischen Neigungen, und daß ich sie ja eigentlich auch ausprobieren könnte. Nun merke ich, daß meine Gedanken immer wieder zu diesem Thema zurückkehren, daß ich mich immer wieder mit diesem Gedanken beschäftige. Heute Nachmittag ist mir dann eine sehr wichtige Frage in den Sinn gekommen: Ist es überhaupt wichtig? Ist es überhaupt wichtig, ob ich schwul bin oder nicht? Ob ich bi-sexuell bin oder nicht? Ob ich auf Männer oder Frauen, oder auf beide stehe? Welchen Unterschied macht es denn, ob da ein Mann oder eine Frau neben mir im Bett liegt? Welche Rolle spielt das letztlich in meinem Leben? Selbst wenn ich in Zukunft viel Sex haben sollte, egal ob mit Männern oder Frauen, die meiste Zeit meines Lebens werde ich ja doch nicht mit Sex verbringen. Selbst wenn ich viel Sex haben sollte, und selbst wenn ich mit vielen Partnern Sex haben sollte, im besten Fall werde ich immer noch die meiste Zeit mit anderen Dingen verbringen. Die meiste Zeit werde ich vermutlich beim arbeiten verbringen, dicht gefolgt von schlafen. Also sogar dann, wenn Sex eine große Rolle in meinem Leben spielen sollte, so wird mein Leben doch die meiste Zeit von anderen Dingen ausgefüllt sein. Ist es also überhaupt wichtig? Warum lasse ich meine Gedanken so leicht von diesem Thema beherrschen? Was hängt denn schon davon ab? Spielt das so eine große Rolle für mein Lebensglück? Oder ist es nicht vielmehr so, daß ganz andere Sachen eine viel wichtigere Rolle spielen? Wie zum Beispiel, daß ich eine Arbeit mache, die mich erfüllt? Sollten meine Gedanken nicht eher darauf gerichtet sein? Oder stürze ich mich einfach deshalb so begierig auf diese Gedanken, weil es mal wieder was ganz neues wäre? Oder vielleicht auch deshalb, weil ich mich dafür nicht großartig anstrengen muß? Weil ich mich auf diese Weise nicht mit Problemen auseinandersetzen muß, die eigentlich viel wichtiger sind, als die Frage, ob ich nun schwul bin oder nicht? Was würde sich denn an diesen Problemen ändern, wenn ich plötzlich Sex mit Männern hätte? Eigentlich gar nichts. Und was würde sich dadurch im Bezug auf meine Sucht ändern? Würden sich meine Sucht-Probleme auf einmal in Luft auflösen, wenn ich Sex mit Männern hätte? Würde ich dadurch endlich ganz damit aufhören unkontrolliert zu masturbieren? Oder würde ich dadurch plötzlich weniger gefährdet sein, mir doch wieder Pornos anzuschauen? Wäre ich durch diese Entwicklung nicht sogar eher wieder mehr gefährdet, wenn ich zum Beispiel damit anfange, in der Schwulen-Szene zu "cruisen"? Wäre das nicht einfach eine neue Form von Sexsucht? Damit würde ich wieder die Gelegenheit verpassen, meinem Sucht-Verhalten wirklich auf den Grund zu gehen, und nach ein paar Wochen, Monaten oder Jahren würde ich dann wieder vor genau den selben Problemen stehen, mit denen ich jetzt schon konfrontiert bin. Ob meine Sexualität so oder so ist, ob ich schwul bin oder nicht, das ändert doch in Wirklichkeit gar nichts wesentliches in meinem Leben. Das gibt mir keinen Sinn im Leben, keinen Halt, keine Ruhe. Im Gegenteil. Jahre lang habe ich mich so ungeheuer viel mit Sex beschäftigt, und es hat mich in meinem Leben ÜBERHAUPT NICHT weitergebracht. Es hat nichts geändert, keine Probleme gelöst, und ich habe dadurch keine von meinen Schwierigkeiten in den Griff bekommen. Ich bin dadurch nicht stärker geworden, nicht klüger, nicht reifer, nicht weiser, und auch nicht liebevoller, schöner, zufriedener oder ähnliches. Ich habe dadurch nichts wertvolles für mich und andere geschaffen. Und das ist ja genau das Problem! Mit dreißig Jahren komme ich nun langsam dahin, mich endlich gründlich mit den Problemen auseinanderzusetzen, die ich im Grunde schon hatte, als ich noch fünfzehn Jahre als war. Es sind im wesentlichen noch die selben Probleme. Doch nun, mit dreißig Jahren, muß ich langsam einsehen, daß meine bisherigen Bewältigungs-Strategien mir nicht geholfen haben. Ganz früher habe ich es mit exzessivem Fernsehen, mit zuviel Essen und Süßigkeiten versucht. Dann mit Zigaretten, Alkohol und später dem Kiffen. Hinzu kamen Fantasy-Rollenspiele, Video-Spiele, und dann die Internet-Pornos. Es hat alles nichts genützt. All diese "Bewältigungs-Strategien" waren im Grunde nur der Versuch, vor meinen Schwierigkeiten und Problemen wegzulaufen. Auch vor meinen eigenen Schwächen, um noch einmal an das anzuknüpfen, was Gabriele geschrieben hat. Ich glaube, das Selbst, das ich damals gewesen bin, erschien mir so wertlos und widerlich, daß ich es gar nicht wirklich ertragen konnte, mich mit mir selber auseinanderzusetzen. Damals fehlten mir allerdings auch die geeigneten Mittel dazu. Ohne geeignete Mittel kann man sich ja gar nicht erfolgreich verändern. Auf jeden Fall habe ich mich Jahre lang nicht meinen Schwierigkeiten und Problemen gestellt. Das hing auch damit zusammen, daß ich im gewissen Sinne gar nicht daran geglaubt habe, daß ich sie ändern könnte. Wie viele andere Menschen, habe ich daran geglaubt, daß ich einfach mit bestimmten unveränderlichen Charakter-Eigenschaften geboren war, mit bestimmten "Genen" oder was auch immer. Mir war gar nicht klar, daß ich vieles in meinem Leben ändern könnte. Naja, und wenn man gar nicht daran glaubt, daß man etwas ändern kann, dann fängt man natürlich auch gar nicht erst damit an. In den letzten Jahren habe ich aber eine Menge verändert. Ja, ich habe mich tatsächlich geändert. Nun bin ich an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich eigentlich zum ersten Mal damit aufgehört habe, vor diesen tiefgreifenden Schwierigkeiten und Problemen wegzulaufen, unter denen ich schon so lange leide. Ich habe nun wirklich damit aufgehört, mich in Fantasie-Welten zu flüchten. Zum ersten Mal traue ich mich wirklich, nicht Ja, und bei dem Wort "Fantasie-Welten" fällt mir noch einmal auf, wie umfassend ich mich in der Vergangenheit tatsächlich mit großer Sehnsucht in Fantasie-Welten geflüchtet habe. Wie sehr habe ich mich früher tatsächlich danach gesehnt, in einer der Fantasy-Welten zu leben, mit denen ich mich soviel beschäftigt habe? Oh ja, ich spüre, daß ich hier gerade etwas ganz wichtiges verstehe… Sexuelle Fantasien – das ist IN MEINEM FALL nicht nur ein Bestandteil meiner Sexsucht. Nein, sexuelle Fantasien sind in meinem Fall ein Bestandteil eines viel übergreifenderen Problems – nämlich der Flucht in Fantasien überhaupt. Flucht in Fantasien – das ist seit sehr langer Zeit ein ganz großes Problem für mich. Aus dieser "Matrix" zu entkommen und mich wirklich mit der Realität, meiner ganz eigenen Wirklichkeit, auseinanderzusetzen, ist eine ganz wichtige Aufgabe für mich. Wenn ich so drüber nachdenke, ist es eigentlich… …die wichtigste Aufgabe für mich. Der Fehler, den ich ja immer wieder gemacht habe, war der, daß ich vor meinen Schwierigkeiten und Problemen davon gelaufen bin. Ich habe mich ihnen nicht gestellt, habe mich nicht mit ihnen auseinandergesetzt. Durch diese Schwierigkeiten und Probleme habe ich mich dann natürlich sehr schlecht gefühlt. Doch statt diese schlechten Gefühle dadurch zu verbessern, daß ich meine Probleme löse, habe ich andere Mittel und Wege gesucht, um meine Gefühle zu verbessern, leichtere Wege, die mit weniger Anstrengung und Mühe verbunden waren. Auch mit weniger Selbst-Konfrontation und Enttäuschung. Doch dabei habe ich nicht gelernt, meine Gefühle dadurch zu regulieren, daß ich meine inneren Probleme löse, sondern ich habe nur gelernt meine Gefühle mit äußeren, und mit künstlichen Mitteln zu verbessern. Und allein wegen dieser Einsicht sollte ich endgültig davon loslassen, meine Stimmung mit sexuellen Fantasien "aufzuhellen". Ja, meine Hauptsorge waren im Grunde gar nicht die tatsächlichen Probleme und Schwierigkeiten, die ich hatte, sondern immer eher die schlechten Gefühle, die damit verbunden waren, und daß ich möglichst schnell diese schlechten Gefühle loswerden könnte. Ich glaubte immer, daß ich erst dann meine Schwierigkeiten und Probleme in Angriff nehmen könnte, wenn es mir gut geht. Ich hatte nicht verstanden, daß es in Wirklichkeit genau anders herum ist: Erst wenn ich meine Probleme löse und meine Schwierigkeiten in den Griff kriege, geht es mir wirklich gut! Ein reifer, erwachsener Mensch, der diesen letzten Satz liest, wird vielleicht stutzen und sagen: "Aber das ist doch selbstverständlich." Tja, für mich eben nicht… Nun bin ich auf jeden Fall an einem Punkt in meinem Leben angekommen, an dem ich langsam wirklich darauf verzichten kann, mich in Fantasien zu flüchten. Ich habe mich der Wirklichkeit in den letzten Jahren schon so häufig gestellt, daß ich mit der Zeit einen großen Teil meiner Angst verloren habe. Es wird langsam absehbar, daß ich meine Schwierigkeiten in den Griff bekommen kann. Die Lösungen meiner Probleme rücken in greifbare Nähe. Außerdem glaube ich inzwischen fest daran, daß es ein "Licht am anderen Ende des Tunnels" gibt. Dadurch verbessert sich meine Aussicht auf die Wirklichkeit natürlich, und je besser die Realität wird, desto weniger attraktiv werden auf einmal Fantasien. Ist doch klar: Wenn die Wirklichkeit besser ist, als die Fantasien, dann werden die Fantasien natürlich uninteressant. Und wenn man einmal erahnt hat, daß die Wirklichkeit WIRKLICH besser ist als alle Fantasien, dann hört man natürlich auch damit auf, Energie in Fantasien zu investieren und steckt diese Energie lieber da rein, die eigene Wirklichkeit zu verbessern. [...]
