Weil ich selbst vor etwa 20 Jahren von diesem Glauben sozusagen "abgefallen" war, wird dieser Beitrag wohl eher kritischen Charakter haben. Damit möchte ich dieses Thema aber auf keinen Fall allein auf (negative) Kritik beschränken.
Bestimmt gibt es in diesem Forumsboard einige "treue Schäfchen" bzw. "Gotteskinder" im "Werk des Herrn", für die dieser Thread vielleicht eine Gelegenheit sein könnte, von ihrem wunderschönen Glauben, die vielen dort zu erlebenden "Gottesdienste" bzw. "Segensstunden" und manch aufbauenden "Glaubenserlebnissen" Zeugnis im "Weinberg" dieses Forenboards zu bringen.
Gleich zu Anfang habe ich erst mal gegoogelt, indem ich nach "Neuapostolische Kirche" und "Kritik" suchte (klick). Grundsätzlich hält diese Glaubensgemeinschaft aber nicht sehr viel von Kritik, Diskussionen und (menschlichen) Meinungen. Dafür aber meiner Einschätzung nach umso mehr von Indoktrination, Konditionierung bzw. Gehirnwäsche; auch wenn die NAK das nicht unbedingt so sieht.
ch erinnere mich, dass es ein unumstößlicher Glaubensgrundsatz der NAK war, dass den Worten Jesu zufolge die "Sünde wider den Heiligen Geist" bis in alle Ewigkeit nicht vergeben werden kann.
Weil sich die NAK aber als die Kirche ansieht, in der dieser "Heilige Geist" wirkt, sind diesem Glaubensgrundsatz zufolge auch jegliche gegen diese Kirche gemachten Äußerungen eine Sünde, die (angeblich) ewiglich nicht vergeben werden kann.
Ich will nicht alles schlecht reden was die NAK betrifft, denn sonst wäre ich damals als junger Mensch nicht immerhin ca. 12 Jahre ein so überzeugtes Mitglied dieser Glaubensgemeinschaft gewesen.
Das Glaubensziel der NAK ist sehr interessant und erweckt Hoffnungen, wie sie eigentlich jeder Mensch hat. Eine Kombination aus der im Neuen Testament der Bibel verheißenen Wiederkunft Christi und einigen Passagen der Offenbarung ergibt ein Glaubensziel, dass Jesus zwar wiederkommt, aber nicht richtig.
Denn im selben Moment findet (angeblich) auch die in der Offenbarung verheißene "erste Auferstehung" statt, wo die treuen Mitglieder der NAK ("Braut Christi") den Ruf 'Komm!' ihres Herrn und Heilandes Jesus Christus hören werden, und sie augenblicklich verwandelt werden und in den Himmel auffahren.
Die Begegnung findet dann in den Wolken statt und gemeinsam werden alle dann entrückt zur "Hochzeit im Himmel". Zur gleichen Zeit findet dann die "Hochzeit auf Erden" statt, wo der Satan auf Erden sein entsetzliches Unwesen treiben wird.
Viele Menschen haben eine Art innere Sehnsucht bzw. Verlangen nach fantastischen Abenteuern. Die Filmbranche befriedigt solche Bedürfnisse durch entsprechende Fantasyfilme mit bspw. feuerspeienden Drachen u.ä..
Und ein so geartetes wirklich fantastisch ausgestattetes Szenario als Glaubensziel, was den "Gotteskindern" in Aussicht gestellt stellt wird, und sie immer und immer wieder mit dieser Vorstellung indoktriniert werden, stellt auf diese Weise auch eine Befriedigung so eines Bedürfnisses dar.
Und wer schon mal die Offenbarung am Ende der Bibel durchgelesen hat, dem müsste klar sein, dass alles, was dort geschrieben steht, niemals wortwörtlich zu verstehen ist, sondern alles allenfalls nur im übertragenen Sinn gemeint sein kann.
Aber die NAK hat sich doch tatsächlich da einige "phantastische" Sachen herausgepickt und wortwörtlich in ihr Glaubensziel integriert; unfassbar.
Auch wenn es vielleicht keiner so richtig zugeben möchte von den neuapostolischen Christen; im Grunde ist doch bestimmt jedem die Wiederkunft Christi, die Auferstehung, das Herrschen als König oder Priester im 1000-jährigen Friedensreich u.s.w., so ziemlich egal.
Die Komponente der Verwandlung des sterblichen Körpers in einen unsterblichen, und dass man von da an für alle Ewigkeit in paradiesischen Zuständen ohne jegliches Leid bzw. in der Herrlichkeit leben wird; das sind doch Aussichten, für die es wirklich zu lohnen scheint, die Entbehrungen eines Neuapostolischseins auf sich zu nehmen.
