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Am 31.10.1995 berichtete der Fernsehsender Pro 7 in der Fernsehsendung "Die Reporter":
Vor einer Diskothek erlebt die 16-jährige Katja die schlimmste Stunde ihres Lebens. Zwei Mädchen ziehen sie nackt aus, schlagen sie brutal zusammen, 40 Leute sehen tatenlos zu, keiner hilft ihr.
Diskoabend in Herzfelde, 80 km von Berlin entfernt. In der Woche trifft sich hier die Landjugend. Diskoabend in Herzfelde, so ziemlich die einzige Freizeitmöglichkeit für die Jugendlichen aus der Umgebung.
Auch die 16-jährige Katja will mal wieder richtig abrocken, doch sie kommt erst gar nicht in die Disko. Vor dem Eingang wird sie von zwei Mädchen brutal zusammengeschlagen, 40 Jugendliche sehen dabei tatenlos zu, feuern die Täterinnen sogar noch an, für sie offenbar amüsanter als jeder Diskorock. Eigentlich wollte Katja nur tanzen gehen. Eine Stunde lang wird sie gequält. Eine Stund dauert er, der Foltertanz.
Es war nur eine kurze Meldung im Polizeibericht: "Mädchen vor Disko misshandelt". Als Täterinnen wurden zwei junge Frauen ermittelt.
Das betroffene Mädchen heißt Katja und ist 16 Jahre alt, sie ging eine Stunde durch die Hölle.
Herzfelde, kurz vor Mitternacht: Vor dem Eingang der Disko wird Katja von zwei Mädchen beschuldigt, sie auf der Tanzfläche angerempelt zu haben.
Einfach vollkommen ohne irgendwie vorher was anzukündigen, hat die dich einfach geschlagen?
Die Mädchen ziehen Katja bis auf den Pullover nackt aus, schlagen sie mit einer Eisenstange, drücken brennende Zigaretten auf ihrer Haut aus.
Das Resultat der einstündigen Tortur: Gehirnerschütterung, Rippenprellungen, eine Niere verletzt, blutige Abdrücke von Stiefeln am ganzen Körper. Brandwunden am Hals, an den Händen, am Bein, das linke Auge völlig zugeschwollen.
Ist es 'ne Disko, hier sind ja normalerweise wahnsinnig viele Menschen, waren denn hier keine Leute?
Was waren das für Kommentare?
Unfassbar, ich muss sagen, wir haben es überhaupt nicht glauben können. Während Katja zusammengeschlagen wird, getreten wird, während sie um Hilfe schreit, stehen 40 Jugendliche um sie rum, keiner hilft ihr. Im Gegenteil, sie alle johlen noch, krakeelen noch und feuern sogar die Täterinnen noch an.
Auch Freunde von Katja haben das ganze mit angesehen:
Ein Freund von Katja alarmiert die Polizei im Nachbarort Templin, anonym. Katjas Vater, er ist Polizist, hat zufällig an diesem Abend Dienst. Er nimmt den Anruf entgegen, schickt einen Funkwagen zur Disko.
Die Polizisten können auch nichts sehen, denn Katja wird hinter der Menschenmenge versteckt. Damit sie nicht um Hilfe schreit, wird ihr von einer der Schlägerinnen der Mund zugehalten.
Frage an einen Freund Katjas: "Warum hast du denn nicht gewunken als die Polizei kam und die Katja nicht gesehen hat, hast du da nicht irgendwie, bist du da nicht hingelaufen zu der Polizei und hast gesagt, 'eh ihr Leute, hier ist das!'?
Auch die anderen Freunde von Katja, die an diesem Abend dabei sind, alles mit ansehen, haben Angst, sich einzumischen. Angst haben sie auch heute noch.
Also ich muss sagen, was sich jetzt hier heute Abend vor der Gaststätte abspielt, ist wirklich unfassbar. Katja hat sich vor die Kamera getraut, weil sie sagt, sie will, dass so etwas nicht noch öfter passiert. Wir sind hier mit mehreren Freunden und Freundinnen von ihr hierher gefahren und keiner, bis auf einen einzigen, traut sich jetzt, noch was zu sagen. Sie alle sagen, sie möchten nicht die Nächsten sein, sie möchten weiter hier zur Disko gehen, und sie seien deswegen nicht bereit, vor der Kamera was zu sagen. Es ist eigentlich wirklich die Fortsetzung des Abends, wo 40 Leute drum rum stehen und schweigen und letztlich keiner hilft. Genau so ist es heute Abend wieder, keiner will etwas dazu sagen.
Katja steht jetzt ganz alleine da, sie traut sich kaum noch auf die Straße, wird seit der Tat bedroht.
Doch Katja hat sich trotzdem nicht einschüchtern lassen. Sie hat Anzeige erstattet, geht in die Öffentlichkeit, will vor Gericht aussagen.
Katja gibt nicht auf. Sie gibt auch die Hoffnung nicht auf, die Hoffnung, dass doch noch einige ihrer Freunde den Mut finden, öffentlich auszusagen. Denn nur dann kann auch die grölende Masse überführt werden. Katjas Vater:
Katjas Wunden werden heilen, doch die seelische Verletzung bleibt.