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15.06.2012 20:58:02 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Freitag, 15. Juni 2012: [...] Ich glaube in meinem speziellen Fall spielen sexuelle Fantasien eine viel entscheidendere Rolle, als in anderen Fällen. Einfach, weil ich für viele Jahre im Grunde nichts anderes gemacht habe, als mich den ganzen Tag über in Fantasien zu flüchten, und von dieser alten Gewohnheit ist noch eine Menge übrig geblieben. Ich habe den Eindruck, daß meine ganze Persönlichkeit von diesem Hang zum Fantasieren und Tagträumen geprägt ist. Ich glaube deshalb, daß es in meinem Fall besonders wichtig ist, daß ich dauerhaft auf sexuelle Fantasien verzichte. Eben allein schon deshalb, um wirklich wieder in Berührung mit der Wirklichkeit zu kommen, um wieder ganz festen Boden unter den Füßen zu bekommen. Fantasien, und gerade sexuelle Fantasien, die mit so vielen starken Gefühlen verbunden sind, helfen dabei gar nicht. Im Gegenteil, sie führen genau in die entgegengesetzte Richtung. Es ist doch ganz einfach: Ich habe in diesem Leben begrenzte Ressourcen. Ich habe nur eine begrenzte Energie, und diese Energie kann ich nun entweder in meine Tagträume und Fantasien investieren, oder ich benutze sie dazu, meine Wirklichkeit zu verbessern. George R.R. Martin, der Autor von "Game of Thrones" hat einmal ein Loblied auf die Fantasy verfaßt, in dem er davon schwärmt, wieviel schöner als die graue Realität doch die Fantasie-Welten sind. Man kann diesen Text, von ihm selbst gelesen, auf YouTube finden. Er beschließt seinen Text in etwa so: "They can keep their heaven. When I die I'd sooner go to Middle-Earth." Hier das Video: http://www.youtube.com/watch?v=4hJhmxc3Arw Ja, für jemanden, der in einer amerikanischen Plattenbau-Siedlung aufgewachsen ist, für den sind die Fantasy-Welten, die er sich in seinem Kopf ausdenkt, vielleicht das höchste. Für mich sind sie inzwischen jedoch der armselige Ausdruck einer gottlosen, sinnentleerten Gesellschaft. Es mag sein, daß moderne Wissenschaft und Technologie uns viele Mühen abgenommen haben, unter denen die Menschen seit Jahrhunderten gelitten haben. Doch Wissenschaft und Technologie haben keinen Selbst-Zweck. Sie sind immer nur Mittel-Zum-Zweck. Egal wie fortgeschritten oder hochentwickelt sie sind, sie bleiben doch immer Werkzeuge. Wenn ich jedoch gar keinen Zweck mehr im Leben verfolge, wenn ich keinen Sinn mehr im Leben habe, dann nützen mir auch die besten Werkzeuge nichts mehr. Ein iPhone ersetzt mir nicht den Sinn im Leben. Das ist ja auch genau die Einsicht, die Andi in seinen letzten Beiträgen aufgedämmert ist. Fantasy-Literatur ist ein Bestandteil der Trivial-Literatur. Im großen und ganzen steht sie auf dem selben Niveau wie die Cora-Romane, die man früher im Supermarkt an der Kasse kaufen konnte. Wenn man einmal genau hinschaut, dann befriedigt Fantasy-Literatur in der Regel sehr einfache Bedürfnisse. Doch nicht nur Fantasy-Literatur, sondern alle Fantasy-Medien, wie Hörbücher, Comics, Filme oder Video-Spiele, und Pornos sind im Grunde auch nichts anderes als Fantasy. Pornos sind eigentlich eine Unter-Kategorie des Fantasy-Genres. Pornographie ist eigentlich eine Unter-Kategorie des Fantasy-Genres. Und ich glaube, die Menschen, die sich regelmäßig stundenlang Pornos reinziehen, sind in der Regel dieselben Menschen, die sich auch in ihrem übrigen Leben viel in fantastische (oder virtuelle) Welten flüchten. Sei es nun durch irgendwelche Fantasy-Medien, wie Bücher, Filme oder Video-Spiele, einerseits oder virtuelle Welten wie Online-Communities. Ich wage mal zu behaupten, daß die Leute, die sich regelmäßig stundenlang Pornos reinziehen, nicht diejenigen sind, die mit dem Mountain-Bike durch die Alpen heizen, Marathon laufen, die Welt umsegeln oder sonst irgendwie draußen im wirklichen Leben aktiv sind. Es gibt da also Überschneidungen, und ich habe den Verdacht,… … daß Fantasien im allgemeinen (oder auch gerne Fantasy als Genre) der kleinste gemeinsame Nenner von all dem sind. "But before we get started, we decide that we need to take a little vacation to a wonderful fantasy-place called 'Someday Isle'." - aus: "No Excuses! The Power Of Self-Discipline!" von Brian Tracy Das bedeutet übersetzt soviel wie: "Doch bevor wir anfangen, uns an die Arbeit zu machen, entscheiden wir uns dafür, eine kleine Urlaubs-Reise zu einem wundervollen Fantasie-Ort zu machen, der sich 'Eines-Tages-Insel' nennt." Dazu muß man erklären, daß die Wörter 'Someday Isle' ('Eines-Tages-Insel') im Englischen genau so klingen, wie die Wörter 'someday I'll', was eine Abkürzung ist für 'someday I will' ('eines Tages werde ich'). Es handelt sich hier also um ein Wortspiel, das man so nicht ins Deutsche übersetzen kann. In diesem Zitat geht es also darum, daß wir uns gerne in eine Fantasie-Welt (oder auch FANTASY-Welt) flüchten, wenn es darum geht, unsere Wünsche und Träume zu verwirklichen, oder unsere Ziele zu verwirklichen. Statt uns sofort an die Arbeit zu machen, um unseren Zielen näher zu kommen, beschäftigen wir uns lieber mit etwas, daß schneller und leichter zu erreichen ist, und während dessen trösten wir uns mit der Fantasie "Eines Tages werde ich das mal machen!". Wir geben uns der Illusion hin, daß wir immer die Möglichkeit haben werden, unsere Wünsche, Träume und Ziele zu verwirklichen. In Wirklichkeit wissen wir jedoch gar nicht, wie lange wir die Möglichkeit haben werden, unsere Wünsche, Träume und Ziele zu verwirklichen. In Wirklichkeit wissen wir nicht einmal, ob wir noch den nächsten Tag erleben werden. Wir machen uns glauben, daß wir "ja könnten, wenn wir nur wollten". Doch was bedeutet das, wenn ich mir sage: "Ich könnte ja, wenn ich nur wollte"? Es bedeutet zunächst einmal, daß ich eben NICHT will! "Wenn ich WOLLTE" heißt nichts anderes als "JETZT will ich NICHT"! Doch der WILLE ist die absolute Grundvoraussetzung! Wenn ich nicht einmal WILL, dann erfülle ich nicht einmal die absolute Grundvoraussetzung für das, was ich bekommen könnte! Wie kann ich denn jemals bei irgend etwas erfolgreich sein, wenn ich nicht einmal erfolgreich sein WILL?! Wenn ich nicht WILL, dann KANN ich nicht einmal morgens aus dem Bett aufstehen! Ohne WILLEN, kann man GAR NICHTS können! "Ich KÖNNTE ja, wenn ich nur WOLLTE" ist also völliger Unsinn. Aber die meisten Leute meinen mit dieser Aussage ja auch gar nicht, daß sie nicht wollen. In Regel wollen sie ja sehr wohl das, was sie sich da selber als Möglichkeit in Aussicht stellen. Wenn jemand sagt, daß er ein Medizin-Studium schaffen könnte, wenn er nur wollte, dann würde er dieses Medizin-Studium eigentlich vielleicht doch ganz gerne schaffen. Doch er möchte sich vielleicht nicht der Anstrengung unterziehen, die damit verbunden ist, oder er möchte sich nicht dem Vergleich mit anderen aussetzen. Denn, wenn er's tatsächlich versucht und dabei scheitert, dann wäre das natürlich peinlich für ihn. Doch schaffen WOLLEN würde er's vielleicht schon ganz gerne. Oder wenn jemand sagt: "Ich könnte ja mit dem Rauchen aufhören, wenn ich nur wollte." Derjenige würde ganz sicher gerne mit dem Rauchen aufhören können. WOLLEN will er's also eigentlich schon. Er will sich nur nicht der Anstrengung unterziehen, die damit verbunden ist. (Das selbe gilt natürlich für jemanden, der sexsüchtig ist…) Gibt es nun aber einen großen Unterschied zwischen "Ich könnte ja, wenn ich wollte…" und "Eines Tages werde ich…"? Oder ist das nicht im Grunde genau das selbe? Sage ich mit "Eines Tages werde ich…" nicht genau das selbe, wie mit "Ich könnte ja, wenn ich wollte…"? Sage ich damit nicht einfach nur, daß ich JETZT auf jeden Fall nicht will, oder daß ich mich JETZT zumindest nicht traue, mir selber einzugestehen, daß ich dieses Ziel eigentlich doch gerne erreichen will? In beiden Fällen laufen wir vor der Herausforderung in der Wirklichkeit davon und flüchten uns in die Fantasie-Welt in unserem Kopf. Und damit tun wir nicht nur nichts, um unser Ziel wirklich zu erreichen, damit tun wir nichts, um unseren Ziel wirklich näher zu kommen. Nein, damit tun wir etwas, mit dem wir uns weiter von unseren wirklichen Ziel entfernen! Damit tun wir etwas, mit dem wir uns weiter von unserem Ziel entfernen! Ist doch ganz klar: Wenn ich mit dem Auto von Berlin nach München fahren will, dann ist München mein Ziel. Wenn mein Navigationsgerät mir nun sagt, daß ich an einer bestimmten Stelle links abbiegen muß, und ich mir dann aber sage: "Och, nach links KANN ich ja immer noch abbiegen, wenn ich WILL. JETZT biege ich erst mal nach RECHTS ab." (Ehrlich gesagt glaube ich, daß diesem Verhalten zum großen Teil auch das unreife Trotz-Verhalten von "Schülern" zu Grunde liegt, die nie wirklich erwachsen sind, und die bei allem erst einmal widersprechen. Egal, ob die Aussage grundsätzlich richtig oder falsch ist. So nach dem Motto: "Pöh, ich biege nach links ab, wenn ICH es will! Jetzt biege ich nach rechts ab!") Wenn ich mich also mit "Ich könnte ja, wenn ich wollte…" oder mit "Eines Tages werde ich…" in meine Fantasie-Welt flüchte, dann tue ich nicht nur nichts, um mein Ziel wirklich zu erreichen, sondern ich entferne mich damit sogar noch weiter von meinem Ziel. Doch nicht nur das. Mit jedem mal, das man sich in seine Fantasie-Welt flüchtet, statt sich der Wirklichkeit zu stellen, verliert man auch ein Stück weit insgesamt die Fähigkeit, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen, und echte Ziele in der Wirklichkeit zu verfolgen. Man büßt insgesamt die Fähigkeit ein, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen, und Ziele in der Wirklichkeit zu verfolgen! An dieser Stelle noch einmal der berühmte Satz: "Lernen ist wie gegen den Strom zu schwimmen. Kommt man nicht vorwärts, treibt man zurück!" [...]