Und es gab den Spruch, dass Überkleiden besser als Entkleiden sei. Damit meinte man, dass es besser sei, wenn man das Glück hat, dass die Wiederkunft Christi zur eigenen Lebenszeit stattfindet. Wie sehr dieser Gedanke doch in allen verwurzelt war, zeigt auch die Verheißung des damaligen "Stammapostels" Bischoffs, dass der Herr (J. Christus) noch zu seiner Lebenszeit kommen würde.
Als er dann aber verstarb, ohne dass zumindest offensichtlich nichts von irgendeiner Wiederkunft Christi zu bemerken war, musste das in vielen Herzen der NAK-Gläubigen eine gewaltige Enttäuschung ausgelöst haben; abgesehen davon, dass auf diese Weise auch der Exklusivanspruch dieser Kirche als alleiniges Erlösungswerk praktisch auf eindrucksvolle Weise wieder einmal widerlegt wurde.
Mit 25 fing ich zunehmend an, die Lehre der NAK in Frage zu stellen. Es war ein Prozess, der ungefähr zwei Jahre andauerte, wo ich mir intensiv Gedanken darüber machte, ob es wirklich richtig ist, so einem Verein so mit Leib und Seele anzuhängen.
Zum einen war ich zwar diese Belastungen los, aber diese ganzen phantastischen Aussichten, an die man so geglaubt und gehofft hatte, waren auch weg. Innerlich stand ich vor einem geistigen Loch. Das Wissen, am Ende meines Lebens doch wie alle anderen Menschen altern und schließlich sterben zu müssen, war für mich erst mal unerträglich.
So viel Freude, wie mir zuvor der Glaube an das von der NAK verheißene ewige Leben brachte, so viel Angst und Sorge bereitete mir jetzt diese Vorstellung. Es konnte also nicht sein, was nicht sein durfte, nämlich dass ich älter werde und irgendwann sterben muss.
Also klammerte ich mich an Bibelpassagen, nach denen manche wenige Menschen am Ende ihres Lebens gen Himmel auffuhren und anscheinend den Tod dadurch nicht sehen brauchten. Oder dem Jesusspruch, dass alles möglich sei, dem, der da glaubt.
Auch schuf ich mir eine eigene Weltanschauung, nach der es auch, wie der Lehre der NAK zufolge, möglich sei, quasi ewig zu leben. Erst vor einiger Zeit hatte ich im Thread "Forever young - Für immer jung - Ist ewiges Leben möglich?" (klick) dazu ein Essay verfasst.
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Nachfolgend möchte ich versuchen zu beschreiben, auf welche Weise es diese Kirche immer wieder schafft, ihre Gläubigen davon zu überzeugen, dass sie angeblich das Heils- und Erlösungswerk Gottes sei.
Predigten werden in den "Gottesdiensten" unvorbereitet, also improvisiert (!) gehalten; also rein auf der Grundlage von Intuitionen bzw. Eingebungen, die der Prediger während seines Vortrages hat. Es wird dabei so argumentiert, dass wenn der Prediger seine Predigt vorher ausarbeiten würde, dass die Predigt dann ja nicht mehr Gottes Wort sein könne, sondern nur noch menschliche Meinung.
In der NAK versteht sich nämlich der "Gottesdienst" tatsächlich als Dienst Gottes an den anwesenden Zuhörern, indem (angeblich) Gott bzw. der Heilige Geist sein Wort dem "Dienenden" (so heißt der Prediger) in seinen Geist gibt und er es nur noch ausspricht.
Da müssten sich aber eigentlich die Gläubigen fragen, warum denn Gott nicht am besten gleich selbst redet; was dann auch noch den positiven Nebeneffekt hätte, dass es dann überhaupt keinen Zweifel mehr an der Herkunft der Predigt gäbe.
Nun ist wissenschaftlich bewiesen, dass es mitunter so was wie Gedankenübertragung tatsächlich gibt, auch wenn man es bisher Wissenschaftlern noch nicht gelungen ist herauszufinden, wie das funktioniert. Ich verweise hierzu auf den Thread "Telekinese, Exorzismus, Telepathie und außersinnliche Wahrnehmung" (klick).
Ich hatte das schon oft erlebt, dass oftmals die Predigt von Sachverhalten handelte, die ich unmittelbar zuvor erlebte bzw. was mich innerlich bewegte. Da entstand dann wirklich der Eindruck, als ob da tatsächlich Gott im Spiel sei, denn woher sollte der Predigende das wissen?
Und wenn es sogar wirklich hier und da wirklich so gewesen wäre, wäre das kein Grund, dass sich die NAK auf so eine überhebliche Weise als das alleinige Erlösungswerk Gottes den Menschen präsentiert.