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15.06.2012 21:07:05 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Freitag, 15. Juni 2012: [...] Und wenn man sich regelmäßig in seine Fantasien flüchtet, dann verstärkt man eben DIESE Gewohnheit, und nicht die Gewohnheit, sich mit der Wirklichkeit auseinanderzusetzen. Ich habe den Verdacht, daß Fantasie-Welten in ihren unzähligen Formen, und damit auch das ganze Fantasy-Genre (vielleicht sogar alles, was unter "fiction" fällt) in Wirklichkeit ein ganz großes und grundlegendes Problem sind. Zumindest in der heutigen Zeit. Millionen von Menschen werden von völlig sinnentleerten Dingen wie "Internet-Pornographie" und "World of Warcraft" gefesselt und zu Konsum-Zombies gemacht. Und das sind nur zwei von den ganz offensichtlichen Sachen! Von den ganz, ganz offensichtlichen Sachen. Wo verschwenden denn Menschen noch offensichtlicher völlig sinnlos ihre Zeit? – Ja gut, nachmittägliche Talk-Shows im Fernsehen sind vielleicht noch sinnloser… Und was haben World of Warcraft und Internet-Pornos gemeinsam? Sie sind reine Fantasie-Gebilde. Sie leben von der Charakter-Schwäche ihrer Konsumenten. Sie leben davon, daß ihre Konsumenten sich nicht mit der Wirklichkeit auseinandersetzen wollen, und keine Ziele im wirklichen Leben verfolgen. Brot und Spiele für die Massen. Brot und Spiele… Deutschland ist inzwischen seit über zehn Jahren wieder im Krieg. Aber irgendwie registriert das keiner so richtig. Ein Ausbilder der Bundeswehr hat mir erzählt, daß die ersten deutschen Soldaten, die in Afghanistan stationiert waren, dort auf Patrouille gegangen sind, obwohl sie in ihren Gewehren nicht einmal ein volles Magazin an Munition hatten. Das heißt, sie konnten zu ihrer Verteidigung vielleicht zwei, drei Salven abfeuern, und danach war ihr Gewehr nutzlos. Verglichen mit den Taliban, die bis an die Zähne bewaffnet sind, und Jahrzehnte lang Kampferfahrung in den brutalsten kriegerischen Auseinandersetzungen des 20. Jahrhunderts sammeln konnten, waren die ersten Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan so gut wie wehrlos. So sind die da von ihrem obersten Befehlshaber losgeschickt worden. Und hier spielen die Leute World of WAR-craft… Da stimmt doch etwas ganz grundlegendes nicht mehr. Und Fantasie / Fantasy ist ein Teil des Problems… Gibt es nach diesen Ausführungen überhaupt noch einen guten Grund, sich weiter mit Fantasien (oder Fantasy / Fiction) zu beschäftigen? Macht das überhaupt noch irgendeinen Sinn…? Ich jedenfalls denke nun ernsthaft darüber nach, mich wirklich gänzlich aus diesen fantastischen, virtuellen Welten zurückzuziehen. Ich hatte in meinem Leben ja noch nie die Chance, die Wirklichkeit frei von dem Einfluß von Medien zu erleben! Ich bin ja schon als Kind mit farbigem Kabelfernsehen aufgewachsen! Schon mit zehn, elf Jahren habe ich damals meinen C64er bekommen und seit dem nie wieder ein Leben ohne Bildschirme gelebt. Wie sieht die Wirklichkeit eigentlich aus, wenn man sie nicht durch irgendein Medium wahrnimmt? Und wen interessiert das überhaupt noch? Wer möchte denn überhaupt noch eine unmittelbare Verbindung zu seiner Umwelt, seiner Wirklichkeit, aufnehmen? Denn das bedeutet es, die Welt nicht durch ein Medium wahrzunehmen. Ohne Medium heißt, ohne ein Vermittelndes, also un-MITTEL-bar. Die Menschen bestaunen 3D-Filme im Kino. Doch wer von ihnen macht sich bewußt, daß sein ganzes Leben in mehr als 3D stattfindet? Wer macht sich bewußt, daß er sein ganzes Leben nicht nur in drei Dimensionen sehen kann, sondern es auch noch hören, riechen, schmecken, und sogar anfassen kann? Erinnert Ihr Euch daran, wie schön sich als Kind die glatten Kieselsteine im Flußbett angefühlt haben? Nicht einmal ein iPhone fühlt sich so gut an. Meine Großmutter ist inzwischen 85. Jahre alt. Sie liegt schwach und gebrechlich im Krankenhaus, und ihr sehnlichster Wunsch ist es, aufzustehen und rauszugehen in die Natur, unter freien Himmel. Wenn wir dieses Alter erreichen sollten, und alt und schwach in einem Bett liegen. – Wie bitter werden wir jede Stunde bereuen, die wir vor dem Bildschirm verbracht haben? Wie viele dieser Stunden würden wir ohne zu zögern dafür eintauschen, um nur für eine Stunde, nur eine Viertel-Stunde, wieder selber durch einen frischen, grünen Wald spazieren zu können? Was nützen uns diese fantastischen und virtuellen Welten? Was können wir durch sie lernen? Wodurch bereichern sie uns? Helfen sie uns dabei, klügere und weisere Menschen zu werden? Worauf werden wir zurückschauen, wenn wir im hohen Alter zurückblicken? Haben wir ein echtes Leben gelebt? Oder ein fantastisches, virtuelles? Ich habe in meinem Leben tausende, ja wahrscheinlich sogar zehntausende, von Stunden damit verbracht… zuzuschauen. Zehntausende Stunden von Fernsehen, Kino-Filmen, DVDs, Pornos, Video-Spielen. Zehntausende Stunden nur… zugeschaut. Und an die wenigsten dieser Stunden kann ich mich erinnern. Diese Zeit ist für immer verloren. Zehntausende von Stunden für immer verloren… Was habe ich denn zu verlieren, wenn ich all diese Medien für immer aufgebe? Was könnte ich den im nächsten Film sehen, das ich nicht so oder anders schon etliche Male vorher gesehen habe? Und habe ich nicht auch für dieses Leben genug Medien konsumiert? Muß ich Angst davor haben, etwas zu verpassen? Muß ich Angst davor haben, die Wirklichkeit nicht mehr durch Medien wahrzunehmen? Muß ich Angst davor haben, die Welt mit eigenen Augen zu sehen? Ich glaube nicht. Ich glaube, es wird Zeit für mich, diese "Matrix" zu verlassen. Ging den Internet-Pornos nicht ein viel grundlegenderes Problem voraus? Nämlich, daß ich schon als Kind und Jugendlicher kaum etwas anderes gemacht habe, als Fern zu schauen und Computer zu spielen? War es nicht diese frühe "Medien-Sucht", die der Internet- und Pornosucht voraus ging? Ich glaube, es war in dieser frühen Zeit, in der ich die Grundlagen dafür geschaffen habe, die mich später in die Online-Sexsucht hinein gezogen haben. Irgendwie ist es ja auch logisch, daß ein Jugendlicher, der sich Jahre lang in Fantasie-Welten geflüchtet hat, letztlich abhängig von Internet-Pornos geworden ist. Ja, es wird Zeit wirklich aufzuwachen. Ich nehme die rote Pille. In diesem Sinne, Paul
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15.06.2012 21:10:00 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Freitag, 15. Juni 2012 - Nachtrag: Die rote Pille In dem Film "Matrix" hält Morpheus Neo mit ausgestreckten Händen zwei Pillen entgegen – eine blaue, und eine rote. Mit der blauen Pille wird Neo alles vergessen, was er bisher über die Matrix erfahren hat, und am nächsten Tag wird sein Leben weitergehen wie bisher. Mit der roten Pille wird er Morpheus weiter folgen und letztlich aus dem Traumgebilde der Matrix aufwachen. Es lohnt sich, den Film noch einmal anzuschauen. Das Aufwachen aus der Matrix wird alles andere als angenehm dargestellt. Es ist sehr schmerzhaft und ernüchternd. Aus einer bunten Traumwelt erwacht Neo plötzlich in einer ekligen Nährlösung, und panisch gräbt er sich aus der künstlichen "Plazenta" heraus, in der er steckt. Nach einer kurzen Orientierung sieht er das grauenhafte Bild all der gefangenen, versklavten Menschen, dann packt ihn eine Drohne, und ihm wird die Hardline zur Matrix entfernt – und dann stürzt er durch einen langen Tunnel abwärts in eine kalte, dunkle Finsternis. Doch in dieser Finsternis erscheinen ihm dann die rettenden Lichter von Morpheus Schiff. Bevor er wieder völlig zu sich kommt, muß er eine Zeit der Regeneration durchmachen. Seine Muskeln sind verkümmert, und seine Augen empfindlich, weil er sie zum ersten mal benutzt. Vorher hatte er nie die Wirklichkeit gesehen. Wer den Film kennt, weiß, daß auch die Zeit danach für Neo nicht leicht ist. Das Leben außerhalb der Matrix ist nicht leicht, ist nicht schön. Es gibt keinen Komfort mehr, kein leckeres Essen, es ist naß, kalt und grau. Die einzigen großen Vorteile, die das Leben außerhalb der Matrix wirklich bietet, sind diese: Wahrheit und Freiheit. Ja, außerhalb der Matrix bedeutet in der wirklichen Welt zu leben, und es bedeutet, frei von der Sklaverei durch die Maschinen zu leben. Der Ausstieg aus der Matrix ist also kein Zuckerschlecken. Das macht der Film ganz deutlich, und schon bevor Mister Anderson sich als Neo dazu entschließt, Morpheus weiter zu folgen, wird er von Ängsten und Zweifeln geplagt. Als Morpheus ihn das erste Mal kontaktiert, fordert er ihn dazu auf, den Korb der Fensterputzer zur Flucht zu benutzen, doch Neo kann seine Angst vor der "Wirklichkeit" nicht überwinden. Er GLAUBT nicht an seine Fähigkeiten, also sagt er: "Ich kann's nicht schaffen." Der Film schildert also nicht nur, daß das Leben außerhalb der Matrix erst mal hart und ernüchternd ist, sondern er zeigt auch ganz deutlich, daß es der Ausstieg aus der Matrix von vornherein mit Ängsten und Zweifeln verbunden ist. Es ist nicht unbedingt leicht, aus der Matrix auszusteigen. Ja, es mag einem sogar so vorkommen, als ob es sehr gefährlich ist, diesen Ausstieg zu machen. Schließlich hat mein sein Leben lang nichts anderes kennengelernt. Was ich damit sagen will: Diese Ängste und Zweifel sind also normal. Und ich werde mich nicht von ihnen aufhalten lassen. Ich werde aus dieser Matrix aussteigen. Ich werde sie verlassen. Ich nehme die rote Pille. Kein Internet mehr, keine DVDs mehr, kein Kino, kein Fernsehen, kein Radio, keine Musik, keine Romane, keine Hörbücher, keine Fantasy, keine Fiction, und auch keine Fantasie-Welten in meinem Kopf mehr… Es wird Zeit, daß ich endgültig aus meinem Kopf heraus komme und in der Wirklichkeit lebe. Keine Urlaubstrips mehr nach "Someday Isle". Es wird Zeit, daß ich mein Leben wirklich er-LEBE! Ja, ich möchte nur noch das echte, wirkliche Leben leben! Auch dann, wenn es sich genauso ernüchternd darstellen sollte, wie der Ausstieg aus der Matrix. Und nochmal: Dieser Ausstieg ist mit Ängsten und Zweifeln verbunden. "Was werde ich ohne das Internet machen? Was werde ich ohne DVDs machen? Was werde ich ohne Musik machen?" Ja, was werde ich ohne die Unterhaltungs-Elektronik machen? Ich werde mein Leben leben. Genau dieselben Ängste hatte ich ja schon bei allen Sucht-Mitteln, von denen ich losgelassen habe. Bei Zigaretten, beim Haschisch, bei den Video-Spielen, und nun bei den Pornos. Immer hatte ich große Angst davor, von diesen Sachen loszulassen, und immer habe ich mich danach deutlich besser gefühlt als davor. Wie gesagt: Diese Ängste und Zweifel sind also normal. Aber völlig unbegründet. Ich steige also aus. Ich nehme die rote Pille. Das bedeutet natürlich auch, daß ich hiermit tatsächlich meinen letzten Beitrag veröffentliche. Ich hatte ja schon in früheren Einträgen angedeutet, daß ich diese Sehnsucht verspüre, und nun habe ich den Punkt erreicht, an dem ich mir wirklich sicher bin, daß es das richtige ist. Ich halte mich an den Rat von Peter Löwenzahn und schalte aus. Meine Einträge werde ich natürlich nicht löschen. Es hat mich ja viel Zeit und Arbeit gekostet, sie zu schreiben, und sie sind ja auch ein Zeugnis für die Entwicklung, die ich in den letzten Monaten durchgemacht habe. Doch nun muß ich den nächsten Schritt machen und tatsächlich hinaus ins wirkliche Leben gehen, und das ist dann auch meine "zweite Welle". Ich verabschiede mich also an dieser Stelle. Vielen Herzlichen Dank für Eure Unterstützung! Es hat mir sehr geholfen zu sehen, daß ihr an meinen Schwierigkeiten und Problemen Anteil genommen habt, und es hat mich auch sehr gefreut, daß ich Euch bei einigen von Euren Schwierigkeiten und Problemen weiterhelfen konnte. Es war die richtige Entscheidung, die ich im Februar getroffen habe, als ich mich hier angemeldet habe. Es hat mir geholfen, es hat mich weitergebracht. Doch wie sagt der Buddha so schön im Gleichnis mit dem Floß? Wenn ich ein Floß brauche, um einen Fluß zu überqueren, dann baue ich dieses Floß und überquere damit den Fluß, doch danach schleppe ich das Floß nicht weiter mit mir herum, sondern ich lasse es am Flußufer liegen. Und ich habe das Gefühl, daß ich nun an diesem Punkt angekommen bin. Also nochmal: Vielen Herzlichen Dank für Eure Unterstützung! Ich wünsche jedem von Euch die Kraft und den Mut, seine Wünsche und Träume zu verwirklichen! Und denjenigen, die noch ganz tief drinstecken, wünsche ich den Glauben, das Vertrauen und die Hoffnung, daß sie eines Tages wirklich aus ihren Schwierigkeiten und Problemen herauskommen werden und das Licht am anderen Ende des Tunnels sehen! Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen. - (Johannes 1.5) In diesem Sinne, Paul
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15.06.2012 21:15:10 | ||
gabriele_farke | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert | Lieber Paul, beim Lesen Deiner Zeilen stockte mir oft der Atem, weil Deine Offenheit einem einen Spiegel vorhält. Heute aber bin ich zusätzlich noch sehr traurig, weil wir auf Deine Gedanken, Deine Entwicklung und Deine Beiträge hier werden verzichten müssen. Es ist Dein Entschluss, den wir mit Respekt zu akzeptieren haben. Aber bitte geh nicht, ohne unser aller Dank mitzunehmen. Danke für Deine ehrlichen und tiefsinnigen Beiträge! Jeder, der sich mal die Zeit nimmt, Dein Tagebuch in Ruhe zu studieren, wird einen Nutzen daraus ziehen, da bin ich sicher. Darum freue ich mich auch, dass Du nicht Deine Beiträge löscht, sondern sie für uns alle (und vielleicht auch für Dich, wenn Du in ein paar Jahren mal wieder reinschauen solltest) hier stehen lässt. Danke dafür und danke für alles, was Du uns an Denkanstößen mitgegeben hast! Was bleibt? Ich wünsche Dir - ganz sicher im Namen aller hier -, dass Du Deinen Weg gefunden hast und glücklich wirst! Gib immer ein Stückchen Deiner Seele an andere weiter, sie werden Dich dafür respektieren und lieben! Danke, Paul, und alles, alles Gute für Dich! Gabriele
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17.06.2012 07:16:10 | ||
kätzchen | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 108 Mitglied seit: 14.03.2012 IP-Adresse: gespeichert | Hallo mein lieber Paul, es macht mich zwar sehr traurig, dass nun auch Du hier nicht mehr sein wirst, aber ich kann es verstehen und da ich für Dich das Beste will, muss ich es auch akzeptieren. Ich will Dir zuallererst noch einmal DANKE sagen, für alles, was Du Dir an Gedanken über mich und meine Situation gemacht hast. Du hast mir in dieser schweren Zeit sehr, sehr geholfen. Ich hatte Dir schon vor drei Tagen ein echten Roman geschrieben, aber beim Senden ist mein Internetzugang ausgestiegen und alles war weg. Ich war ganz traurig drüber, aber was hilft es. Ich hatte Deine Beiträge über die Begegnung mit dieser transsexuellen Person gelesen und wollte Dir meine Gedanken dazu schreiben. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, als würde ich so manches Mal von meinem Mann lesen. Auch er hat diese Phantasien, die Du beschrieben hast. Und Du hast es vollkommen richtig erkannt, Du musst zurück in die Realität, heraus aus der Fluchtmöglichkeit "Phantasie". Und noch dazu "Sexuelle Phantasie", da sie nun mal in Verbindung mit Masturbation dieses tolle Wohlgefühl bringt, dass es anscheinend sonst nicht gibt. Das ist aber nicht so. Suche in der Realität danach und glaub mir Paul, man muss auch im Leben nicht ALLES ausprobieren. Ich glaube, auch das ist eine Art von Flucht, die wir Menschen heute gerne ausüben. Auch mein Mann ist seit Jahren auf der Flucht. Ich habe mich in anderen Foren ausgiebig informiert, dort auch diskutiert, mit Betroffenen, Angehörigen etc.. Mir ist nun klar, dass es sich um Flucht vor schlechten Gefühlen, Angst und auch Stress im Alltag handelt. Doch es gibt bessere bzw. andere Wege, um damit fertig zu werden. Die Medien spiegeln uns da falsche Lösungswege vor. Davon sollten wir uns befreien. Wir sollten wieder mehr unserer eigenen Intuition folgen, unser Herz fragen, was es glücklich und erfüllt macht, dann werden wir ganz andere, viel schönere Wege finden um unser Leben ausgeglichener zu verbringen. Und das wünsche ich Dir so sehr. Du bist es wert, das zu finden, wovon ich auch hoffe, dass es meinem Mann auf Dauer gelingen wird. Du bist ein lieber Mensch, das habe ich aus all Deinen Beiträge herauslesen und fühlen können. Aber auch Dir sind Dinge in Deinem Leben und Deiner Kindheit passiert, die Dich auf diesen Weg gebracht haben. Aber jeder Weg hat auch irgendwann wieder eine Gabelung oder Kreuzung. WIR können entscheiden, ob wir eine neue Richtung einschlagen, oder ob wir stehen bleiben, uns nicht weiterbewegen. Schlag Deinen Weg ein und mach das Beste daraus, begleitet von meinen allerbesten Wünschen für Dich, lieber Paul. Ich hab Dich ja nie zu Gesicht bekommen und Du mich auch nicht, und doch ist mir Paul Mila ein Freund geworden. Und es tut weh, sich von Freunden zu verabschieden, deshalb gestatte ich mir jetzt auch, hier an dieser Stelle zu weinen. Ich wünsche Dir Befreiung von allem, was Dich quält und dass Du das erreichen wirst, wovon Du träumst. Ich schick Dir tausend gute Wünsche!! Alles, alles Liebe Dein Kätzchen | |