Aber einmal hatte ich auch wieder so ein Erlebnis, dass mir aber doch sehr seltsam erschien und mir deswegen doch sehr zu denken gab. Während des Zuhörens war ich innerlich etwas abgelenkt und dachte daran, dass ich mir was kaufen wollte, wofür ich aber nicht genug Geld hatte.
In diesem Moment sprach der Prediger davon, dass, wenn man nicht genug Geld hätte, dass man dann eben sparen müsse; logisch. Zu logisch, wie ich finde, denn das weiß doch nun jeder, dass das eine Möglichkeit wäre, sodass man so eine Erkenntnis doch nur als allzu trivial bezeichnen kann.
Was für einen Grund sollte Gott haben, mir so einen primitiven Rat zu geben? Nämlich keinen. Also wurde für mich dieses Erlebnis zu einem Schlüsselerlebnis, wo ich begriff, dass nicht jedes unerklärliche Phänomen automatisch bedeuten muss, dass da Gott oder so was im Spiel sein müsse.
Aber auf der Ebene wird doch von der NAK argumentiert, nämlich dass angeblich kein Mensch in der Lage wäre, so eine lange Rede quasi aus dem Hut zu halten. Nun, der kürzlich verstorbene TV-Entertainer Hans-Joachim Kulenkampff konnte das aber auch, ohne dass er ein sog. "Gotteskind" der NAK war.
In einem Interview wurde er gefragt, ob er auch ohne Vorbereitung einfach auf die Bühne gehen könne in einer TV-Livesendung, und dort seine Ansprache zu halten vor dem vielen Publikum. Er antwortete, dass er das absolut nicht nötig hat. Er hätte die Fähigkeit, völlig unvorbereitet die Bühne während einer Live-Sendung zu betreten, und dann seine Show mit einer Rede zu beginnen.
Woher diese Fähigkeit kommt, will ich an dieser Stelle unbeantwortet lassen. Ist so was mit der Zeit erlernbar? Ist es eine überaus kreative Genialität des menschlichen Verstandes oder hat so eine Intuition (auch) was mit einer höheren Macht zu tun, einem "Heiligen Geist" oder so was?
Ich hatte so ein Erlebnis auch mal bei einer Predigt eines baptistischen Predigers gehabt, dass er eine längere Zeit völlig frei sprach und der Inhalt (zufällig?) Sachverhalte betraf, wo ich mich persönlich sehr angesprochen fühlte.
Diese beiden Beispiele zeigen mir doch, dass das völlig improvisorische Halten einer Rede durchaus nicht nur in der NAK üblich (und erfolgreich) möglich ist; und auch kein Beweis dafür ist, dass unbedingt immer Gott bzw. der Heilige Geist für solches Wirken ursächlich verantwortlich zu machen sei.
Die NAK beruft bzw. berief sich auf eine Textpassage im 2. Kapitel des 4. Buch Esra, nach der von einer "apostolischen Kirche" die Rede sei.
In der NAK wird auch reichlich mit "Glaubenserlebnissen" gearbeitet, die allesamt angeblich beweisen wollen, dass die NAK die wahrhaftige Kirche Christi sei.
Ich erinnere mich zufällig an eine Geschichte, nach der ein Gast in den sog. "Gottesdienst" eingeladen wurde. Aber zufällig an diesem Tag sprang leider das Auto nicht an, sodass leider der Besuch ausfallen musste.
Der Amtsträger kommentierte dieses Erlebnis so, dass auch der Teufel auf sei, um zu verhindern, dass der wahren Kirche Christi zu erlösende Seelen zugeführt werden. Was soll man eigentlich hierzu noch sagen?
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Ist die sog. "Neuapostolische Kirche" eine (gefährliche) Sekte? Ist ihre Lehre, dass es bspw. wieder neue Apostel Jesu geben muss, die diese Kirche (angeblich) hat, um die Menschen zu erlösen (von was auch immer) grundsätzlich mit der Bibel vereinbar?
Ich bin damals von Kind an im Glauben dieser Religionsgemeinschaft erzogen worden und war bis etwa zu meinem 26. Lebensjahr als überzeugtes sog. "Gotteskind" dabei gewesen. Inzwischen habe ich schon seit über 20 Jahren mit dieser Kirche weitgehend nichts mehr zu tun.
Manches hat sich inzwischen dort geändert, anscheinend hat diese Kirche nun ihren Absolutheitsanspruch aufgegeben, dass sie das einzig wahre Erlösungswerk Gottes sei; behauptet aber weiterhin, dass nicht die Lehren der Bibel, sondern die Lehren der NAK die Menschen zu Gott führen würden, weil Gott bzw. der Heilige Geist (auch) über diese Kirche sein Wort den Menschen übermitteln würde.