17.06.2012 12:45:09 | ||
Sarabande | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 252 Mitglied seit: 01.08.2011 IP-Adresse: gespeichert | hallo paul, ich weiß nicht, ob du hier noch mal liest und ich will auch keine großen worte machen... du wirst uns fehlen! aber ich wünsche dir das allerbeste für deinem weg! danke, dass du deine gedanken mit uns geteilt hast... machs gut! alles liebe sarabande | |
19.06.2012 15:23:39 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Mittwoch, 20. Juni 2012: Zwei Schritte vor, einer zurück "Nicht um das oder jenes geht der Kampf, sonder darum ob wir unseren Verstand verlieren oder behalten." - von Epiktet; aus Marc Aurel, "Der Weg zu sich selbst" Mir ist heute etwas schönes und wichtiges bewußt geworden. Meine Oma liegt immer noch im Krankenhaus, und ihr Zustand wird ernster. Es ist ungewiß, ob sie sich noch einmal von ihrer Krankheit erholen wird, und wie die Krankheit weiter verlaufen wird. Sie war vor drei Monaten schon einmal in einer ähnlichen Lage, sehr krank und schwach. Doch sie hatte sich davon überraschend gut wieder erholt. Deshalb wissen wir nun nicht, ob es dieses mal vielleicht ähnlich ablaufen wird oder nicht. Wir werden in den kommenden Tagen ein paar ernste Entscheidungen treffen müssen. Die Aussicht, daß meine Oma nun doch bald sterben könnte, macht mich natürlich traurig. Doch ich habe das Gefühl, daß ich gut darauf vorbereitet bin. Meine größte Sorge ist nicht, daß ich darunter leiden werde, sie zu verlieren, sondern eher, daß es uns nicht gelingt, ihr genügend Beistand zu geben, damit sie in Frieden sterben kann. Ich möchte ihr die Situation gerne erklären, doch sie ist eben sehr schwach und außerdem dement. Ich weiß also nicht, ob sie es wirklich verstehen würde, und ich weiß vor allem nicht, ob es ihr helfen würde, oder ob sie sich vielleicht sogar geängstigt fühlen wird. Ich werde es aber versuchen. Als mein Opa damals gestorben war, traf mich sein Tod zu einer Zeit, in der ich im Grunde noch völlig verstrickt in alle möglichen psychischen Probleme war. Deshalb stürzte ich nach seinem Tod auch in ein großes seelisches Chaos. Ich hatte das in einem meiner ersten Einträge bereits angedeutet: Es war eine dunkle Zeit. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem mein Großvater starb. Wir bekamen am Nachmittag einen Anruf, daß er offenbar eine Herzattacke erlitten hatte, und nun im Krankenhaus läge. Da er offenbar noch bei Bewußtsein geblieben war, zögerten meine Mutter und ich, zu ihm zu fahren. Am Abend kam jedoch die Nachricht, daß er verstorben war. Es gäbe noch eine Menge von jenem Abend zu berichten. Doch hier möchte ich nur noch erwähnen, daß ich jenen Nachmittag damit verbrachte, Computer zu spielen. Ich spielte "Team Fortress", ein Ballerspiel. Während mein Großvater im Krankenhaus einem Herzanfall erlag, spielte ich an meinem Computer andere Menschen zu erschießen. Dabei grämte mich nicht nur der Inhalt des Spiels, sondern die Sinnlosigkeit des Computer-Spielens überhaupt. So wie es aussieht, steht mir nun der Tod meiner Oma bevor. Gut zehn Jahre später. Doch diesmal bin ich völlig anders aufgestellt. Ich habe in den letzten zehn Jahren eine große Wandlung durchgemacht. Ja, das habe ich tatsächlich. In vielerlei Hinsicht. Ich habe mich in den zehn Jahren nach dem Tod meines Opas auch liebevoll um meine Oma gekümmert. Das war nicht immer leicht. Doch ich habe dabei eine sehr intensive Beziehung zu meiner Oma aufgebaut, und ich habe im Umgang mit ihr eine Menge gelernt. Auch das hat stark zu meiner Veränderung beigetragen. Dafür bin ich meiner Oma sehr dankbar. Ohne ihre Schwierigkeiten und Probleme, ohne ihre Krankheit und ihre Gebrechlichkeit, hätte ich nicht die Möglichkeit bekommen zu lernen, wie ich mich mitfühlend um einen anderen Menschen kümmere. So hat sie mich also auch als alte, gebrechliche Frau noch eine Menge gelehrt, und dafür bin ich ihr dankbar. Was mir also heute schönes und wichtiges bewußt geworden war, ist dies: Ein ganz entscheidender Grund, warum ich mich in den letzten Wochen mit großer Ruhe und Gelassenheit um meine Oma kümmern konnte, und warum ich ihr relativ gleichmütig Beistand leisten konnte, war ganz sicher, daß ich vor vier Monaten die Entscheidung getroffen habe, endgültig damit aufzuhören, mir Pornos anzuschauen. Das habe ich heute begriffen. Dadurch hat ein Heilungsprozeß eingesetzt, dessen Wirkung ich jetzt ganz deutlich spüre. Als mein Großvater damals starb, empfand ich es als sinnbildlich, daß ich während dessen zu Hause an meinem Computer Ballerspiele spielte. Es war ein Sinnbild für meine Unreife und auch für meine seelische Verstörtheit. Wie schmerzhaft wäre es nun wohl für mich, wenn ich einer der kommenden Nächte wieder eine stundenlange Porno-Session abziehe, am nächsten Tag dann völlig übermüdet und überreizt ins Krankenhaus fahre, und dann versuche mißmutig und widerwillig meiner Oma Beistand zu geben? Wie schmerzhaft wäre es für mich, wenn ich ihr nicht mit Liebe und Mitgefühl zur Seite stehen könnte, sondern nur müde und fahrig? Und wie schmerzhaft wäre es für mich, wenn ich nach solch einer chaotischen Nacht übermüdet und überreizt im Krankenhaus ankomme und erfahre, daß meine Oma in genau dieser Nacht gestorben ist? Wie schmerzhaft wäre das für mich, wenn ich für den Rest meines Lebens daran denken müßte, daß ich mir stundenlang perverse Porno-Videos im Internet angeschaut habe, während meine Oma gestorben ist? Doch, Gott sei Dank, muß ich davor keine Angst mehr haben. Glücklicherweise habe ich vor vier Monaten die Entscheidung getroffen, keine Pornos mehr zu schauen, und glücklicherweise habe ich kurz danach entschiedene Maßnahmen ergriffen, um diese Entscheidung durchzusetzen. Der Gedanke, daß ich dieses schwerwiegende Problem entschlossen in Angriff genommen habe, daß ich diese letzte schwere Sucht in meinem Leben in Angriff genommen habe, bevor meine Oma gestorben ist, gibt mir Trost. Einfach schon deshalb, weil ich dadurch von einer großen Scham befreit werde, und diese Scham hat lange, lange Zeit zwischen mir und meinen Großeltern gestanden. Ja, ich habe mich sehr vor meinen Großeltern für meine Sucht geschämt. Wir konnte ich mich selber weiter als ihr kleiner Enkel empfinden, während ich mir Nachts perverse Porno-Videos anschaute? Ja, diese tiefe Scham kommt mir nun wieder ins Gedächtnis. Die hatte ich fast schon vergessen. Ein gutes Zeichen eigentlich. Die Beziehung zu meiner Großmutter hat darunter jedenfalls später nicht mehr gelitten, und das ist auch tröstlich. Ja, das ist das schöne und wichtige, daß mir heute bewußt geworden ist: Wie sehr es mir nun dabei hilft, meiner Oma beizustehen und mit dieser schwierigen Situation fertig zu werden, daß ich vor vier Monaten die Entscheidung getroffen habe, endgültig damit aufzuhören, Pornos zu schauen. Und weil mir das bewußt geworden ist, habe ich auch beschlossen, mein Tagebuch hier doch nicht so leicht aufzugeben. Es war schließlich ein sehr wertvolles Werkzeug in den letzten vier Monaten, und es hat mir sehr weitergeholfen. Und mir ist dadurch noch etwas weiteres bewußt geworden: Meine Sucht ist noch lange nicht gründlich überwunden. Sie war über fünfzehn Jahre lang ein Bestandteil meines Lebens, und sie hat tiefgreifende Veränderungen in meinem ganzen Leben hervorgerufen – tiefgreifende und schwerwiegende Konsequenzen. Im Umgang mit meiner Großmutter merke ich, daß ich in den letzten vier Monaten zwar gute Fortschritte gemacht habe, und daß mir das jetzt auch ganz konkret hilft. Doch ich spüre auch, daß ich noch lange nicht wieder so geheilt bin, wie ich es gerne wäre. Als Kind habe ich zum Beispiel eine ganz bedingungslose und uneingeschränkte Liebe für meine Oma empfunden. Diese Liebe hat einfach aus mir heraus geleuchtet. Das ist heute leider nicht mehr so, wie damals. Natürlich liebe ich meine Großmutter, und es tut mir weh, sie zu verlieren. Doch ich spüre, daß mein Herz irgendwie verstockt ist. Nicht, weil ich SIE nicht lieben würde, sondern eher, weil ich mein übriges Leben mit so wenig Liebe lebe. Ich spüre einfach, daß ich im Alltag immer noch sehr wenig Liebe für mich und andere aufbringe, und das liegt unter anderem daran, daß ich mich selbst und viele andere Menschen ständig beurteile und sie auch verurteile. Irgendwann hat sich in meinem Leben einfach ein starker Zynismus eingeschlichen. Erst ist nicht mehr so stark, wie er früher einmal war. Doch er hat sich im Laufe der Jahre angesammelt, wie Dreck in einem Abflußrohr. Wenn man jedoch die meiste Zeit im Alltag eher lieblos verbringt, wenn man also quasi Liebe die meiste Zeit über ausschaltet, dann kann man sie bei Bedarf nicht einfach wieder einschalten. Auch Liebe ist nicht doppelbödig. Man kann sie nicht nicht-wollen und dann trotzdem bekommen. Die Liebe erblüht nicht in jemanden, der sie nicht will. So merke ich also, daß ich meine Oma nicht so unbefangen lieben kann, wie ich es gerne würde, und das liegt eben daran, daß ich im allgemeinen zu wenig Liebe in mein Leben bringe. Und das wiederrum hat ganz sicher auch damit zu tun, daß ich meine natürlichen Gefühle und Emotionen über fünfzehn Jahre lang mit Sexsucht und Pornos stark geschädigt und gestört habe. Jeder, der mit Sexsucht irgendwie zu tun hat, wird diesen Zusammenhang sofort einsehen, denke ich. Deshalb verzichte ich erst mal darauf, hier weiter darauf einzugehen. Es ist nämlich schon wieder spät, und ich möchte morgen ausgeschlafen sein. Was meine Oma angeht, so werde ich dieser schwierigen Situation einfach mit dem begegnen, was ich bis jetzt gelernt habe, und was mir jetzt zur Verfügung steht. Ich würde gerne noch mehr machen können. Das läßt sich allerdings auf die Schnelle nicht mehr ändern. Früher hätte ich darüber wahrscheinlich eine gewisse Reue empfunden. Doch inzwischen bin ich weiter. Ich werde meine Unzulänglichkeiten akzeptieren, und statt mich mit Reue zu quälen, werde ich diese schwierige Situation als ernste Mahnung und wertvolle Lektion nehmen, auch in Zukunft weiter an mir zu arbeiten und mich zu verbessern, und in der Zwischenzeit arbeite ich eben mit dem, was ich habe. Meine Oma würde das ganz sicher verstehen, und ehrlich gesagt, habe ich auch nicht das Gefühl, daß sie etwas vermißt. Ich glaube, das wichtigste ist ihr, daß ich einfach für sie da bin. [...]
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21.06.2012 20:16:18 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Mittwoch, 20. Juni 2012: [...] Ich denke, daß ich mir eingestehen muß, daß es für mich noch eine Menge aufzuarbeiten gibt. Das muß ich ganz realistisch sehen. Im Zusammenhang mit dem Film "Drive" hatte ich davon geschrieben, daß ich gerne wieder so zarte Gefühle entwickeln würde, wie sie in dem Film (teilweise) dargestellt werden, oder daß ich mich durch den Film an diese Gefühle erinnert habe. Wenn ich nun davon schreibe, daß mir durch den Umgang mit meiner Oma aufgefallen ist, daß ich unter einem allgemeinen Mangel an Liebe leide, dann geht es ja eigentlich in beiden Fällen um die selbe Sache – eben ein allgemeiner Mangel an Liebe. Als ich in meinen ersten Beiträgen von meinen Ziel-Vorstellungen geschrieben habe, ging es mir noch mehr um ein erfülltes Sex-Leben. Man sieht noch ganz deutlich, wie sehr meine Vorstellungen, ja eigentlich meine ganze Sichtweise, von meiner Sucht geprägt sind. Nun klingt diese Sex-Besessenheit langsam ab, und ich spüre, daß Liebe auf einmal wieder wichtiger wird. Ich sehne mich mehr und mehr nach einer Liebes-Beziehung, und nicht mehr nach einer Sex-Beziehung. Das ist gut. Doch auch dabei stehe ich eigentlich noch am Anfang. Ich habe das Gefühl, daß in Wirklichkeit noch zu vieles in meinem Leben im Argen liegt, als daß ich wirklich frei für eine Liebes-Beziehung wäre. Erst letzte Woche habe ich schließlich wieder etwas gemacht, das mich selber etwas schockiert hat, und das ganz klar noch ein Teil meines Suchtverhaltens war. Und vor ein paar Tagen habe ich davon geträumt, daß ich mir Pornos anschaue. Es hat irgendwie nicht richtig geklappt. Doch ich kann mich noch daran erinnern, wie im Traum dieses heftige Rauschgefühl anfing, als ich in der Adress-Leiste die Porno-Seite eingeben wollte… Also nun doch die "zweite Welle". Es liegt noch eine Menge Arbeit vor mir. Das erste, was ich in den kommenden Beiträgen in Angriff nehmen werde, ist wieder mehr ganz konkret an der Sucht und ihren Konsequenzen zu arbeiten, und dazu werde ich folgende Fragen klären: 1. Wo stehe ich jetzt? Was habe ich in den letzten vier Monaten erreicht? 2. Was sind meine nächsten Ziele? 3. Was sind meine Fern-Ziele? 4. Wie stehe ich in Zukunft zu sexuellen Fantasien? 5. Wie stehe ich in Zukunft zu Sexualität überhaupt? 6. Wie stehe ich in Zukunft zu Fantasie / Fantasy? Wie gehe ich damit um? Ja, als erstes muß ich mal wieder ganz konkrete Vorstellungen davon schaffen, wo ich eigentlich hin will. Und um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Die Idee von der "Matrix" hin oder her. Dieses Tagebuch ist ein zu wertvolles Werkzeug und Hilfsmittel, als daß ich nach nur vier Monaten schon so einfach darauf verzichten könnte. Die Gedanken, die ich meinem Beitrag über Fantasien und Fantasy erörtert habe, sind mir nach wie vor sehr wichtig, und ich glaube, daß ich Fantasie bzw. Fantasy tatsächlich ein ganz grundlegendes Problem in meinem Leben sind. Doch ich bin auch realistisch genug, um mir einzugestehen, daß ich noch immer auf viel zu wackeligen Beinen stehe. Das Ziel, mit dem ich hier angetreten bin, ist es, meine Sexsucht endgültig und restlos zu überwinden, und an diesem Ziel halte ich weiter fest. Ich habe ein paar entschlossene Schritte in Richtung dieses Ziels unternommen. Doch erreicht habe ich es noch nicht. Ich will mich nicht aus Faulheit oder Überheblichkeit nach so kurzer Zeit schon zufrieden geben. Ich will mich auch nicht mit so wenig zu frieden geben, und schon gar nicht will ich auf diesem Wege wieder in die Sucht zurückfallen. Ich wäre ja nicht der erste, der sich nach ein paar Monaten in Sicherheit wiegt, und dann plötzlich wieder abstürzt. Dann wäre es mir womöglich zu peinlich, meinen Absturz und meine Schwäche offen und ehrlich hier einzugestehen, und dann stünde ich plötzlich wieder allein mit meiner Sucht da. Das wäre furchtbar. Nein, ich will wirklich dahin kommen, daß ich mich wieder heil und gesund anfühle. Ich will wirklich dahin kommen, daß ich auf die vergangenen Jahre in der Gewißheit zurückblicken kann, daß ich die Sucht wirklich gründlich überwunden habe, und daß sie wirklich kein Teil meines Lebens mehr ist. Ich will's WIRKLICH gründlich machen! Und um das zu erreichen, muß ich mich darauf einstellen, daß ich einfach deutlich mehr Zeit brauchen werde, als nur vier Monate. In diesem Sinne, Paul P.S. Vielen, vielen herzlichen Dank für Eure Abschiedsbotschaften! Ich habe mich sehr darüber gefreut, und war sehr gerührt davon! Es hilft mir sehr, wenn ich sehe, daß ich hier wirklich nicht nur für mich schreibe! Nehmt diesen neuen Beitrag bitte auch als lieb gemeinte Antwort auf diese Abschiedsbotschaften, so daß ich nicht jedem einzeln zu schreiben brauche. Und verzeiht mir bitte, daß ich Euch dieses hin und her zumute. Vielen, vielen Dank nochmal! Paul P.P.S. Ich muß mir trotzdem ein Zeit-Limit für das Schreiben von Beiträgen setzen…
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21.06.2012 20:18:10 | ||
Sarabande | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 252 Mitglied seit: 01.08.2011 IP-Adresse: gespeichert | hi paul! ich freu mich einfach, wieder von dir zu lesen. :) lg sarabande | |
25.06.2012 13:09:56 | ||
gabriele_farke | ||
Gruppe: Administrator Rang: Beiträge: 3415 Mitglied seit: 26.03.2006 IP-Adresse: gespeichert | --- ich auch! Du bist uns wichtig geworden, Paul! Und wir werden Dich auf Deinem Weg gern begleiten! Mach weiter so, G.
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27.06.2012 09:54:11 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Mittwoch, 27. Juni 2012: Vielen Dank nochmal für Eure Antworten! Ich werde nun aber trotzdem eine kleine Pause hier im Forum einlegen. Die Situation meiner Oma hat sich verschlimmert. Sie liegt nun im Sterben. Deshalb werde ich für einige Zeit in ihrer Nähe wohnen, so daß ich mich besser um sie kümmern kann. Dieser Prozeß kann einige Wochen in Anspruch nehmen. Ich rechne mit etwa einem Monat. Wundert Euch also nicht, wenn Ihr bis dahin erst einmal nichts mehr von mir hört. Alles Gute, und liebe Grüße, Paul
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27.06.2012 21:00:25 | ||
Dormarth | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 225 Mitglied seit: 27.01.2010 IP-Adresse: gespeichert | Hallo Paul, ich wünsche dir viel Kraft! Das ist verständlich, dass du deiner Oma beistehen möchtest und in ihrer Nähe sein. Dir auch alles Liebe und Gute, lg Dormarth
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27.06.2012 21:03:31 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | Samstag, 6. Oktober 2012: Ich melde mich zurück… mit einem Rückfall. Tatsächlich hatte ich in der Zwischenzeit schon wieder zwei Einträge verfaßt, die ich dann aber wieder gelöscht hatte. Ehrlich gesagt hatte ich einfach keine Lust mehr, wieder damit anzufangen, regelmäßig Tagebuch zu führen. Ich fühlte mich nicht mehr so richtig wohl damit, hier mein Innenleben preiszugeben, und offen gestanden fühle ich mich immer noch nicht richtig wohl damit. Rückblickend habe ich den Eindruck, daß meine überschwengliche Art von meinem Innenleben zu berichten auch ein Ausdruck meines krankhaften Zustandes war. Mir ist in meinem Leben schon häufig aufgefallen, daß Menschen, die über Jahre mit psychologischen Problemen zu kämpfen haben, oder über Jahre unter Depressionen leiden, in gewissem Sinne eine "Schamlosigkeit" entwickeln, wenn es darum geht, über ihre Probleme zu sprechen. Ihr eigenes Erleben ist durch ihren disharmonischen, krankhaften Zustand verstört und verzerrt, und ihnen entgleitet das Gefühl dafür, welches Verhalten und welche Gespräche in Gesellschaft mit anderen angemessen sind. Ich will damit psychisch Kranke Menschen nicht verurteilen. Doch ich selbst, als psychisch kranker Mensch, sehe ein, daß mein Umgang mit anderen über Jahre stark von meiner Krankheit geprägt worden ist. Einfach ausgedrückt: Über was könnte man sonst reden, wenn man so stark von einer Sucht oder einer psychischen Krankheit eingenommen wird? Worüber soll man schon reden, wenn man die meiste Zeit des Tages todunglücklich ist? Ich glaube, viele depressive Menschen sind insofern sehr ehrlich, weil sie sich weigern, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie sind zutiefst unglücklich, und sie wollen nicht so tun, als wäre es anders. Und tatsächlich gibt es heutzutage auch viele Gründe, um unglücklich zu sein, und daß es inzwischen normal geworden ist, daß schon Teenager depressiv werden, wundert mich nicht, angesichts der politischen Weltlage, und angesichts dessen, daß wir uns über unsere seelischen Nöte mit toten Dingen hinweghelfen wollen – toten Dingen, wie iPhones, iPads, HD-Fernseher, 3D-Filme und vielem mehr. Erich Fromm hat einmal (sinngemäß) gesagt: "In einer kranken Gesellschaft gut zu funktionieren, ist kein Ausdruck von Gesundheit." Ich halte das für eine brillante Aussage. Es ist aber auch kein Zeichen für Gesundheit, wenn man sich ununterbrochen in seiner Krankheit ergeht, in ihr zerfließt und sich in ihr auflöst. Ich glaube, um aus der Krankheit herauszukommen, muß man sich erst einmal ehrlich eingestehen, daß man eben wirklich krank ist, UND daß man wirklich auch dieser Krankheit herauskommen will. Das heißt aber, daß man die Krankheit ablehnen muß. Man muß sie wirklich ablehnen und klar und offen aussprechen: Diese Krankheit will ich nicht! Oder wie der Buddha einmal gesagt hat: "Wer sich am Leiden erfreut, der kann nicht vom Leiden erlöst werden." Solange ich mich also daran erfreue, Pornos zu schauen und dabei zu masturbieren, solange ich mir nicht eingestehen will, daß ich darunter leide, süchtig zu sein, eben solange werde ich mich davon auch nicht befreien können. Wer sich nicht eingesteht, daß er süchtig und krank ist – denn süchtig sein, heißt krank sein – der wird sich auch nicht davon befreien können. Zu diesem Eingeständnis gehört nun aber auch, daß man einsieht, wo sich die eigene Krankheit äußert. Jemand der zum Beispiel Geschwüre am Körper hat, kann ganz deutlich sehen, worin sich seine Krankheit äußert, also wodurch sie außen sichtbar wird, und ich glaube, seine natürliche, gesunde Reaktion darauf wäre, daß er diese Geschwüre zu verdecken versucht, sie also nicht sichtbar macht, eben weil sie einfach nicht schön anzusehen sind. Bei psychischen Krankheiten ist es aber sehr viel schwerer zu merken, wie und wann die Krankheit nach außen tritt. Ja, ich glaube sogar, daß es ein wichtiger Teil vieler psychischer Erkrankungen ist, daß die Betroffenen das Gefühl für ihre eigenen persönlichen Grenzen und die persönlichen Grenzen ihrer Mitmenschen verloren haben, so daß ihnen das Gespür dafür entgleitet, was im Gespräch mit anderen angemessen ist. Ja, und ich glaube, daß es tatsächlich ein Zeichen von Gesundung ist, wenn einem plötzlich wieder bewußt wird: "Worüber spreche ich hier eigentlich?", und "Mit wem?!" Ich glaube, es ist ein Zeichen von Gesundung, wenn man auf einmal wieder eine gewisse Scham für das eigene Verhalten empfindet, und dann seine "Geschwüre" wieder zu verdecken versucht. Insofern kann ich Andys Verhalten gut verstehen, und ich verstehe nun auch besser, warum die Tagebucheinträge in eigentlich allen Tagebüchern hier mit der Zeit seltener und kürzer werden. Eben einfach, weil die akuten Probleme und Schwierigkeiten gelöst sind. Das gilt natürlich nur für diejenigen, die über längere Zeiträume Erfolge verbuchen können. Ich melde mich nun zum Beispiel mit einem Rückfall zurück, und ich möchte ihn auch gleich etwas ausführlicher schildern. Doch zuvor möchte ich ganz klar sagen: Dieser Rückfall erschüttert mich überhaupt nicht mehr. Warum kann ich das so selbstbewußt sagen? Einfach, weil ich nun schon seit über einem halben Jahr immer weniger Probleme mit Pornos und Masturbation habe, und weil ich schon in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit gemerkt habe, wie gut es mir tut, mich davon zu befreien, und wie viele andere Probleme sich dadurch von selber lösen. Inzwischen WEISS ich, daß ich meine Sexsucht letztlich endgültig überwinden werde. Ja, es hat sich ein sehr starkes Selbstvertrauen dazu eingestellt. Nun möchte ich noch einmal kurz meinen Rückfall schildern. Ich habe mir gestern abend schnell im Internetcafe knapp 10 kurze Porno-Clips runtergeladen, auf meinem USB-Stick nach Hause getragen, den Computer angemacht, die Clips angeschaut, und dazu in kurzer Zeit zweimal hintereinander bis zur Ejakulation masturbiert. Das Runterladen und anschauen war am Anfangen wieder ganz klar von einer kurzen Phase mit einem heftigen Kick begleitet. Doch dieser Kick war auch schnell wieder weg. Dann habe ich mir eine Zeit lang die Videos angeschaut, und obwohl sie mich kurzfristig erregt haben, hat auch diese "normale" Erregung relativ schnell nachgelassen. Ganz deutlich ist mir aufgefallen, daß ich mich eigentlich überhaupt nicht richtig dabei entspannen konnte. Nicht nur, weil ich die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen dabei hatte, weil mir ja die ganze Zeit bewußt war, daß ich ohne Not meine Erfolge und Fortschritte aus den letzten Monaten zerstöre. Nein, ich habe einfach auch ganz deutlich gespürt, daß das, was ich da mache, nicht schön ist, und daß es mir auch keinen richtigen Spaß macht. Ich habe einfach ganz deutlich gespürt, daß dieses Verhalten zwanghaft ist, und daß ICH SELBER MICH DAZU ZWINGEN MUSS. Anders ausgedrückt, ich habe gemerkt, daß ich etwas Gutes und schönes in mir unterdrücken muß, um mich dazu zwingen zu können, in mir diesen Rausch zu erzeugen und mir diesen Kick abzuholen. Es war kein Gefühl, daß mich "überkommen" hat, so wie ein Schauer, der einem über den Rücken läuft, wenn man zärtlich gestreichelt wird, sondern es war ein Gefühl, in das ich mich (inzwischen bewußt) HINEINSTEIGERN mußte. Ja, und danach fühlte ich mich einfach furchtbar. Ich war total verspannt, weil ich so krumm und schief auf dem Sofa gelegen hatte, und einerseits fühlte ich mich völlig dumpf und leer. Ich fühlte mich völlig passiv und faul, und ich wollte mich nur noch hinlegen und schlafen. Und andererseits spürte ich ganz deutlich, daß ich innerlich völlig unruhig und aufgewühlt war. Als ich mich dann endlich ins Bett legte, hatte ich das Gefühl, daß sich in mir eine brodelnde Zähe Masse bewegt, in der ich versinke, und in die ich hineingezogen werde. Es war regelrecht unheimlich. Rückblickend verstehe ich nun, warum es mir von Jahren noch so furchtbar schlecht ging. DAMALS HABE ICH DAS JEDEN TAG GEMACHT! Kein Wunder, daß ich so kaputt war. Abschließend möchte ich noch eine kurze Zusammenfassung der letzten Wochen und Monate geben: Meine Oma ist inzwischen verstorben. Es war eine schwierige Zeit, und es hat mich nah an meine Grenzen gebracht. Doch darüber möchte ich hier nicht mehr schreiben. Ironischer weise jobbe ich inzwischen in einem Internetcafe, und zwar in genau demselben Internetcafe, von dem ich hier schon ein paar Mal geschrieben habe. Ja, das steckt wirklich eine gewisse Ironie drin. Nun habe ich zu Hause das Internet abgestellt, und gerade weil ich die Einträge für dieses Tagebuch dann doch noch immer wieder hochladen wollte (und dazu in das Internetcafe gegangen bin), bin ich nun letztlich dort als Arbeitnehmer gelandet. [...]
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06.10.2012 18:03:28 | ||
Paul Mila | ||
Gruppe: Benutzer Rang: Beiträge: 176 Mitglied seit: 15.02.2012 IP-Adresse: gespeichert | [...] Das ist natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden, wie mein jüngster Rückfall nun wieder deutlich zeigt, und ich muß ehrlich zugeben, daß ich auch andere Verhalten von Onlinesucht wieder aufgenommen habe. Zum Beispiel spiele ich eigentlich jeden Tag ein Browser-Game neben der Arbeit, und da merke ich auch schon wieder, daß es mir schwer fällt, NICHT zu spielen. Doch die Arbeit dort hat auch ihre guten Seiten. Überwiegend nutze ich das Internet für konstruktive und heilsame Sachen, würde ich sagen. Ich informiere mich zum Beispiel über gesunde Ernährung, oder ich beschäftige mich damit, wie ich beruflich vorankommen kann. Vor allem aber bin ich in einer Umgebung mit anderen Menschen. Das heißt ich werde auch immer wieder aus meinem Online-Zustand herausgerissen, und ich werde immer wieder dazu gezwungen, zu Gunsten anderer Menschen gegen das Netz zu entscheiden. Manchmal nervt es mich zum Beispiel, wenn mich jemand dabei stört, daß ich gerade im Netz surfe. Aber dann erinnere ich mich natürlich schnelle daran, daß ich dort bin um zu arbeiten, und daß diese Kunde mir letztlich die Möglichkeit zu diesem Job verschafft. Also muß ich mich losreißen, um ihm zu helfen. Und ich habe in der Zwischenzeit auch immer wieder gemerkt, daß es mir regelrecht weh tat, wenn mir bewußt geworden ist, daß ich zu einem bestimmten Kunden vielleicht gerade unfreundlich war, weil er mich aus meiner Online-Welt herausgerissen hatte. Kurz gesagt: Die Arbeit dort hilft mir auch wieder dabei, dem Internet seinen gebührenden Platz als Werkzeug zuzuweisen. Nebenbei bemerkt, ist es sehr interessant für mich zu sehen, wie andere Männer auf mich wirken, die sich bei uns im Laden Pornos anschauen. Beim Saubermachen sehe ich manchmal aus dem Augenwinkel, was sich auf den Bildschirmen abspielt, und dann weißt ich bescheid. Ich kenne das ja schließlich. Doch von außen betrachtet finde ich's ehrlich gesagt abstoßend. Verblüffend oder? Selber habe ich's Jahre lang gemacht, und bei anderen stört es mich nun. Naja, beim Rauchen geht's mir ja inzwischen auch so. Also ist es ein gutes Zeichen. Und über die übrigen Risiken werde ich in Zukunft einfach wieder regelmäßig schreiben müssen. Im Übrigen ging es mir in den letzten Wochen eigentlich ganz gut. Ich merke, daß ich mein Leben im Großen und Ganzen deutlich verbessert habe in diesem Jahr, und darüber bin ich sehr froh. Die Entscheidung, mich endgültig von meiner Sex- und Pornosucht zu befreien, hat dabei eine sehr wichtige Rolle gespielt. Ja, und ich merke auch, daß ich mein Leben nicht nur verbessert habe, sondern daß ich es inzwischen auch kontinuierlich immer weiter verbessern kann. Ich fange wieder damit an, neues zu lernen, und mein Leben damit zu bereichern. Ich glaube inzwischen wirklich, daß es ein ganz, ganz entscheidender Schritt für mich war, meine Sexsucht endgültig in Angriff zu nehmen, und je weiter ich mich von ihr entferne, desto mehr begreife ich, was für ein zentrales Problem sie in meinem Leben gewesen ist. Besonders direkt nach so einem Rückfall spüre ich das. Direkt nach so einem Rückfall erinnere ich mich wieder daran, wir schlecht ich mich noch vor einem halben Jahr DIE MEISTE ZEIT gefühlt habe, und dabei wird mir schlecht. Gottseidank habe ich in den letzten Monaten genügend positive, konstruktive und heilsame Gewohnheiten geschaffen, die mich nach diesem Rückfall stützen. Ich hab's zum Beispiel seit über einem Monat wieder hingekriegt, wirklich jeden Tag um 7:00 Uhr aufzustehen. Also auch am Wochenende. Doch als ich heute Nacht ins Bett gegangen bin, war mir angst und bange vor dem Aufstehen heute. Ich dachte: "Morgen früh wird schrecklich!" Doch weil ich nun schon seit Wochen wieder jeden Tag um 7:00 Uhr aufgestanden bin, fiel es mir heute gar nicht so schwer aufzustehen, wie ich befürchtet hatte. Ja, und so merke ich einfach, daß ich noch viele andere gute Gewohnheiten im Rücken habe, die mir jetzt dabei helfen, diesen Rückfall schnell beiseite zu schieben, und weiter auf meinem positiven Kurs zu bleiben. Und das ist ein gutes Gefühl. Das wichtigste aber zum Schluß. Mir ist in der letzten Zeit auch wieder klar geworden, daß der Weg aus der Sucht und der Krankheit niemals endet. Man darf sich nicht auf den eigenen Erfolgen und Fortschritten ausruhen. Denn wer nicht Strom aufwärts schwimmt, treibt zurück. Es ist schön, daß ich in den letzten Wochen und Monaten gute Erfolge und Fortschritte erzielt habe. Doch BEWAHREN kann ich sie nur dadurch, daß ich WEITER und HÖHER strebe. Ja, ich kann meine Erfolge und Fortschritte nur dadurch BEWAHREN, daß ich mich NICHT mit ihnen zufrieden gebe, sondern nur dadurch, daß WEITER und HÖHER strebe! Dazu muß ich aber meine Ansprüche an mich anheben. Vor ein paar Monaten habe ich nur den Anspruch gehabt, daß ich nie wieder Pornos schauen werde. Jetzt, wo sich dieser Anspruch langsam verwirklicht, muß ich mir das nächst höhere Ziel setzten, muß ich mir ein Ziel suchen, daß noch höher liegt. Zum Beispiel habe ich mir nun ernsthaft vorgenommen, meine Schlafprobleme endgültig in den Griff zu bekommen, und um das zu erreichen, habe ich mir vorgenommen, nie wieder später als 7:00 Uhr aufzustehen. "Nie wieder" klingt in diesem Zusammenhang vielleicht zu radikal, und sicher werde ich in meinem Leben auch mal wieder den einen oder anderen Tag haben, an dem ich doch absichtlich oder unabsichtlich ausschlafen werde. Doch im Großen und Ganzen möchte ich in meinem Leben endgültig die Gewohnheit schaffen, daß ich früh aufstehe und früh ins Bett gehe. Denn damit ging es mir in der Vergangenheit einfach sehr gut. Besonders als Kind. Ja, und damit setzte ich die Meßlatte auch ein bißchen höher. Ich strebe weiter aufwärts, und auch wenn es nichts Außergewöhnliches ist, so ist es für mich doch ein Fortschritt, und zwar ein Fortschritt, der auf einem anderen Fortschritt aufbaut. Und das macht mich froh. In diesem Sinne, Paul
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06.10.2012 18:05:24 | ||
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